
© Christian Bödding
Wessum um 1965 gibt es jetzt als Bronzemodell
Wessum als Bronzemodell
Der Heimatverein ließ ein Bronzerelief fertigen, das Wessum um 1965 zeigt. Die Mitarbeiter der Kunstgießerei in Drensteinfurt waren vom Wachsmodell und dessen Feinheiten beeindruckt.
Nein, am Sockel muss in Wessum keiner mehr drehen. Da ist sich Herbert Grotholt, der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Wessum, sicher. Die kleine Spitze gilt am Freitag den Stadtlohnern. Dort passte am Donnerstag beim Aufsetzen des Stadtreliefs auf den Sandsteinsockel die Ausrichtung hinten und vorne nicht. „Unser Bronzemodell mitsamt Sockel ist korrekt genordet“, sagt Herbert Grotholt. Das sehen Michael Gerling (Heimatvereinsvorsitzender) und Beatrix Wantia (Schriftführerin) ebenso.
Geschenk zum Jubiläum
2017, zum 50. Geburtstag des Heimatvereins, entstand die Idee, den Wessumern ein Geschenk zu machen. „Es sollte nicht nur ein Fest geben, wir wollten dem Dorf die enge Verbundenheit durch eine dauerhafte Erinnerung zeigen“, erinnert Michael Gerling an die Anfänge. Josef Vennekötter brachte die Idee eines Dorfmodells aus Bronze ins Spiel. Als Vorlage diente ein Luftbild von Wessum aus der ungefähren Gründungszeit des Heimatvereins. So ganz genau lässt sich die Aufnahme nämlich nicht datieren. Deshalb steht auf dem Bronzerelief: „Wessum um 1965“. Nur kurz hatte der Heimatverein überlegt, ein weitaus älteres, historisches Wessum-Motiv zu nehmen. „Aber wie Wessum vor 200 Jahren aussah, daran kann sich keiner erinnern. Wie es vor 50 Jahren aussah, noch etliche.“ Das Straßen- und Häuser-Grundgerüst sei noch da.
Wer das Modell mit der Wirklichkeit vergleicht, dem wird auffallen, dass Wessum in über 50 Jahren baulich enorm gewachsen ist. Verändert haben sich auch Straßenbezeichnungen. Die Lange Straße auf dem Modell heißt heute Wesheimstraße; die Kurze Straße ist heute die Leinenstraße, die Ahauser Straße wurde zur Hamalandstraße.

Das Bronzemodell wird noch in den Sockel eingelassen und am 30. April eingeweiht. © Christian Bödding
Dass auf dem Relief längst Vergangenes zu sehen ist, ist Heinz Nabers und Reinhard Rolving zu verdanken. Sie schufen anhand des Luftbildes ein Wachsmodell. „Sie haben darin hunderte Stunden Arbeit investiert“, ist Michael Gerling voll des Lobes für die zwei. Jedes einzelne Haus sei präzise modelliert und aufgesetzt worden. „Eine extrem filigrane Arbeit, sie haben zum Beispiel die Fenster in den Häusern herausgearbeitet.“ Auch verschieden bearbeitete Ackerflächen sind zu erkennen, sogar Tankstellen-Zapfsäulen.
Gießerei in Drensteinfurt
Gut eineinhalb Jahre arbeiteten Nabers und Rolving am Wachsmodell. Vor zwei Monaten war das Werk geschafft, der Heimatverein brachte das Modell zur Kunstgießerei Anft in Drensteinfurt. „Dort fiel den Mitarbeitern die Kinnlade ‘runter. So ein fein herausgearbeitetes Modell hatten sie bis dahin noch nicht gesehen“, berichtet Michael Gerling. Deshalb sei in der Gießerei für ein solches Modell auch erstmals eine andere Gießtechnik genutzt worden. „Sie haben einen Silikonabdruck erstellt, mit dem filigraner gearbeitet werden kann. Sonst ist eine Quarz-Sand-Mischung das Mittel der Wahl.“ In der vergangenen Woche war der Guss des Wessumer Bronzemodells, nach einigen erforderlichen Nachbearbeitungen konnte der Heimatverein das fertige Werk am Donnerstag dieser Woche in Drensteinfurt abholen.
Präsentation beim Maibaum-Aufstellen
Die Rechnung für die 85 mal 95 Zentimeter große Bronzeplatte kommt später. Zwar lässt sich der Heimatverein das Werk nachträglich zu seinem 50. Geburtstag einiges kosten, ist aber froh, dass zwei Großsponsoren mit ins Boot sprangen: die Kirchengemeinde, auf deren Grundstück das Modell seinen Platz findet, und die Sparkasse Westmünsterland. Die Kosten für das Modell liegen im höheren vierstelligen Bereich. Der Sockel vor dem Heimathaus wurde in Eigenleistung von Heimatvereinsmitgliedern erstellt.
Beim Holzschuhtag am Sonntag, 28. April, ist das Bronzemodell noch nicht zu sehen. Der Heimatverein Wessum präsentiert es der Öffentlichkeit am Dienstag, 30. April, beim Aufstellen des Maibaums am Heimathaus. Beginn ist um 19.30 Uhr.
Christian Bödding, Jahrgang 1966, ist bekennender Westfale, aber kein Sturkopf. Er schreibt gerne tiefgründig und am liebsten über lokale Themen, über die sich andere nach der Lektüre seiner Texte aufregen.
