Etwas über sieben Millionen Kubikmeter Wasser pumpt die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) jedes Jahr aus dem Boden zwischen Ottenstein und Vreden. Seit Jahrzehnten und noch mindestens bis 2030. So lange ist die Förderung des Wassers genehmigt. Mit dem Wasser wird in Epe Salz aus dem Boden gespült. Das wird in den Chemiewerken in Marl und Rheinberg benötigt.
Dabei nutzt die SGW nicht einmal den erlaubten Rahmen aus: Möglich wären bis zu 9,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. 2,5 Millionen Kubikmeter in Hörsteloe, 7 Millionen in Doemern. Doch auch so machen sich viele Landwirte und Anwohner große Sorgen um den Grundwasserspiegel.

Die SGW sucht nach Alternativen für das Grundwasser. Im Umweltausschuss am Donnerstagabend haben Marcus Klaus, SGW-Betriebsleiter in Ahaus, Vermessungsingenieur Stefan Meyer und Matthias Bretthauer, Geschäftsführer von Aquanta, einem Büro für Hydrogeologie, den aktuellen Planungsstand vorgestellt.
An 150 Messstellen zwischen Doemern und Hörsteloe werde der Grundwasserstand genau gemessen. Teilweise zweimal pro Monat. „Wenn es an anderer Stelle ausreichend Grundwasser gäbe, hätten wir es schon genutzt“, machte Stefan Meyer deutlich. Unzweifelhaft habe die Förderung Auswirkungen. Deutlich größer seien allerdings die Folgen durch die witterungsbedingte Trockenheit der vergangenen Jahre. Flurstückscharf würde etwa an die betroffenen Landwirte eine Entschädigung gezahlt.
Zweite Jahreshälfte 2023
Bis April werde noch das Wasser aus den Kläranlagen in Ahaus, Gronau und Vreden untersucht. Falls sich das chemisch eigne, könne es Teile des Grundwassers für die Salzproduktion ersetzen. Weitere Ideen sind die Nutzung von Oberflächenwasser: etwa aus dem Dortmund-Ems- oder dem Twente-Kanal. Klar ist das aber noch nicht. In der zweiten Jahreshälfte 2023 soll es erste Aussagen zu möglichen Alternativen geben.
Keine Chance sieht die SGW indes für eine zweite Pipeline, die das genutzte Wasser aus den Chemieparks zurück in Richtung Salzkavernen pumpen könnte: „Eine 80 Kilometer lange Leitung lässt sich nicht realisieren. Weder von den Kosten noch von der Genehmigung her“, machte er deutlich.
Nachfrage lässt nicht nach
Dass zukünftig weniger Salz benötigt werde, man also weniger Sole produzieren könne und dafür weniger Wasser benötige, sei wenig wahrscheinlich. „Zumindest ist uns nicht bekannt, dass die Nachfrage sinken wird“, erklärte er.
Auch Richard Bömer vom Fachbereich Tiefbau der Stadt Ahaus bremste allzu optimistische Erwartungen: „Wir sind noch weit von der Nutzung weg“, betonte er. Ob beispielsweise eine vierte Reinigungsstufe dann benötigt würde oder unter welchen Bedingungen das Wasser aus der Kläranlage genutzt werden könnte, steht noch nicht fest. Es handele sich eben um ein sehr komplexes Projekt.
Geklärt werden muss beispielsweise auch noch, was in einem heißen Sommer passiert, wenn in Zukunft weniger sauberes Wasser aus dem Klärwerk über die Vorfluter in die Ahauser Aa geleitet würde. „Das Klarwasser soll nicht restlos abgepumpt werden“, betonte Stefan Meyer. Schließlich solle auch nicht ein Problem mit dem Wasser durch ein anderes ersetzt werden.
Klar sei, dass die Wasserförderung auch nach 2030 noch weitergehen müsse. Denn die SGW hat die bergrechtliche Genehmigung, bis 2069 in Epe Salz abzubauen. „Viele Fragen können wir aber heute auch noch nicht beantworten“, machte er deutlich.
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