
© Bernd Schäfer
Spezialauftrag für Haveloh: Alten Glockenturm vermessen und nachbauen
Sakrale Bauwerke
Der Glockenturm der Marienheider Wallfahrtskirche liegt gerade in Alstätte. Mit digital erstelltem Modell wird er originalgetreu nachgefertigt. Der Alstätter Holzbauer nimmt die Herausforderung an.
Wie lange der Glockenturm das Dach der Marienheider Wallfahrtskirche gekrönt hat, weiß wohl niemand mehr ganz genau. Die Schieferplatten mit denen er zuletzt abgedeckt war, kamen vor gut 80 Jahren drauf, mindestens so alt ist also auch das Holz – vielleicht sogar noch älter, schließlich stammt der Dachstuhl des Gebäudes aus dem Jahr 1717.
Ein Gutachter hat dem inklusive Stützen etwas mehr als 15 Meter hohen Türmchen jedenfalls das Lebensende bescheinigt – es sei nicht mehr standsicher, die Holzkonstruktion zu marode. „Wir müssen alles erneuern“, sagt Zimmerermeister Bernhard Terhalle.
Exaktes Modell wurde rekonstruiert
Bedeutet: Jeder Balken und jedes Brett wurde in den letzten Tagen und Wochen auf dem Gelände des Holzbau-Betriebs Haveloh genau vermessen und digitalisiert, damit am Computer ein exaktes Modell des historischen Bauwerks rekonstruiert werden konnte, nach dem bald eine originalgetreue Nachfertigung hergestellt wird.
Vorher musste das Bauwerk allerdings überhaupt erst einmal nach Alstätte geschafft werden. Dafür wurde es noch auf dem Dach der Kirche in drei Teile zersägt, die dann nacheinander mit einem Kran zu Boden geholt und auf Lastwagen verladen wurden.
Die Beschäftigung mit Sakralbauten ist für Tobias Haveloh und sein Team nichts Ungewöhnliches. „Wir haben eigentlich jedes Jahr eine Kirche dabei“, sagt der Firmenchef, der auch Zimmerermeister ist. Vor drei Jahren erneuerte der Alstätter Betrieb etwa die Dacheindeckung des Frankfurter Doms.

So sah der Glockenturm vor dem Abbau aus – und so soll er auch demnächst wieder das sanierte Dach krönen. © Hans Kadereit
Auch in Marienheide soll das Haveloh-Team nicht nur den Glockenturm, sondern das komplette mehr als 300 Jahre alte Kirchendach wieder fit für die nächsten Jahrzehnte machen.
Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe: Weil der historische Dachstuhl von Denkmalpflegern als besonders schützenswert eingestuft wird, musste sehr behutsam gearbeitet werden. „Wir haben morsche Teile ausgebaut und neue Balken nach alter Tradition angeschuht“, erklärt Terhalle.
Historische Zimmermannskunst
Beim Wiederaufbau des Glockenturms greifen Bernhard Terhalle, der das Projekt als Meister betreut, und andere Mitarbeiter stilgetreu auf traditionelle Fertigkeiten und historische Zimmermannskunst zurück. Vor denen Terhalle Respekt hat. „In damaliger Zeit wurden sehr gute handwerkliche Ergebnisse abgeliefert – das ist heute nicht mehr selbstverständlich.“
Eine Modernisierung gibt es allerdings beim Baumaterial: Statt Eichenbalken und -brettern wird für den Neuaufbau Leimholz genutzt.
Um den Transport ins Bergische Land zu vereinfachen, wird auch der in drei Abschnitte aufgeteilt, die nacheinander auf dem sanierten Dachstuhl der Wallfahrtskirche montiert werden.