
Bernd Büning (l.) und Matthias Rewer sind nur zwei der Baumpfleger, die seit Montag im Schlossgarten die Schäden von Orkan Dorchen beseitigen. © Stephan Rape
Schlossgarten Ahaus: Sturm Dorchen hat schlimmer gewütet als gedacht
Sturmschäden
Der Schlossgarten ist gesperrt: Seit Montag beseitigen zwei Ahauser Spezialfirmen die Schäden von Sturm Dorchen. Die Stadt warnt davor, den Park zu betreten. Doch daran halten sich viele nicht.
Dorchen hat im Ahauser Schlossgarten ganze Arbeit geleistet: Das Sturmtief, das am Donnerstag (19. Mai) auch über das Münsterland gezogen ist, hat nicht nur zwei große Bäume im Schlossgarten wie Streichhölzer umgeknickt. Auch in den Kronen der auf den ersten Blick unbeschädigten Bäume lauern noch Gefahren.
Wie die Verwaltung am Montag mitteilt, sind die Schäden deutlich größer als zunächst angenommen: Zwei der ältesten und größten Bäume, eine Eiche und eine Buche, hat er entwurzelt. Bei zwei weiteren großen Eichen ist in etwa 15 Metern Höhe die Krone vom Sturm abgedreht worden. Sie müssen gefällt werden.
Zwei Unternehmen beseitigen Schäden im Schlossgarten
Sechs Baumpfleger von den beiden Ahauser Unternehmen Gewers Baumpflege und Stöteler Baumdienst sind am Montagmorgen damit beschäftigt, die Folgen des Sturms in den Griff zu bekommen. Zwei von ihnen sind Bernd Büning und Matthias Rewer.

Containerweise wird das abgebrochene und gesägte Holz aus dem Schlossgarten abgefahren. Der Orkan Dorchen hat dort am 19. Mai deutlich größere Schäden hinterlassen als zunächst angenommen. © Stephan Rape
Mit einem über 30 Meter hoch aufragenden Steiger ist Bernd Büning am Morgen in den Kronen der Bäume unterwegs. Ausgebrochene Äste schneidet er heraus, intakte Äste nimmt er genau unter die Lupe. Noch ist nicht endgültig klar, wie groß der Schaden ist.
Jeder Baum wird einzeln kontrolliert
„Wir fahren jeden Weg ab und kontrollieren jeden einzelnen Baum“, sagt er. Nur so könne die Gefahr für Spaziergänger oder Parkbesucher ausgeschlossen werden. Insgesamt habe der Baumbestand im Schlossgarten den Sturm ganz gut überstanden. Wohl auch, weil die Bäume in gutem Zustand seien. Trotz der Trockenheit der vergangenen Jahre.
Orkan hinterlässt große Verwüstung im Schlossgarten Ahaus
Der Schlossgarten scheint vom Sturm besonders schwer getroffen. Schließlich hatte Dorchen im übrigen Stadtgebiet nur vereinzelt Bäume umstürzen lassen oder beschädigt. „So, wie es aussieht, ist hier eine Windhose durchgezogen“, schätzt Matthias Rewer. Einen Vergleich mit anderen Stürmen in der Vergangenheit mag er allerdings nicht anstellen.
Andere Baumpfleger fahren am Boden die geschnittenen Äste zusammen, zerkleinern sie grob und stapeln sie erst auf größeren Haufen, dann in Containern.
Sicherheit an erster Stelle – Bäume sollen erhalten werden
Hoch über ihren Köpfen setzt Bernd Büning seine Säge an einem langen Teleskopstiel am nächsten Ast an: „Natürlich versuchen wir, so viel es geht von den Bäumen zu erhalten“, macht er deutlich. „Sonst würden wir uns ja selbst unsere Arbeit wegnehmen“, fügt er hinzu. So weh es ihm auch tue, starke Äste abzusägen oder beschädigte Bäume komplett zu fällen – es gehe kein Weg daran vorbei: „Die Sicherheit steht an erster Stelle“, macht er deutlich.
Eine massive Eiche am Hauptweg des Schlossgartens bietet ein trauriges Bild: Zwar steht der mächtige Baum noch, doch alle Äste sind radikal zurückgeschnitten. Dennoch mag Bernd Büning ihn noch nicht aufgeben. „Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der noch einmal austreibt. Also überlebt“, sagt er. Deswegen habe sein Kollege den Baum ja auch so zurückgeschnitten. Auch dabei gehe es darum, so viele alte Bäume wie möglich zu erhalten.
Mindestens bis zum Ende der Woche wird die Sperrung des Schlossgartens noch dauern. Das ist zumindest der Stand, den die Ahauser Verwaltung am Montagmittag mitteilt. Genau lasse sich das natürlich im Moment noch nicht abschätzen. Auch wie hoch der Schaden ist, stehe wohl erst gegen Ende der Woche fest.
Schlossgarten bleibt erstmal bis Freitagnachmittag gesperrt
Klar ist, dass der Schlossgarten bis Freitagnachmittag gesperrt bleibt. „Wir bitten die Menschen eindringlich, sich an die Absperrungen zu halten“, sagt Anna Reehuis, Pressesprecherin der Stadt Ahaus. Auch der Baubetriebshof der Stadt Ahaus warne ausdrücklich vor dem Betreten des Schlossgartens.

Auch wenn die Wege in den Schlossgarten abgesperrt sind: Viele Spaziergänger stören sich am Montag nicht daran. Sogar Eltern mit Kindern spielen auf dem großen Spielplatz. Dabei ist die Gefahr durch herabstürzende Äste im Moment noch nicht gebannt. © Stephan Rape
Ein Blick auf die Spazierwege am Montag zeigt aber, dass dieser Ruf bisher fast ungehört verhallt. Immer wieder werden die Absperrbaken an den Zugängen zum Schlossgarten beiseite geräumt oder schlichtweg umgangen. Selbst der große Kinderspielplatz wird am Vormittag rege besucht, obwohl die Arbeiter rundherum mit schwerem Gerät im Einsatz sind.
Besucher sollen einen Bogen um den Schlossgarten machen
„Das ist gleich doppelt gefährlich“, sagt Bernd Büning. Einerseits wegen der laufenden Arbeiten. Wo gesägt wird, fallen Äste zu Boden. „Oben im Korb tragen wir zwar Gehörschutz mit Funkgeräten“, erklärt er. Dennoch: Wenn tief unter dem Steigerkorb plötzlich ein Mensch die Absperrungen missachte und einfach an den Maschinen entlanglaufe, bekomme er oder ein Kollege das oben einfach nicht mit.
Aber auch, wenn gerade keine Arbeiten zu sehen seien, bleibe der Schlossgarten im Moment gefährlich: eben weil noch nicht klar ist, wie schwer einzelne Bäume beschädigt sind und von wo noch plötzlich abgebrochene Äste zu Boden stürzen können.
„Die Menschen sollen in dieser Woche ganz einfach noch von einem Besuch des Schlossgartens absehen“, macht Anna Reehuis ganz deutlich.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
