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Tobias Söbbing und Stefan Kneermann: Mit Stipendium in die Selbstständigkeit
Pflege
Seit gut vier Monaten hat dieser ambulante Pflegedienst in Ahaus seine Pforten geöffnet. Wir haben die Firma und seine Gründer in einem persönlichen Gespräch einmal genauer unter die Lupe genommen.
Hegen und pflegen. Sich intensiv kümmern. Einfach da sein, sich eines anderen annehmen. Ihm die Sorgen nehmen. Genau das bietet der neue ambulante Pflegedienst Care4you in Ahaus an. Das Motto dabei: „Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.“
Eigentlich wollten Tobias Söbbing und Stefan Kneermann mit Beginn des Jahres 2022 eröffnen. Denn erst seit März 2021 habe es die ersten Planungen überhaupt gegeben. Die Idee der Selbstständigkeit sei „bei ein paar Flaschen Bier“ entstanden, so Tobias Söbbing. Aber auch schon früher, während der Ausbildung, da hätten beide schon gerne darüber „geflachst“.
Doch auf einmal ging im Laufe des vergangenen Jahres alles ganz schnell mit den Anträgen und der Suche nach der passenden Immobilie. Der Kooperationspartner LfK (Landesverband freie ambulante Krankenpflege) habe damals gesagt: „Sie könnten auch eher aufmachen, wenn Sie wollen.“
Gesagt, getan. Denn trotz Corona seien alle vorherigen Schritte ohne jegliche Schwierigkeiten oder Verzögerungen über die Bühne gegangen. So konnte das Duo die ambulante Pflegepartner GmbH Care4you bereits zum 1. Oktober 2021 eröffnen. „Dass es so gekommen ist, bereuen wir bisher kein bisschen, da es ganz gut angelaufen ist“, erzählt Stefan Kneermann.
Finanzielle Starthilfe und der Weg in die Pflege
Nicht nur das. Von der NRW Bank erhält das Unternehmen ein Jahr lang jeden Monat 1.000 Euro zusätzlich. Denn Tobias Söbbing und Stefan Kneermann hatten sich auf das Gründerstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen beworben. Mit Erfolg: Ein Ideen-Papier und eine persönliche Präsentation vor Ort weiter hatten die beiden die Fördermittel in der Tasche.
„Die Kunst war dabei, dass wir insgesamt nur zehn Minuten Zeit hatten. Fünf Minuten für den Vortrag, das war bei uns eine Punktlandung und fünf weitere Minuten für Fragen der Jury“, erinnert sich der 38-jährige Tobias Söbbing rückblickend.
Kennengelernt haben sich die beiden während ihrer gemeinsamen Ausbildung zum examinierten Altenpfleger. Über den Zivildienst seien sie zuvor das erste Mal so richtig mit dem Beruf in Berührung gekommen. Denn eigentlich hatten Tobias Söbbing und Stefan Kneermann zunächst einen handwerklichen Beruf erlernt. Der eine Schlosser, der andere Tischler.
„Früher gab es nach der Ausbildung nicht immer direkt auch einen festen Job im Handwerk, das ist anders als heute“, erzählt Stefan Kneermann. Da den beiden die Arbeit als „Zivi“ so viel Spaß gemacht hatte, beschreibt es Tobias Söbbing im Nachhinein sogar als eine „Win-Win-Situation.“
Bevor die Neu-Unternehmer zuletzt schon in leitenden Funktionen arbeiteten, waren sie zusammen acht Jahre im St.-Ludgerus-Altenheim in Heek tätig. Ehe sich die Wege wieder trennten. So war Stefan Kneermann vor der Selbstständigkeit beim Caritasverband für das Dekanat Borken tätig, Tobias Söbbing unter anderem für eine kurze Zeit auch in der Domstadt Münster.
Fortan eigene Chefs eines wachsenden Teams
Ihre Motivation, nun auch etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, sei vor allem ihren Erfahrungen im Bereich der Pflege aus der Vergangenheit geschuldet. „Uns hat zuletzt so ein wenig die Identifikation gefehlt. Wir wussten auch, dass es da Wege gab, die nicht richtig sind, um Mitarbeiter zu halten. Daher kam dann der Wunschgedanke, selbst etwas aufzubauen“, sagt Tobias Söbbing.
Stefan Kneermann fügt hinzu: „Wir haben beide festgestellt, dass wir gewisse Dinge anders machen würden. Leider war es zuletzt oft recht schwer, das auch umzusetzen. Weil die Strukturen einfach schwerfällig waren oder Prozesse blockiert wurden. Daraus entsteht dann automatisch eine Unzufriedenheit.“
Zusammen mit drei angestellten Mitarbeitern haben die beiden also jetzt das Pflege-Projekt gestartet. Mittlerweile ist das Team um Tobias Söbbing und Stefan Kneermann um deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen: Die Geschäftsführer beschäftigen aktuell 13 Arbeitskräfte.
Und die Bandbreite des Teams ist vielfältig. So arbeiten bei Care4you nicht nur examinierte Fachkräfte, sondern auch eine Arzthelferin, eine Heilerziehungspflegerin sowie eine Köchin und eine Friseurin, die allesamt ausgebildete Betreuungskräfte sind.
Breites Spektrum an Pflegeangeboten
Das Portfolio, das der ambulante Pflegedienst in Ahaus dementsprechend bietet, ist überaus abwechslungsreich. Von der reinen Pflege – zum Beispiel bei bettlägerigen Menschen – und der Beratung sowie Betreuung, über die Hilfe im Haushalt, bei Einkäufen oder bei der Wäsche bis hin zur Begleitung zum Arzt oder bei Behördengängen.
Mit ihren Angeboten deckt das gesamte Team aber nicht nur das Gebiet der Stadt Ahaus ab. „Wir haben uns erst einmal gesagt, dass wir 15 Kilometer um Ahaus herum alles leisten wollen“, so Stefan Kneermann.
Blick in die Zukunft macht Sinn
Auf die Frage, ob dauerhaft auch ein zweiter Standort in der Region geplant sei, um noch mehr abdecken zu können, meint Tobias Söbbing: „Die Idee, weiter zu wachsen, ist natürlich da. Das kristallisiert sich dann in den nächsten Monaten heraus.“
Denn die Nachfrage ist aktuell groß. „Wir sind momentan komplett ausgebucht. Auch die Resonanz unserer bisherigen Kunden ist durchweg positiv. Viele sagen, dass der Weg mit uns genau der Richtige ist“, verrät der 39-Jährige Stefan Kneermann.
Gebürtig aus Unna, wohnhaft in Münster. Seit Juni 2021 bei Lensing Media. Leidenschaftlicher Fußballer und Triathlet. Immer auf der Suche nach erzählenswerten Sportgeschichten.
