Gerade einmal 36 Jahre hat Josef Terhalle (63) gebraucht, um aus seinem Ein-Mann-Betrieb ein Firmennetzwerk mit weit über 500 Mitarbeitern zu machen. Josef Terhalle winkt lachend ab. Er spricht nicht gern über sich. Das habe sich einfach alles so ergeben. Über sein Unternehmen, über Holzbau, Nachhaltigkeit und moderne Art von Hausbau redet er lieber.
Holzbau, Dachdeckerei, Objektbau, Innenausbau, Fenster und Fassaden, Metallbau – Terhalle bietet das komplette Programm. Der Gründer will sich und sein Unternehmen unermüdlich verbessern und neu ausrichten. Dafür wird er in diesem Jahr von der Sparkasse Westmünsterland und der Münsterland Zeitung als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.
Zurück zu Josef Terhalle: „Am liebsten hätte ich unsere Landwirtschaft weitergeführt“, sagt er. Eigentlich. Doch der Hof der Familie sei damals schon zu klein gewesen. Für den jungen Josef Terhalle geht es deswegen in die Tischler-Ausbildung. Als er 19 ist, stirbt sein Vater. Plötzlich ist er der Mann im Haus. „Ich hatte noch vier jüngere Geschwister, Mutter und Oma zuhause“, sagt er. Er will, er muss Geld verdienen.
Mit 22 hält er seinen ersten Meisterbrief in der Hand: Tischler. Damals – 1981 –noch mit Sondergenehmigung, weil er nicht genug Gesellenjahre vorweisen kann. Doch das reicht ihm nicht: „Das liegt mir im Blut. Ein Ende der Fahnenstange gibt‘s für mich nicht“, fügt er hinzu. Die zweite Meisterprüfung folgt: zum Zimmermann. 1986 legt er sie mit 27 ab.

Und macht sich im selben Jahr selbstständig. Nicht ganz freiwillig: Doch in anderen Betrieben habe es Absagen gehagelt. „Da wollten die Altgesellen wohl niemanden vor sich haben, der so jung schon Meister ist“, sagt er und grinst verschmitzt.
Eine gute Fügung. Denn für ihn geht es steil aufwärts: 1991 hat er schon zwölf Mitarbeiter. „Als ganz normale Zimmerei“, sagt Josef Terhalle. Schon damals setzt er auf Digitalisierung. „Ich habe kleinere Programme selbst geschrieben“, sagt er bescheiden. Auch zeichnet er die Dachstühle im Maßstab 1:10. „Das war hier noch ein Novum“, erklärt er. Andere Unternehmen hätten die Balken einfach noch in der Wiese ausgelegt und dort zugeschnitten.
Immer noch 1991, Josef Terhalle ist 31 Jahre alt, als er seine erste Halle am heutigen Unternehmensstandort, der Solmsstraße in Ottenstein, baut. Ein paar Nummern größer als üblich. „Die Leute haben mich für verrückt erklärt“, sagt er. Doch er nutzt den Platz und schafft die erste automatische Abbundanlage an, um Holz zuzuschneiden. Die Firma wächst.
Ständiges Wachstum geht weiter
Ab 1992 baut Terhalle komplette Holzrahmenhäuser. „Mir war direkt klar, dass das ein Zukunftsmarkt ist und dass sich da viele Dinge ändern werden“, fügt er hinzu. Die Nachfrage steigt. Das Unternehmen wächst beständig.
„Mit der Flüchtlingskrise hat dann nochmal ein riesiges Wachstum eingesetzt“, sagt Josef Terhalle. Sein Unternehmen baut ab 2014 bundesweit Unterkünfte für Flüchtlinge. Gleichzeitig treibt der Unternehmer die Bereiche Innenausbau und Fensterbau, den Modulbau voran. Weitere Unternehmensteile kommen dazu: ein Metallbauunternehmen in Legden, ein Dachdeckerbetrieb in Aurich, eine Kunststoff- und Alufensterproduktion in Alstätte, Vertrieb in Hengelo, Arbeitsvorbereitung in Berlin.
Die Arbeitsvorbereitung wird immer wichtiger: Gerade erst ist die aktuellste Halle in Ottenstein in Betrieb gegangen. Auf 4000 Quadratmetern werden dort große Bauteile vorproduziert. „In einer Großstadt kann man nicht mal eben für mehrere Wochen einen Kran auf eine Straße stellen und den Verkehr blockieren“, sagt Josef Terhalle. Das müsse schneller gehen. Und dafür werde mehr vorproduziert. Gleichzeitig werden so Lkw-Fahrten zwischen Produktion und Baustelle eingespart.
Zusätzlich würden die Arbeitsplätze attraktiver: Mehr Menschen, die vor Ort in Ottenstein in der trockenen und geheizten Halle statt auf Baustellen weit weg von Zuhause arbeiten müssen. Neue Kräfte sind ein immens wichtiger Punkt: 20 Mitarbeiter würde er vom Fleck weg einstellen. Heute hat die Gruppe 490 Mitarbeiter und 50 Auszubildende an sechs Standorten.
Ihm sei es immer darum gegangen, Dinge auf den Weg zu bringen: „Am Puls der Zeit zu bleiben.“ Dabei sei der Erfolg kein Selbstläufer gewesen: Ja, rote Zahlen und Durststrecken habe es gegeben. „Es war nicht immer einfach“, sagt er. Seiner Frau Anne (54) könne er nicht genug danken. Sie habe ihm immer den Rücken frei gehalten.
Zigfaches Ehrenamt
Das war auch nötig. Denn neben dem Betrieb gibt es ja auch noch eine ganze Palette an Ehrenämtern, die Josef Terhalle ausübt oder über Jahre ausgeübt hat: Die Zimmererinnung im Kreis Borken hat er 1993 mitgegründet und war lange Innungsmeister. Zwölf Jahre war er Vorsitzender des Fördervereins der Burgschule Ottenstein, war stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Ahaus, ist Ortsvorsteher und seit Jahren Ratsherr für die CDU. Zusätzlich ist er Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Innungsverbands und ehrenamtlicher Arbeitsrichter, Sachverständiger und Restaurator. Das klingt gleich nach mehreren Vollzeitjobs mit denen der vierfache Vater jongliert.
„Ich hab wohl ein Talent, mir meine Zeit gut einzuteilen“, sagt er. Warum er sich diese zusätzlichen Aufgaben gesucht hat? „Man wird ja nicht dümmer dadurch“, erklärt er – und lächelt wieder. Aber im Ernst: Er habe diese Aufgaben gerne ausgeübt oder tue es noch. Im Unternehmen sei das nie ein Problem gewesen. „Ich habe früh angefangen, Verantwortung abzugeben“, sagt er. Fördern und fordern sei immer seine Devise gewesen.
Kinder sollen Betrieb fortführen
Stolz erzählt er, dass auch die Kinder nach und nach in den Betrieb einsteigen. Thekla (29) hat BWL studiert und arbeitet in der Personalabteilung. Justus (28) arbeitet nach Banklehre und BWL-Studium im Einkauf. Armin (26) macht gerade die Prüfungen als Tischler- und Zimmermannsmeister, Ida (22) hat Bauzeichnerin gelernt und studiert gerade im dritten Semester Architektur.
Sie sollen den Betrieb einmal fortführen. „Wenn sie das persönlich wollen und fachlich können“, sagt Josef Terhalle. Sie müssten sich das selbst erarbeiten. Da mache er sich aber keine Sorgen. Sie hätten sein Unternehmerblut geerbt, würden nicht lang fackeln sondern machen.
An den eigenen Ruhestand denke er noch nicht. „Das Ziel habe ich mir noch nicht gesetzt“, ergänzt er. Aber natürlich habe er angefangen, hier und da schon loszulassen.

„Wir sind ein bodenständiger Familienbetrieb“, sagt Josef Terhalle und wischt jedes Lob beiseite. Natürlich sei er stolz auf Auszeichnungen und Zertifikate, gerade auf die aus dem handwerklichen Bereich. Das beweist auch die Wand im Flur zu seinem Büro: Dort sind die zahlreichen Urkunden aufgehängt.
Wichtiger sei aber die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter und Kunden. „Ich mache mein Ding und möchte nicht polarisieren“, sagt er. Das Wichtigste? „Dass man jeden Fehler nur einmal macht“, sagt er und lacht.
Zehnköpfige Jury wählte Unternehmer
Jetzt Unternehmer des Jahres. Eine zehnköpfige Jury aus Vertretern von Sparkasse Westmünsterland, Münsterland Zeitung, Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken sowie Landrat Dr. Kai Zwicker hat kurz vor Jahresende diese Entscheidung getroffen. Die Preisverleihung an Josef Terhalle ist für den 14. April im Kulturquadrat vor geladenen Gästen geplant.
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