Immer mehr Dächer von Ein- und Mehrfamilienhäusern werden mit Photovoltaikelementen belegt. Nur die Speicherung größerer Strommengen etwa für dunkle Wintertage war bisher nicht möglich. Das soll sich ändern. „Wir vermarkten die ersten Wasserstoffspeicher für Einfamilienhäuser“, sagt Christian Böwing, Gründer von Böwing Energietechnik aus Wüllen.
Die Anlagen hat das Berliner Unternehmen HPS (Home Power Solution) entwickelt: In einem Schrank wird aus Solarenergie Wasserstoff produziert. Der wird dann in Gasflaschen gelagert. Und bei Bedarf – also wenn die Photovoltaikanlage nicht genug Strom produziert – zurück in elektrischen Strom umgewandelt.
Von den Details gibt es nichts zu sehen. Der Schrank ist verschlossen und verplombt. Zum Prinzip: So lange die Sonne scheint, produzieren die Photovoltaikelemente auf dem Dach Strom. Wird der im Haus nicht komplett verbraucht, wird zuerst ein Batteriespeicher geladen: Der hat 20 Kilowatt Kapazität. „Damit kann man eine Nacht oder eine Verbrauchsspitze überbrücken“, erklärt Christian Böwing.
Ist dann auch dieser Akku geladen, springt der Elektrolyseur an: Mit dem Strom aus der Photovoltaik wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgeteilt. Der Sauerstoff wird an die Luft abgegeben, der Wasserstoff in Gasflaschen eingelagert.

Zusammengefasst in Flaschenbündel kann dort so viel Wasserstoff gespeichert werden, dass damit zwischen 300 und 1500 Kilowattstunden elektrischer Energie erzeugt werden können. Wird Strom benötigt, wird der Wasserstoff in eine Brennstoffzelle geleitet. Dort wird dann der Strom erzeugt.
Aber Wasserstoff hinter dem Wohnhaus? Klingt gefährlich. „Ist es aber nicht“, sagt Christian Böwing. Oder zumindest nicht gefährlicher als eine Erdgasleitung, die ins Haus führt, oder eine Propangasflasche für den Grill im Garten. „Die Anlagen sind genehmigungsfrei, weil dort weniger als 100 Kilo Wasserstoff gelagert werden“, erklärt André Schneider, Installateur und Heizungsbaumeister bei Böwing Energietechnik.
Das gesamte Konzept sei mit dem TÜV zusammen entwickelt worden und von der Bezirksregierung abgesegnet. „Und die Sciherheit geht natürlich vor“, betont er weiter. Das System sei völlig unbedenklich.
100.000 Euro für das Gesamtpaket
Aber auch kein günstiges Vergnügen: Rund 100.000 Euro kostet die gesamte Anlage für ein Einfamilienhaus. „Das lohnt sich vor allem für Neubauten“, erklärt Christian Böwing. Denn neben der Brennstoffzelle, dem Elektrolyseur und den Wasserstoffflaschen gehören auch ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung, der Wechselrichter für die Solaranlage zum Gesamtpaket. Die Technik in bestehenden Gebäuden nachzurüsten sei eher etwas für Enthusiasten, die unbedingt energieautark werden wollen. Davon müsse natürlich auch eine mögliche Förderung noch abgezogen werden. Denkbar seien 35 bis 40 Prozent.
Für Neubauten könne sich das binnen 18 Jahren rechnen. Für Photovoltaikanlagen zwischen 10 und 18 Kilowatt/Peak. Erst einmal für Ein- und kleinere Mehrfamilienhäuser. Größere Anlagen seien denkbar, aktuell aber wegen der Genehmigungen noch schwierig.
Anlage muss wirtschaftlich sein
„Unter dem Strich muss so eine Anlage ja auch wirtschaftlich sein“, sagt Christian Böwing. Er möchte das Thema Wasserstoff voranbringen. Einen Markt für 200 bis 300 Anlagen sieht er allein hier in der Region.
Dafür reiche ja schon der Blick in die Auftragsbücher der vergangenen Monate. Aufbau und Wartung von Photovoltaikanlagen sei inzwischen das Hauptgeschäft für den Betrieb. 2006 hatte sich der heute 39-Jährige selbstständig gemacht, in seiner heutigen Form gibt es Böwing Energietechnik seit 2011. 19 Mitarbeiter hat der Wüllener mittlerweile. Den gesamten Bereich Wasserstoff würde er gerne noch schneller voranbringen. Doch das ziehe sich einfach noch etwas.
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