Unterwegs im Traktor-Konvoi mit Heinz-Bernd Saalmann Landwirte aus 3 Dörfern protestieren gemeinsam

Unterwegs im Traktor-Konvoi: Landwirte aus drei Dörfern treffen sich zum Protest
Lesezeit

Der Tag habe bei ihm bereits um vier Uhr begonnen, erzählt Landwirt Heinz-Bernd Saalmann auf der Protestfahrt der Landwirte unserer Redakteurin, die auf seinem Traktor mitfahren darf. „Bevor ich zum vereinbarten Treffpunkt gefahren bin, habe ich erst mal gefüttert“, so der Legdener.

Gegen 8 Uhr am Montagmorgen, 8. Januar, sind schon gute 50 Landwirte aus den beiden Ortsvereinen Legden und Asbeck auf dem Busparkplatz am Dorf Münsterland und stärken sich am Büfett, das die Legdener und Asbecker Landfrauen vorbereitet haben.

Auf dem Parkplatz stehen aber nicht nur Traktoren. Auch Lkw, eine fahrbare Futtermühle, einige Bullis von Firmen, aus dem landwirtschaftlichen Sektor und sogar der ein oder andere Privatwagen sind zu sehen.

„Nicht mehr wettbewerbsfähig“

„Mein Job hängt ja indirekt von der Landwirtschaft ab“, stellt zum Beispiel der Lkw-Fahrer Ludger Hummert aus Coesfeld klar. Er fahre sehr viel für die Genossenschaft, habe auch ein Lohnunternehmen. Deshalb habe er sich an diesem Tag den Landwirten angeschlossen.

Ein Landwirt, der anonym bleiben möchte, erklärt es noch viel drastischer. „Irgendwann wird es kaum noch landwirtschaftliche Betriebe geben. Durch die vielen Auflagen und Verordnungen der Politik sind wir, im europäischen Vergleich, nicht mehr wettbewerbsfähig“, sagt er. „Andere Länder erhöhen die Subventionen für ihre Landwirte, in Deutschland werden sie abgeschafft.“

„Die Streichung der Dieselrückvergütung und der Steuervergünstigung für Landwirte waren einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, betonen die Landwirte Norbert Schulze Beikel und Ludger Soete.

Es gehe aber auch um den enormen Bürokratieanstieg, die Tierwohlverordnungen oder die Düngeverordnung, so Soete. Durch die fehlende Unterstützung seitens der Politik sei die Stimmung bei den Landwirten jetzt aufgebracht, betont Norbert Schulze Beikel.

Kilometerlange Konvois

Mit fast einer Stunde Verspätung treffen gegen 9.45 Uhr endlich die Berufskollegen aus Heek ein. Die beiden Vertreter der landwirtschaftlichen Ortsverbände, Christian Bomberg für Legden und Bernd Mönstermann für Asbeck richten nur ganz kurz das Wort an die Teilnehmer. Nach Rücksprache mit der Polizei gibt es eine kurze Erklärung zum Ablauf und den Regularien im Straßenverkehr. Um 10 Uhr geht es endlich los.

Vier Legdener Landwirte.
Christian Bomberg (r.) und Bernd Mönstermann (2. v. r.), die Vertreter der Landwirtschaftlichen Ortsverbände Legden und Asbeck im Gespräch mit anderen Landwirten. © Schulze Beikel

Über die L574 bewegen sich die Fahrzeuge langsam mit 10 Kilometern pro Stunde in Richtung Heek. Auf den Straßen grüßen immer wieder Autofahrer freundlich und drücken ihre Solidarität mit ausgestreckten Daumen, Lichthupe und freundlichem Winken aus. An der Kreuzung der L570 mit der L574 warten die Schöppinger Landwirte auf den Protestzug, der schon jetzt ungefähr 150 Fahrzeuge umfasst.

Weiter geht es durch den Heeker Ortskern, wo dem Konvoi ein Rettungswagen entgegenkommt. Wie versprochen machen direkt alle Platz, um den Wagen vorbeizulassen. Weit über 200 Traktoren, Lkw, und private Pkw biegen dann am Kreisverkehr Gabelpunkt nach Ahaus ab.

Auf dem Schumacherring trifft der Tross auf den Protestzug der Ahauser Landwirte. Kilometerlang fahren die Traktoren aneinander vorbei. Am Kreisverkehr neben der Firma Tobit kommt es dann zu Rückstaus an allen Einmündungen. Nach gut drei Stunden erreichen die Landwirte wieder den Ausgangsparkplatz in Legden. Das Fazit der Polizei ist positiv. Alles lief wie geplant, ruhig und friedlich.

Eine weitere Protestfahrt war für Montag um 16.30 Uhr geplant. Dann ging es über die B474 zum „Tobit-Kreisverkehr“ und zurück. „Natürlich wieder in Schrittgeschwindigkeit“, sagt Christian Bomberg augenzwinkernd.

Alle Infos zu Bauern-Protesten im Kreis Borken: Mehr als 2300 Fahrzeuge haben sich beteiligt

Polizei im Kreis Borken zieht Protest-Fazit: Mehr Teilnehmer als erwartet, kaum Zwischenfälle