
Joao Borges und Schwester Teresa Marino wollen im Schlosscafé San Remo den Eispreis möglichst lange stabil halten. Die hohe Qualität soll gehalten werden. © Sven Asmuß
Trotz Kostensteigerungen: „Eismänner“ halten Preis für die Kugel Eis stabil
Inflation
Der Frühling zeigt sich in diesen Tagen von seiner guten Seite. Was gibt es da Schöneres, als sich ein Eis zu gönnen. In Ahaus ist das Vergnügen sogar vergleichsweise kostengünstig. Eine Umfrage.
Vieles wird in diesen Tagen teurer, die Inflation trifft jeden. Auch das Eis? Während in den Großstädten oder in den Urlaubsregionen teilweise Preise zwischen 1,70 Euro und 2,20 Euro pro Kugel aufgerufen werden, ist man in den drei Eiscafés in der Ahauser Innenstadt mit 1,30 bzw. 1,10 Euro pro Bällchen dabei.
Doch wie lange die Ahauser „Eismänner“ diese Preise noch halten können, das steht angesichts von immensen Preissteigerungen bei Zutaten, Verbrauchsgegenständen und auch Energie in den Sternen.
„Eigentlich müsste ich pro Kugel 1,50 Euro nehmen, um einigermaßen über die Runden zu kommen“, sagt Filippo Belbruno vom Eiscafé Venezia an der Bahnhofstraße und zeigt eine Liste von seinem Lieferanten, auf dem nur die Produkte vermerkt sind, die teurer geworden sind. Von der Milch über die Waffeln bis hin zu den Löffeln und Bechern, alles ist teurer geworden.
Belbruno, der das Eiscafé Venezia schon seit über 20 Jahren betreibt und sein Eis selbst produziert, hat den Preis für eine Kugel zu Saisonbeginn um zehn Cent auf 1,30 Euro angehoben. „Mehr möchte ich meinen Stammkunden, die mir auch während der schweren Corona-Zeit die Treue gehalten haben, nicht zumuten“, so Belbuno.
Betreiber sparen Personalkosten und setzen auf Selbstbedienung
Wenn er mit seinem Eiswagen unterwegs ist, berechnet er 1,50 Euro je Kugel. „Da habe ich ja auch noch zusätzlich Fahrtkosten, die ich kalkulieren muss.“ Im Eiscafé möchte er den aktuell gültigen Preis halten. „Das funktioniert auch, weil ich derzeit kein Personal habe, das ich bezahlen muss“, so Filippo Belbuno.
Über die Einsparung von zusätzlichem Personal können auch Klaus de Cesero und Laura Vanella, die das Eiscafé Capri in der Fußgängerzone betreiben, den Preis von 1,10 Euro pro Kugel halten. „Unsere Angestellten haben uns wie geplant im letzten Jahr in Richtung Heimat verlassen. Sie wollen dort eine Familie gründen“, erklärt Klaus de Cesero, weshalb er das Eiscafé mit seiner Ehefrau allein führt und dass das Personal nicht entlassen wurde.

Trotz der enormen Kostensteigerungen möchte Filippo Belbruno im Eiscafé Venezia den Preis für seine vielen Stammkunden stabil halten. © Sven Asmuß
Stattdessen gibt es keine Tischbedienung mehr, die Gäste müssen im Eiscafé bestellen und bekommen über einen Pager ein Signal, wenn die Bestellung abholbereit ist. „Diese Umstellung wird glücklicherweise gut angenommen“, schildert de Cesero.
Auch er hat an den immensen Preissteigerungen bei den Zulieferern zu knabbern. „Insbesondere Milchprodukte sind sehr teuer geworden. Für Sahne zum Beispiel habe ich vor noch nicht allzu langer Zeit zwei Euro pro Liter bezahlt. Derzeit sind es 4,30 Euro“, erzählt de Cesero. Auch bei frischem Obst sind die Preise extrem gestiegen. Kostete eine Packung Himbeeren im Vorjahr noch 2,50 Euro, müsste er aktuell etwa 7,30 Euro bezahlen. „Darum gibt es bei uns derzeit kein Himbeer- oder Blaubeereis“, verdeutlicht Laura Vanella.
Enorme Preissteigerungen bei Zutaten und Lieferanten
Über die Rechnung legt der Lieferant zudem auch noch seine Mautkosten um, ein Anteil von zehn Euro taucht jeweils auf. „Das sind alles Kosten, die, wie Miete, Strom, Gas, Wasser und Versicherungen, für den Kunden unsichtbar sind, die aber trotzdem da sind“, erläutert Klaus de Cesero. Am Preis für sein Eis will er aber dennoch erst einmal nichts ändern.
Im Schlosscafé San Remo kostet die Kugel Eis aktuell 1,30 Euro. Joao Borges, der das Café im Februar übernommen hat und es gemeinsam mit seiner Schwester Teresa Marino führt, möchte den Gästen nicht allzu viel Neues zumuten und den Preis für eine Kugel Eis halten. Doch auch die Geschwister haben mit den gestiegenen Kosten für die Rohstoffe zur Eisherstellung zu kämpfen.

Klaus de Cesero und Laura Vanella, die das Eiscafé Capri, betreiben, setzen unter anderem auf Selbstbedienung. Dadurch könnte der Preis stabil gehalten werden. © Sven Asmuß
„Ein Liter Milch ist im letzten Monat um 23 Cent teurer geworden“, nennt Teresa Marino nur eine exemplarische Zahl. Alle Eissorten werden täglich frisch hergestellt, zwei Eismacher arbeiten hinter den Kulissen, um ständig frische Ware liefern zu können. Genau wie beim Eis haben die San Remo-Betreiber den Anspruch, frisches Obst zu den Eisbechern bieten zu können. Auch das schlägt zu Buche. Nicht zuletzt sind noch die Kosten für die Miete und das Personal zu berücksichtigen.
Am Wochenende sind auch schon mal 16 Personen im Einsatz. All das soll aber nicht dazu führen, dass sich am Preis für eine Kugel Eis etwas ändert. „Den wollen wir möglichst lang noch so lassen. Es ist nicht einfach, aber machbar. Man muss immer positiv denken und das Beste aus der Situation machen“, bleibt Teresa Marino optimistisch.