Tobias Terweh (29) ist einer der Bauherren, die sich auf ihr Haus am Deventer Weg freuen. Doch er würde gerne anders bauen, als es dort bisher erlaubt ist. Es geht ihm um ein halbes Vollgeschoss. Und mehr Wohnraum auf weniger Grundfläche.
Mit zukünftigen Nachbarn hat er eine Änderung des Bebauungsplans angestoßen. „Ich habe Unterschriften gesammelt“, sagt er. Nicht ganz einfach: Denn die Namen seiner zukünftigen Nachbarn hat er nur per Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren. Wegen des Datenschutzes. „Es gibt 52 Grundstücke, 30 Namen habe ich herausgefunden, 24 haben unterschrieben“, sagt er.
So könnten beispielsweise auch Einliegerwohnungen in den neuen Häusern möglich werden. Das wiederum würde es ganz neue Optionen mit Blick auf die Finanzierung geben: „Die Baukosten steigen, viele können sich ein Einfamilienhaus sonst gar nicht leisten“, sagt Tobias Terweh. Eine Idee wäre beispielsweise eine Einliegerwohnung, um mit mehreren Generationen unter einem Dach zu wohnen. Genau das erlaubt der dortige Bebauungsplan aber nicht.
Mehr Wohnfläche auf Grundstück
Doch der Weg dorthin ist noch weit. Und für Tobias Terweh und seine zukünftigen Nachbarn drängt die Zeit.
Aber von Anfang an: Wie in vielen Baugebieten in Ahaus und den Ortsteilen sind am Deventer Weg eineinhalb Geschosse möglich. Heißt: Im ersten Stock der Einfamilienhäuser gibt es viele Dachschrägen. Tobias Terweh und etliche seiner Nachbarn würden ihre Häuser aber gerne so bauen, dass auch die Außenwände im ersten Stock senkrecht stehen. Die Dachflächen sollen darüber enden. Ob als flachere Zeltdächer, Flach- oder Pultdach lässt er offen.

Mit den Unterschriften der zukünftigen Bauherren im Nacken hatte die CDU-Fraktion deswegen beantragt, den Bebauungsplan zu ändern. Unter anderem sollen zwei Vollgeschosse zugelassen, die Festsetzung von Dachform und -neigung dafür aufgehoben werden. Auf eine Beschränkung der Traufhöhe soll verzichtet werden. Gleichzeitig wird die zulässige Zahl der Wohnungen je Wohngebäude auf zwei Wohneinheiten beschränkt werden.
Meinungen prallen aufeinander
Am Donnerstagabend kam das im Bauausschuss auf die Tagesordnung. 17 der Unterzeichner saßen auf der Zuschauertribüne. Sie sahen, wie im Ausschuss einige Meinungen aufeinanderprallten. Auf der einen Seite die Befürworter: Ahaus müsse sich modernem Wohnen öffnen. „Wir sind die einzige Stadt, die so eine Bebauung nicht zulässt“, schimpfte der Alstätter Ortsvorsteher Bernhard Hackfort (CDU).
Wie es gehe, mache beispielsweise Vreden im Ortsteil Lünten vor. Zumindest in Alstätte komme sicherlich etwas Tolles dabei heraus. So schnell wie möglich solle der Bebauungsplan geändert werden. „Das ging in Wessum auch binnen weniger Tage – habe ich gehört“, sagte Bernd Holters, lehnte sich dabei weit aus dem Fenster und ruderte später aber noch zurück, als ihm mehrere Politiker und der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner klarmachten, dass das gar nicht sein könne.
Kein „Alstätter Landrecht“
Auf der nächsten Seite die Skeptiker: „Es darf kein Alstätter Landrecht geben“, hielt Klaus Löhring (Grüne) dagegen. Auch dort müsse eine Bebauungsplanänderung den normalen Regularien folgen. Außerdem müsse dann auch für die anderen Ortsteile so eine Bebauung möglich sein. Stichwort: Gleichbehandlungsgrundsatz.
Auch aus der CDU gab es zumindest skeptische Stimmen: „Die Bauherren die wollen, können ja aktuell bauen“, sagte Franz Benölken. Und die würden ja schließlich auch die Grenzen des Bebauungsplans kennen. Eine Änderung sei denkbar, dauere aber eben einfach eine Weile.
Und schließlich noch die Verwaltung, für die Thomas Hammwöhner in die Verteidigung ging. Eigentlich wolle er einen so jungen Bebauungsplan wie den am Deventer Weg gar nicht ändern. Falls das nun aber gewünscht werde, müsse das den normalen Gang mit Beschlüssen, Beteiligungen und Offenlegung gehen. „Das dauert. Und das bindet Arbeit in der Verwaltung“, sagte er.
Arbeit, die im Moment an anderer Stelle gebraucht werde: Beispielsweise für den geplanten Kindergartenneubau an der Öddingstraße. „Die Kollegin, die dafür zuständig ist, kann nicht auf zehn Hochzeiten gleichzeitig tanzen“, machte er deutlich. Und auch müsse geprüft werden, ob so eine Bebauung an anderer Stelle verträglich sei. Für den Deventer Weg sieht er erst einmal keine Komplikationen. „Hinter einem Lärmschutzwall mag das gehen, woanders aber vielleicht nicht“, erklärte er.
Gegen die Stimme von Reinhard Horst (WLA) stimmte der Bauausschuss schließlich für einen Arbeitsauftrag an die Verwaltung. Sie soll die Änderung des Bebauungsplans so zügig wie möglich auf den Weg bringen.
Trotzdem sehen sich die Bauherren unter Zeitdruck: „Wir müssen jetzt beim Notar unterschreiben, um das Grundstück zu behalten“, sagt Tobias Terweh. Sonst drohe der Anspruch zu verfallen. Ab dieser Unterschrift laufen zwei Jahre in denen die Häuser dann fertig gebaut sein müssen. Auch das ist vertraglich festgeschrieben.
Andernfalls drohen Strafen. „Wenn nun aber der Bebauungsplan erst in ein paar Monaten geändert wird, wird die Zeit natürlich knapp“, sagt Tobias Terweh. Dennoch ist er zuversichtlich: „Wir sehen die Entscheidung von Donnerstag als ersten guten Schritt. Darauf haben wir auch schon angestoßen“, erklärt er.
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