Ein paar Tage war der Kirmesplatz das Übergangszuhause von Angelika und Rainer Thrun. Das Paar aus Werne hatte dort mit seinem Wohnmobil geparkt. Nicht ganz freiwillig. Angelika Thrun hatte in Ahaus einen Arzttermin – und dafür wäre die Anreise aus Werne zu weit gewesen.
„Ein schöner Stellplatz“, sagen die beiden passionierten Wohnmobilisten. Auch die Stadt gefalle ihnen sehr. Wäre da nicht der Arzttermin, sie könnten sich auch einen Besuch in der Freizeit vorstellen.
Seit Jahrzehnten sind die beiden 56-Jährigen in ganz Europa unterwegs. Erst mit dem Zelt, dann im Bulli, dann über Jahre auf einem Dauercampingplatz, jetzt seit knapp zehn Jahren mit dem fast sieben Meter langen Wohnmobil.
Buchungssystem kommt nicht gut an
Sie kennen sich aus auf den Wohnmobilstellplätzen. „Wir waren so lange auf einem Campingplatz, da stellen wir uns heute lieber auf die Stellplätze in den Städten“, sagen sie. Auch – und gerade – wenn es um Urlaub und nicht um einen Arztbesuch geht. Und der Kirmesplatz sei wirklich fast ideal. Innenstadtnah, gepflastert, sauber. Nur das Buchungssystem habe sie fast in den Wahnsinn getrieben.
Die Plätze werden per Chayns gebucht und vermietet. „Im Moment sind die Schilder ja überklebt und die Plätze sind zum Glück kostenlos“, sagt Rainer Thrun. Im vergangenen Herbst seien sie schon einmal in der Stadt gewesen. „Das hat überhaupt nicht funktioniert“, erklärt er.
Automat aufstellen lohnt sich nicht
Für das Paar die simpelste Lösung? „Ein Ticketautomat mit Bargeld oder meinetwegen EC-Karte“, sagt Rainer Thrun. Das gebe es in anderen Städten ja auch. „Da kann man sein Tagesticket ziehen und gut ist“, fügt Angelika Thrun hinzu. Für jemanden, der von außerhalb komme und der die App sonst nicht nutze, sei die Anmeldung bei Chayns einfach zu kompliziert.
Und es gebe sogar Städte, in denen man als Wohnmobilist kostenlos stehen dürfe. Vor Dauerparkern müsse sich niemand Sorgen machen: „Mit einem Wohnmobil darf ich drei Tage auf so einem Platz stehen“, sagt Angelika Thrun. Dafür sei das Ticket nicht entscheidend.
Einen Automaten hatten auch Lokalpolitiker aus Ahaus immer mal wieder für den Kirmesplatz vorgeschlagen. Aus Sicht von Ahaus Marketing und Touristik stehe der Aufwand allerdings in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Und Wasser und Strom? „Wir sind ja autark unterwegs“, sagt Rainer Thrun und deutet in Richtung Dach. Dort sind Photovoltaik-Elemente verbaut. Aber natürlich greife das Paar gerne auf Strominfrastruktur zurück. „Dafür münzt man eben“, sagt er. Man wirft also Münzen in eine Ladesäule. So wie jetzt schon in Ahaus.
Ein Problem sieht Angelika Thrun allerdings abseits aller Standgebühren und Abrechnungsmodelle: Durch die Pandemie boome alles, was mit Camping zu tun habe. Und das schlage sich nicht nur auf die Preise, sondern auch auf die Zustände auf den Stellplätzen nieder. „Einfach, weil viele Menschen nicht wissen, was sich gehört“, sagt sie. Etwa was das Hinterlassen von Müll angehe. Und insgesamt würden Park- und Stellplätze eben immer voller werden.
Camping boomt auch in Ahaus
Den enormen Zuwachs bei der Nachfrage nach Wohnmobilstellplätzen hat auch Benedikt Homölle, Geschäftsführer von Ahaus Marketing und Touristik auf dem Schirm. „Die Zielgruppe ist über die vergangenen Jahre viel größer geworden“, sagt er. Auch die Diskussion um andere Abrechnungsmodelle oder einen Automaten für die Bezahlung sei nicht neu.
„Früher hat für so einen Stellplatz ausschließlich die Lage zur Innenstadt gezählt“, erklärt er. Heute gehe es stärker um die Umgebung, um Grün, idyllische Lagen an Bauernhöfen oder Seen, die Nähe zu Erholungsgebieten und Spielplätzen. Deswegen solle insgesamt noch einmal über den Standort diskutiert werden. Erst dann gehe es um die Infrastruktur, die an dem zukünftigen Stellplatz vorgehalten werden soll.

Rainer Thrun hat noch einen Rat für die Planung: „Egal, was und wo da geplant wird: In der Runde muss auf jeden Fall einer dabei sein, der Ahnung vom Camping hat und selbst ein Wohnmobil fährt.“ Das Wichtigste sei, dass der Platz auch für die größeren Wohnmobile zu erreichen sei. Und dass die Plätze dann nicht zugeparkt werden.
Das sei beispielsweise auf dem Kirmesplatz an manchen Ecken schon kritisch. „Weil die Autofahrer auch neben den eingezeichneten Stellplätzen stehen“, schimpft er. Ein sogenannter Liner, ein Reisemobil im LKW- oder Busformat, hätte es an diesem Tag auf dem Kirmesplatz schon schwer, die Kurve zur Ausfahrt zu bekommen.
Mehr Stellplätze sind geplant
Grünere Stellplätze als auf dem Kirmesplatz gibt es längst in Ahaus: zwischen Kombibad Aquahaus und der Umflut, direkt am Spielplatz und Naherholungsgebiet Monte Klamotte. Die beliebten Plätze sind regelmäßig besetzt, die Vermarktung übernimmt das Personal des Kombibads.
Und die Plätze sollen sogar noch ausgeweitet werden. Zwölf zusätzliche Plätze sind geplant. Aktuell zieht sich die Umsetzung aber noch etwas hin. „Ich hoffe, dass es noch in diesem Jahr losgehen kann“, sagt Franz-Josef Bülter, Bäderleiter im Kombibad Aquahaus.
Ein eigener Ticket- oder Verkaufsautomat solle aber auch dort nicht aufgestellt werden. Das lohne sich einfach nicht. Gut dreiviertel der Wohnmobilgäste würden ihr Ticket am Tresen zu den Öffnungszeiten des Aquahauses lösen. Der Rest nutze die Chayns-App. Bisher habe das so gut funktioniert. „Ich habe die Gäste ja durch mein Bürofenster im Blick. Da fällt mir schon auf, ob jemand nicht bezahlt“, sagt er.
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