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Weniger Unfälle, aber Polizei achtet besonders auf Fahrradfahrer
Unfallstatistik
Ostereier für richtiges Fahrradfahren. Die Aktion der Polizei hat einen ernsten Hintergrund: Auch wenn die Zahl der Unfälle zurück geht, verunglücken immer noch zu viele Menschen mit dem Rad.
Polizisten, die Ostereier in der Innenstadt verteilen? Eine Aktion, mit der die Beamten jene Fahrrad- und Pedelecfahrer belohnen wollen, die sich an die Regeln halten. Denn noch immer geschehen zu viele Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs.
Zahl der Unfälle geht insgesamt zurück
Ein Blick in die Jahresstatistik und dabei zuerst die gute Nachricht: Die Unfälle und die Zahl der Verunglückten ist auch in Ahaus im vergangenen Jahr zurückgegangen. 147 Unfälle mit Personenschäden verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr. Ein Rückgang von rund 13 Prozent.
Damit liegt die Stadt im kreisweiten Trend. Die Erklärung ist einfach: Wegen der Corona-Krise war auch die Verkehrsdichte deutlich geringer als im Vorjahr. Und wo weniger Verkehr herrscht, geschehen natürlich auch weniger Unfälle.
Das schlägt sich natürlich auch auf die Zahl der Verletzten nieder: 34 Personen wurden 2020 im Ahauser Verkehr schwer, 142 leicht verletzt. Auch diese Rückgänge um 15 bzw. 11,8 Prozent liegen im kreisweiten Schnitt. Eine Person verlor 2020 im Straßenverkehr in Ahaus ihr Leben.
Positiv haben sich auch Unfälle mit Beteiligung von Fahrrädern oder Pedelecs entwickelt. Kreisweit wie auch in Ahaus und den Ortsteilen. Und das trotz des Fahrradbooms im Coronajahr.
Schwerpunkt auf Fahrradverkehr
Trotzdem sind der Polizei gerade die Unfälle mit Fahrradfahrern weiter ein Dorn im Auge. Sie legt einen Schwerpunkt in die Prävention dieser Unfälle. Und da kommen eben Polizeioberkommissar Jan Tonke (42) und Polizeikommissar Stefan Benölken (41) ins Spiel: Sie haben sich in dieser Woche mit ihren Dienstfahrrädern auf den Weg durch Ahaus gemacht und die Ostereier verteilt.
Eigentlich sei die Präventionsaktion ja viel größer geplant gewesen. Eigentlich. Aber auch hier schlug natürlich das Coronavirus zu. Dennoch sei der Polizei wichtig, nicht immer nur Fehlverhalten zu ahnden. Über so kleine Projekte, wie eben die Verteilung der Ostereier, komme man mit den Verkehrsteilnehmern ins Gespräch und könne für das richtige Verhalten werben.
Dietmar Brüning, Pressesprecher der Polizei im Kreis Borken, sieht die hohe Zahl der Unfälle gerade mit Pedelecs nüchtern. „Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Pedelecs inzwischen herumfahren, ist es ja kein Wunder, dass auch die Zahl der Unfälle mit diesen Fahrzeugen steigt“, erklärt er.
Dennoch sei es der Polizei sehr wichtig, auf die Gefahren der beliebten Zweiräder hinzuweisen. Auch wenn sich die Situation langsam bessere, müsse sich der ein oder andere Autofahrer immer noch an die Geschwindigkeit der oft älteren Pedelecfahrer gewöhnen.
Verkehrsteilnehmer müssen sich immer noch an Pedelecs gewöhnen
Und auch diejenigen, die neu auf ein Pedelec steigen, würden oft vergessen, wie schnell sie unterwegs sind. „Gerade die älteren Radfahrer waren vorher gewohnt, vielleicht mit 12 oder 15 km/h zu fahren“, sagt er. Und plötzlich seien sie doppelt so schnell. Auch seien viele Radwege gar nicht für die relativ hohen Geschwindigkeiten ausgelegt: Engstellen, Kurven, schlechtes Pflaster – die Liste der Unfallquellen ist lang. Auch da will die Polizei mit verschiedenen Präventionsprojekten, mit speziellen Kursen und Angeboten für Aufmerksamkeit sorgen. Die gebe es sowohl in den Grundschulen als auch für Vereine oder Seniorengruppen. „Man muss uns nur ansprechen“, sagt Jan Tonke, der als Verkehrssicherheitsberater ständig auf Gefahren im Verkehr hinweist.
Denn während durch die Sicherheitstechnik in Autos die Zahl der Toten und Schwerverletzten immer weiter zurückgehe, habe ein Rad- oder Pedelecfahrer eben immer noch keine Knautschzone. „Da kann man nur darum werben, dass die Menschen wenigstens einen Helm tragen“, sagt Dietmar Brüning.
Wer noch tiefer in die Unfallstatistik der Polizei im Kreis Borken eintauchen möchte, kann das im statistischen Jahrbuch Verkehr tun. Es ist auf www.borken.polizei.nrw veröffentlicht.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
