Mit einem leisen Surren hebt die Drohne ab und schießt in den blauen Himmel. Staunende Augen blicken ihr nach, als sie hoch über dem Karpatengelände ihre Runden zieht. Da, wo gestern noch tausende von Partygängern die Nacht zum Tag gemacht haben, ist wieder ordentlich Betrieb. Alstätter und Ottensteiner haben sich hier, nahe an der Gemeindegrenze, getroffen, um den zehnten Jahrestag der Fusion ihrer beiden Pfarrgemeinden zu feiern.
Für viele ist es das erste Mal seit Jahrzehnten, dass sie wieder einen Fuß ins Karpatenzelt setzen. Kurz bevor es losgeht, ist Mitveranstalter Hermann Niemeier schon in der Zeltstadt unterwegs und guter Dinge: „Wir nehmen normalerweise 15 Euro Eintritt. Die können die Leute dann ja in den Klingelbeutel tun“, sagt er lachend und eilt davon.
Über 1000 Gäste beim Gottesdienst
In der Tat hat sich seit dem frühen Morgen auf Karpaten einiges getan. Freiwillige aus beiden Orten haben die Spuren der nächtlichen Party beseitigt. Vereine und Institutionen sind mit ihren Ständen und verschiedensten Angeboten eingezogen. Um Punkt elf Uhr tritt Pfarrer Stefan Jürgens vor die Gläubigen, flankiert von Vereinsflaggen. Auf der großen Bühne, angestrahlt von zahlreichen Scheinwerfern, mag er sich fühlen wie ein Rockstar. Überhaupt hat der Festgottesdienst eher etwas von einem Musikfestival. „Wenn ich das hier so sehe, würde ich sagen, wir machen das ab jetzt jeden Sonntag so“, freut sich der Geistliche.
Über 1000 Gottesdienstbesucher sind hier, um zu beweisen, dass die beiden Kirchtürme näher zusammengerückt sind als viele glauben. Die Gemeinschaft ist in den vergangenen zehn Jahren natürlich gewachsen. „Nicht alle müssen das Gleiche können. Heute beim Pfarrfest merken wir: Jeder bringt ein, was er kann“, so Jürgens.

„Ohne ein Miteinander funktioniert nichts. Alles, was hier heute geboten wird, geht darauf zurück, dass sich Menschen für andere Menschen engagieren“, so die Pfarreiratsvorsitzende Brigitte Nacke. Auch wenn der Prozess des Zusammenwachsens sicher kein einfacher gewesen sei, wie sie zugibt. „In vielen Bereichen haben wir unsere Eigenständigkeit auch bewahrt“, wiegelt Georg Garming vom Pfarreirat ab.
Dass es sich immer lohnt, an einem Strang zu ziehen, zeigen nicht nur die christlichen Verbände. Die Geflügelvereine aus Alstätte und Ottenstein zeigen am gemeinsamen Stand ihre Tiere und der Hegering hat seine rollende Waldschule und die Drohnenrettungseinheit mitgebracht. Der Ghanakreis und die Strickgruppe geben Einblicke in ihre Arbeit und für die Sicherheit sorgen Löschzüge von beiden Seiten der Wacholderheide.
Prozess des Zusammenwachsens
Aus der Live-Arena schallt der „Böhmische Traum“ herüber. Das Bühnenprogramm ist selbstgemacht und hat es in sich: Der Feuerwehrmusikzug Ottenstein und der Alstätter Musikverein teilen sich die Bühne mit dem Orchester Kreuz und Quer, dem Männergesangsverein Eintracht und dem Bläsercorps des Hegerings. Außerdem singen der Chor For Pleasure und die Young Voices.
Zwischendurch bringt die KFD-Theatergruppe mit Sketchen das Publikum zum Lachen. „Die haben hier ganz schön was auf die Beine gestellt“, staunt Franz-Josef Jessing, der seine ganze Familie mitgebracht hat. Beim Pfarrfest ist eben für jeden etwas dabei.
Erlöse für drei Projekte
Die Bücherei hat einen Bücherflohmarkt vorbereitet, KAB und Kindergärten bieten Gelegenheit zum Spielen und Basteln und Mutige können sich draußen auf die Strickleiter wagen oder im Feuerwehrauto mitfahren. Die Erlöse aus dem Pfarrfest kommen zu je einem Drittel der Renovierung der Ottensteiner Kirche, dem Alstätter Pfarrheim und der Arbeit mit Geflüchteten zugute. Die sind übrigens auch mit einem eigenen Stand vertreten.
„Es werden viele Selbstverständlichkeiten in den nächsten Jahren wegfallen. Aber wir müssen trotzdem zusammenbleiben“, hatte Pfarrer Jürgens den Gläubigen beim Gottesdienst zugerufen. Aus der einstigen „Vernunftehe“ zwischen Alstätte und Ottenstein ist etwas Gutes entstanden. Auch wenn der Weg noch lang ist.
Viele weitere Impressionen vom Pfarrfest unter www.muensterlandZeitung.de

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