Von Graes auf den Chefsessel nach Möhnesee Maria Moritz ist Bürgermeisterin ihrer zweiten Heimat

Von Graes auf den Chefsessel nach Möhnesee: Maria Moritz ist Bürgermeisterin ihrer Wahlheimat
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Von Graes auf den Bürgermeisterstuhl von Möhnesee: Eine aufregende Reise liegt hinter Maria Moritz. Dabei wollte die ursprünglich aus Graes stammende heute 53-Jährige ihre Heimat im Münsterland gar nicht verlassen: „Vor 29 Jahren fuhr ich gemeinsam mit meinem Mann nach Möhnesee für ein Vorstellungsgespräch. Ich erinnere mich noch ganz genau: Es war ein sehr trüber Tag.“

Und ihrer Meinung nach lief das Gespräch ganz „grausig“, wie sie sagt: „Am Ende bekam ich aber trotzdem den Job und nahm ihn natürlich an. Immerhin wollte ich nicht arbeitslos ein. Denn damals sah es auf dem Arbeitsmarkt für Frauen in Führungspositionen sehr schlecht aus.“ Ihr Mann, der bereits bei dieser ersten Fahrt ins 150 Kilometer entfernte Möhnesee anmerkte, dass es sich hier wohl auch gut leben ließe, zog seiner Frau etwa ein halbes Jahr später hinterher.

„Am Anfang wollte ich immer zurück nach Ahaus“, erzählt Maria Moritz. „In Graes hatte ich mit meinem Bruder eine wunderbare Kindheit. Unsere Eltern betrieben eine Nebenerwerbslandwirtschaft. Wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich an viel Zeit im Freien, Trecker fahren und später an die Landjugend.“ Aber mit der Zeit integrierte man sich immer mehr in Möhnesee, baute einen Freundeskreis auf, engagierte sich in der Gemeinde und schließlich bekam das Paar zwei Söhne: „Der Entschluss stand fest: Wir bleiben hier!“

Bis zum Wechsel in die Politik vergingen aber noch ein paar Jahre. Und auch beruflich passierte noch viel. Ursprünglich hatte Maria Moritz eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin absolviert und noch die technische Ausbildung zur Oecotrophologin ergänzt. „Als Leiterin einiger Seminarhäuser bot sich mir nach zehn Jahren die Gelegenheit, als Werkstattlehrerin am Börde Berufskolleg in Soest zu arbeiten“, berichtet sie.

Wem das Vertrauen schenken?

Im Jahr 2009 dann der Anruf: „Ich wurde gefragt, ob ich Interesse habe, bei der Bürgergemeinschaft (BG) mitzumachen. Im ersten Moment war ich verdutzt und fragte, ob mein Mann gemeint sei“, erinnert sie sich. Aber die Fraktion war tatsächlich an Maria Moritz interessiert, die sich immer wieder sehr engagiert für die Gemeinde eingesetzt hatte. Es folgten fünf Jahre als sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Schule, Kultur Vereine und Generationen sowie fünf Jahre als Ratsmitglied.

Als dann der bisherige Bürgermeister bekannt gab, dass er bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten werde, stellte sich Maria Moritz eine Frage: „Wem soll ich jetzt mein Vertrauen schenken?“ Damals wusste sie noch nicht, dass das Wort „Vertrauen“ für die nun kommende Zeit ein wichtiges Schlagwort werden würde.

„Als wir Zuhause über das Thema sprachen, fragte mich mein ältester Sohn, wie ich mir den zukünftigen Bürgermeister vorstelle. Als ich ihm meine Wünsche dazu erklärte, sagte er am Ende: ‚Du beschreibst dich selber!‘ Und so entstand die Idee, mich selber zur Wahl zu stellen. Und meine Familie stand dabei immer hinter mir“, sagt Maria Moritz.

Als sachkundige Bürgerin und später als Ratsmitglied sammelte Maria Moritz Erfahrungen in der Politik.
Als sachkundige Bürgerin und später als Ratsmitglied sammelte Maria Moritz Erfahrungen in der Politik. © privat

Dennoch stürzte sie sich nicht ohne Vorbereitung in das Unterfangen. Denn eine große Sorge schwebte über ihr: „Ich hatte keinerlei Verwaltungserfahrung.“ Es fanden unter anderem Gespräche mit dem Kämmerer statt, ob er sich ihre Kandidatur dennoch vorstellen könne.

Auch ein Kontakt in die alte Heimat half Maria Moritz damals sehr: „Karola Voß, die Bürgermeisterin von Ahaus, ist eine Freundin meiner Schwägerin. So kam der Kontakt zustande und wir hatten ein längeres Gespräch. Sie sagte mir damals, dass die Erfahrung aus der Politik, die ich mitbringe, wirklich wichtig sei. Das machte mir Mut!“

Weiterhin besuchte Maria Moritz Vorbereitungsseminare und entwickelte ein Konzept. „Mittlerweile war mir klar, dass es sehr schade wäre, Möhnesee einem Menschen in die Hand zu geben, der es nicht so schätzt wie ich“, erinnert sie sich.

Und noch eine Sache wurde immer deutlicher: „Ich musste mich von meiner Fraktion lösen. Durch die Gespräche mit anderen Bürgermeistern stellte sich heraus, dass viele am Ende vor großen Problemen mit der eigenen Fraktion stehen.

Ich wollte kandidieren, weil ich Möhnesee liebe. Daher trat ich als komplett unabhängige Kandidatin an - frei von fraktionellen Erwartungen und nur den Bürgern verpflichtet.“

In der Stichwahl gewonnen

Den Wahlkampf führte Maria Moritz sehr engagiert: „Ich verteilte zum Beispiel Postkarten und später auch Flyer persönlich an bis zu 6000 Haushalte.“ Und auch die Wahl selber war an Spannung kaum zu überbieten: In der Stichwahl hatte sie sich gegen die Kandidatin der CDU durchzusetzen.

„In der Presse sagte ich, dass die Bürger der Person ihre Stimme schenken sollen, der sie auch ihr Vertrauen schenken“, so Moritz. Und schließlich gewann die gebürtige Graeserin im Jahr 2020 die Wahl. Seit November des gleichen Jahres sitzt sie nun auf dem Chefsessel des Rathauses und plant schon die Kandidatur zur Wiederwahl.

Vor 29 Jahren, als die heute 53-Jährige nach Möhnesee zog, hätte sie nicht im Traum daran gedacht, einmal Bürgermeisterin ihrer neuen Heimat zu sein. Denn das ist Möhnesee für Maria Moritz geworden: eine Heimat.

„Heimat bedeutet für mich, dort zu sein, wo Menschen sind, die einem wichtig sind. Dementsprechend ist Ahaus meine Heimat, Möhnesee aber auch. An beiden Orten habe ich Familie und gute Freunde! Und nach Ahaus kehre ich immer wieder gerne zurück. Ich habe diese starke Verbindung nie aufgegeben. Die Liebe zur alten Heimat ist stets da“, sagt sie.

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