Mindestens zwei Küken sind bei den Trauerschwänen im Ahauser Schlossgarten geschlüpft. Am Montagmorgen haben sie einen ersten vorsichtigen Blick aus dem Nest riskiert.

© Stephan Teine

Trauerschwäne im Schlossgarten freuen sich über Nachwuchs

rnGeschlüpfte Küken

Noch ein wenig zerzaust und hilflos blicken die beiden Küken aus dem Gefieder: Seit dem Wochenende haben die schwarzen Schwäne im Schlossgarten Nachwuchs, um den sie sich jetzt kümmern.

Ahaus

, 07.04.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Familie Trauerschwan freut sich über Nachwuchs: Die beiden schwarzen Schwäne, die auf der Ahauser Schlossgräfte leben, müssen sich seit ein paar Tagen um mindestens zwei Küken kümmern.

Vinzenz Kestermann-Resing vom Bauhof der Stadt Ahaus steht am Montagmorgen einen Moment oben an der Schlossmauer und blickt auf die Nistinsel herunter. „Heute Morgen früh habe ich drei Küken gesehen“, erzählt er. Von Kollegen habe er am Wochenende aber Bilder bekommen. Da wollte er natürlich gleich selbst einmal nach dem Rechten sehen. Jetzt gerade ist von dem gefiederten Nachwuchs aber gar nichts zu sehen. Mutter und Vater Schwan blockieren die Sicht.

Schwanendame war plötzlich verschwunden

Schon vor Wochen hatten die Bauhofmitarbeiter vermutet, dass die Schwanendame Eier ausbrüten würde. „Sie war plötzlich verschwunden“, erzählt Vinzenz Kestermann-Resing. Erst nach einiger Suche hätten sie den Vogel dann auf der Nistinsel wiederentdeckt.

Unter den strengen Blicken von Mutter und Vater Trauerschwan machen die Küken am Montagmorgen ihre allerersten Gehversuche.

Unter den strengen Blicken von Mutter und Vater Trauerschwan machen die Küken am Montagmorgen ihre allerersten Gehversuche. © Stephan Teine

Die hatten die Bauhofmitarbeiter zwar vor ein paar Jahren extra für die Schwäne gebaut – doch angenommen wurde die Nisthilfe bisher nie. „Dort sind die Schwäne sonst nie hingegangen“, erzählt er. Allenfalls ein paar Wasserhühner oder Enten hätten die Holzinsel für ein Sonnenbad genutzt.

Die Tiere haben er und seine Kollegen genau im Blick. „Wir kümmern uns um sie und füttern sie alle zwei Tage“, sagt er. Und deswegen kann er auch genau sagen, dass die Küken pünktlich geschlüpft sind. „Das passt genau: Vor fünf oder sechs Wochen mussten wir die Schwänin suchen“, sagt er. Genau so lange brüten Trauerschwäne.

Ein paar Enten kommen der Nistinsel näher. Für Vater Schwan offenbar zu nahe: Mit einigen Flügelschlägen vertreibt er seine Nachbarn. „Der ist hier auch sonst der Chef im Ring“, sagt Vinzenz Kestermann-Resing. In den vergangenen Tagen sei der Vogel auch auf ihn wütend zugeschwommen. „Da hab ich mich noch gefragt, was er wohl hat“, fügt er grinsend hinzu.

„Fast schon ein Wunder“

Dass es überhaupt zu Schwanen-Nachwuchs gekommen ist, grenzt dabei fast schon an ein Wunder. Näheres weiß der Ahauser „Schwanenvater“ Rudi Mensing, dem die Tiere auf der Schlossgräfte besonders am Herzen liegen.

Er kümmerte sich zum Beispiel darum, dass Ende 2018 ein weißes Schwanenweibchen zum männlichen Exemplar dazukam. Auch am Zuwachs eines schwarzen Schwans im Juni 2019 war Rudi Mensing organisatorisch beteiligt. Das Tier war im Sommer vergangenen Jahres am Kreisverkehr in Wessum aufgefunden worden.

Nach einer Unterbringung in Julias Tierheim in Sabstätte kam der schwarze Schwan ans Schloss. „Eigentlich hätte es gar keinen Nachwuchs geben dürfen“, berichtet Rudi Mensing. „Laut einer Untersuchung handelte es sich bei dem Fundtier ebenso um ein Weibchen wie bei dem schon vorhandenen Trauerschwan.“ Rudi Mensings Vermutung: „Da ist wohl bei der Untersuchung etwas falsch gelaufen.“

Hoffnung auf eine ruhige Schwanenkindheit

Vinzenz Kestermann-Resing hofft nun, dass die Schwanenküken in Ruhe groß werden können. Dass weder Jugendliche noch unachtsame Hundebesitzer der Nistinsel zu nahe kommen. „Eigentlich ist der Nistplatz ja ideal“, sagt er. Vom Weg aus sei das Nest nicht zu sehen und von der Schlossmauer sei die Nistinsel zu weit entfernt, um den Vögeln zu sehr auf die Federn zu rücken.

Die Nistinsel auf der Schlossgräfte hatten die Schwäne über Jahre nicht genutzt. Jetzt nistet dort das Trauerschwan-Paar – und freut sich über Nachwuchs.

Die Nistinsel auf der Schlossgräfte hatten die Schwäne über Jahre nicht genutzt. Jetzt nistet dort das Trauerschwan-Paar – und freut sich über Nachwuchs. © Stephan Teine

Auch das Wetter mache es den jungen Tieren ja gerade sehr einfach. „Viel besser könnten die Bedingungen gar nicht sein“, erklärt er.

Er macht sich wieder auf den Weg an die Arbeit. Offenbar haben die Küken ein paar Meter weiter unten auf diese Gelegenheit nur gewartet. Sie recken die Hälse und trauen sich ein paar Zentimeter von ihrer Mutter weg. Noch etwas rat- und hilflos blicken sie aus der dunklen Nisthöhle hervor.

Rudi Mensing bittet alle Besucher des Schlossparks darum, das Schwanenpaar nicht zu füttern und so von den Küken fernzuhalten. Viel zu schnell könne es zudem passieren, dass man den Tieren „etwas Falsches“ gebe – mit tragischen Kosequenzen. „Außerdem braucht das Schwanenpaar jetzt vor allem Zeit, um sich um den Nachwuchs zu kümmern.“

Update Mittwoch:

Am Mittwoch erhielt die Redaktion die Nachricht von mehreren Lesern, dass das Schwanenpaar fünf Küken hat. Mit ihnen hatten sie am Dienstagnachmittag die ersten Runden auf der Gräfte gedreht.

Am Dienstagnachmittag entdeckte unsere Leserin Barbara Menker bei ihrer Walkingrunde im Schlossgarten die ganze Schwanenfamilie: Mit fünf Küken waren die Eltern unterwegs.

Am Dienstagnachmittag entdeckte unsere Leserin Barbara Menker bei ihrer Walkingrunde im Schlossgarten die ganze Schwanenfamilie: Mit fünf Küken waren die Eltern unterwegs. © Barbara Menker