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Vier Ahauser Unternehmen unter Coronaschutz-Gegnern gelistet
Animap.info
Auch wenn inzwischen viele Lockerungen greifen, wird der Nachweis aktueller Impfungen, Tests oder der Genesung oft noch verlangt. Doch vier Unternehmen aus Ahaus wollen davon nichts wissen.
Branchenverzeichnisse gibt es im Internet wie Sand am Meer. Relativ neu ist ein Verzeichnis für Betriebe, die sich ausdrücklich gegen Impfpräparate und den Nachweis von Impfungen oder Tests stellen wollen.
Auf Animap.info sollen sich eigenen Angaben nach Unternehmen aller Branchen eintragen, die „in Bezug auf Covid-19 niemanden ausgrenzen, sondern allen Menschen freien Zugang zu ihren Produkten und Dienstleistungen gewähren.“
Das Portal wird von einem Verein aus der Schweiz betrieben. Vergleichbare Portale sind ebenfalls in der Schweiz und Österreich am Netz. Ebenfalls nach eigenen Angaben seien deutschlandweit 6322 Anbieter auf dem Portal gelistet, die ausdrücklich auf einen Impf- und Testnachweis verzichten.
Vier Ahauser Unternehmen gelistet – nur zwei wollen darüber reden
Aus Ahaus haben sich vier Unternehmen in der deutschen Version eintragen lassen. Zwei von ihnen wollen über ihren Eintrag in dem Portal nicht mit unserer Redaktion sprechen. Der geschäftsführende Gesellschafter eines Industrieunternehmens aus Wüllen lässt erklären, dass er keine Zeit für ein Gespräch hat. Er reagiert weder auf eine E-Mail noch ist er am Telefon zu erreichen.
Der Geschäftsführer eines Ahauser Fitnessstudios lässt über eine Mitarbeiterin ausrichten, dass er kein Interesse an einer Stellungnahme habe. Auch auf mehrfache Nachfrage ist er zu keinem Gespräch bereit. Gerade in diesem Fall wäre eine Aussage interessant gewesen: Schließlich ist ein Training in geschlossenen Räumen erst ab einer landesweiten Inzidenz von unter 35 ohne Test erlaubt. Das Fitnessstudio war dort aber bereits gelistet, als die Inzidenz noch deutlich höher lag.
Offener gehen zwei Berater aus Ahaus mit ihrem Eintrag um: Dietmar Auris von Auris Consult berate und begleite seit mehr als 20 Jahren ganz unterschiedliche Menschen. Er führe sie zu mehr Selbstzufriedenheit, körperlich-seelischem Wohlbefinden und innerer Balance.
„Jeder ist selbst für seine Gesundheit verantwortlich“
Als Heilpraktiker zweifle er das Virus oder die Vorgehensweise dagegen nicht an. Allerdings sei er selbst für seine Gesundheit verantwortlich. Wo es sich nicht vermeiden lasse, trage auch er eine OP-Maske. Da er aber ausschließlich in Biomärkten einkaufe und Supermärkte meide, seien das nur sehr wenige Orte.
Seine Kunden treffe er aktuell vornehmlich via Skype oder per Telefon. „Ich kann jeden Termin persönlich gestalten“, sagt er. Insofern verzichte er auch darauf, sich Impfausweise oder Testergebnisse zeigen zu lassen. Deswegen habe er sich auch zu der Eintragung entschlossen.
Weitere seiner Thesen: Das Risiko an oder mit dem Virus zu sterben, sei für Geimpfte höher als für Ungeimpfte. Er wolle sich nicht durch die verbreitete Angst treiben lassen. Er wünsche sich, dass sich die Hysterie um das Virus ins Nichts auflöse. Insgesamt handele es sich nur um eine riesige Inszenierung; die Gefahr im Straßenverkehr oder Haushalt einen tödlichen Unfall zu erleiden, sei größer. Der Organismus solle sich selbst heilen.
Er selbst warte den Herbst ab. Dann erst zeige sich, wie sich das Virus entwickle. Auch abseits der eigentlichen Infektion. Denn für ihn steht fest, dass sich schwerwiegende – auch gesellschaftliche – Folgen des Virus‘ und der aktuellen Politik erst zeigen würden, wenn sich die Lage insgesamt entspanne. Das sei Naturgesetz.
Kein Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Impfung
Auch Ralf Fischer, ebenfalls selbstständiger Berater allerdings mit dem Schwerpunkt auf „EnergEtischer UnternehmensFührung“, steht zu seinem Eintrag. Dabei gehe es für ihn und sein Unternehmen TC Con darum Haltung zu zeigen. Er will keinen Unterschied zwischen Menschen machen, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen.
Allerdings reagiert er überrascht darauf, dass unsere Redaktion ihn überhaupt auf den Eintrag anspricht. „Das Portal ist ja eigentlich nur über Messenger-Dienste wie Telegram verbreitet worden“, sagt er. Dabei distanziere er sich aber ausdrücklich davon, durch die Nutzung dieses Dienstes in eine Ecke gestellt zu werden.
Einer möglichen Ordnungswidrigkeit, die er damit begehen könnte, falls er sich von Kunden im direkten Gespräch weder Impfausweis noch negativen Test zeigen lässt, blickt er gelassen entgegen: Das müsse erst einmal geprüft werden, ob die Entscheidungsgrundlage haltbar bleibe.
Gleichzeitig sagt er, dass viele seiner Termine aktuell online oder schlicht unter freiem Himmel stattfinden würden. „Ich halte Abstand, halte mich draußen auf. Das reicht“, sagt er.
Auch hinterfragt er die Pandemie-Lage insgesamt: „Die WHO (Weltgesundheitsorganisation, Anm. d. Redaktion) spricht erst ab einer Sterblichkeit von 25 Prozent von einer Pandemie. Diese Übersterblichkeit haben wir nicht“, sagt er. (Anm. d. Redaktion: Das Recherchezentrum Correctiv war dieser verbreiteten Argumentation unter Corona-Kritikern schon im Oktober 2020 nachgegangen. Ergebnis: Die Definition einer Pandemie hat und hatte nie etwas mit der tatsächlichen Sterblichkeit zu tun, sondern stützte sich immer nur auf die Infektionszahlen.)
Kein Verständnis für Maßnahmen, die Wirtschaft vor die Wand fahren
Ralf Fischer jedenfalls bleibt dabei: Hygiene und Abstandsregeln hält er für wichtig und richtig. Wenig Verständnis habe er allerdings für alle Maßnahmen, „die die Wirtschaft an die Wand fahren“ würden. Zweifelsfrei gebe es das Coronavirus, es schlage auch brutal zu – auch mit langfristigen Erkrankungen, wie dem Long-Covid-Syndrom. Das hänge aber auch immer mit der Vorgeschichte der Patienten zusammen. In den Anfängen habe es eine echte Bedrohungslage gegeben. Nun gehe es schlicht um ein Geschäft.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
