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Tonnenschweres Drehkreuz am Haken: Quantwicker Mühle bekommt Flügel
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Die Quantwicker Mühle bekommt ihre Flügel wieder. Mitarbeiter einer Mühlenbaufirma brachten am Montag ein tonnenschweres Drehkreuz aus Metall an. Daran wird das Gitterwerk aus Holz befestigt.
Das ließ sich Wüllens Ortsvorsteher Hermann Josef Haveloh am Montagmorgen nicht entgehen. Wüllens Wahrzeichen, die Quantwicker Mühle, erhielt einen Teil ihrer Flügel wieder. „Sie sieht fast wieder normal aus“, sagte Haveloh.
Zuvor hatten Mitarbeiter einer niederländischen Firma mit Hilfe eines Schwerlastkrans ein Drehkreuz aus Metall angebracht. An den beiden jeweils über 20 Meter langen Metallruten werden in einigen Tagen die Flügel – das Gitterwerk aus Holz – befestigt.

Der Mitarbeiter einer niederländischen Mühlenbaufirma passte das Drehkreuz ein. © Christian Bödding
Im November 2017 sorgte Sturmtief „Herwarth“ für einen Schreckmoment in Wüllen. Einer der vier Flüge der 1835 erbauten Mühle am Düwing Dyk hielt den Böen nicht stand und brach ab. Die Stadtverwaltung ließ aus Sicherheitsgründen alle Flügel des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes abnehmen.
Die Stadt Ahaus ist laut Pachtvertrag für die Instandsetzung der Mühle verantwortlich. Eigentümerin der Quantwicker Mühle ist die Familie Schulze Schwering.
Anfang 2018 trafen sich die Stadt, die niederländische Mühlenbaufirma Vaagst und die Versicherung, um das weitere Vorgehen zu beraten. Schnell war klar: das hölzerne Drehkreuz wird durch ein metallenes ersetzt.

Jede Metallrute wiegt rund 1,4 Tonnen. © Christian Bödding
„Es hält länger und ist besser zu warten“, erklärte schon damals Norbert Rose, Fachbereichsleiter Immobilienwirtschaft. Am Montag war er ebenfalls vor Ort, um sich den Wiederaufbau des Drehkreuzes anzusehen. „Am Sonntag habe ich mich noch über Regen gefreut, aber auch gedacht: Hoffentlich bleibt es am Montag regenfrei und es gibt nicht allzu viel Wind.“
Tonnenschweres Gestänge
Schließlich musste ja das tonnenschwere Metallgestänge in die Höhe gewuchtet werden – ohne die Mühle zu beschädigen. „Ein bisschen Wind geht“, sagte der niederländische Mühlenbauer Andre Klein Nibbelink von der Firma Vaagst. „Aber besser geht es ohne.“

Die Metallruten des Drehkreuzes sind gut 20 Meter lang. © Christian Bödding
Dass es mit der Umsetzung der Pläne doch ein wenig dauerte, ist gleich mehreren Umständen geschuldet. Zunächst musste die Stadt klären, ob für das Projekt Drittmittel für den Denkmalschutz zu bekommen sind.
Anfahrt mit dem Tieflader
Dann hatte die niederländische Firma noch jede Menge anderer Aufträge abzuarbeiten. „Und wir mussten auch noch eine Genehmigung für unsere Lieferung bekommen“, erläuterte Andre Klein Nibbelink. Die Niederländer hatten die jeweils rund 1,4 Tonnen schweren Metallruten per überlangem Tieflader und Sicherungsfahrzeug nach Quantwick gefahren.

Arbeitsplatz mit Aussicht © Stadt Ahaus
„Wir stemmen das Ganze ohne Fördermittel“, berichtete Norbert Rose am Montagmorgen. Auf rund 76.000 Euro belaufen sich die Sanierungskosten. Einen Teil trägt die Versicherung. Gerd Schulze Schwering, Eigentümer der Mühle, war am Montag froh über den Beginn der Sanierung. „Endlich wird sie wieder komplett. So ein Gebäude muss erhalten werden.“

Das hölzerne Gitterwerk wird in den nächsten Tagen am Drehkreuz befestigt. © Christian Bödding
Hermann Josef Haveloh wünschte sich, dass der Wüllener Heimatverein die Mühle nach erfolgter Sanierung aktiver nutzen würde. „Man könnte doch zu gewissen Zeiten Aktionen und Aktivitäten dort stattfinden lassen.“ Haveloh dachte auch an Schulklassen, denen man vor Ort die Funktion der Windmühle erklären könne.
Hölzernes Gitterwerk fehlt noch
Nach etwas mehr als einer Stunde war das Drehkreuz an der Mühle provisorisch befestigt. Arbeit für drei Personen: den Kranführer sowie Andre Klein Nibbelink mitsamt einem Mitarbeiter. „Was jetzt noch dran muss, das passt auf einen Hänger“, sagte Klein Nibbelink. Das hölzerne Gitterwerk der Flügel bringen die Mühlenbauer per Hebebühne am Drehkreuz an.
Christian Bödding, Jahrgang 1966, ist bekennender Westfale, aber kein Sturkopf. Er schreibt gerne tiefgründig und am liebsten über lokale Themen, über die sich andere nach der Lektüre seiner Texte aufregen.
