Die Retro Nerds kommen nach Ahaus: Der Verein, der bisher in Vreden rund 100 Arcade-Automaten und Flipper gesammelt und ausgestellt hat, zieht um. Im Next, mitten im Ahauser Stadtzentrum, haben die Nerds ein neues Zuhause gefunden.
Dort soll ein spielbares Museum für Videospielkultur entstehen. Eine Ausstellung zum Anfassen. „Um die eigene Jugend wieder aufleben zu lassen“, sagt Markus Kühn. Er ist der erste Vorsitzende der Retro Nerds und freut sich bei einem ersten Rundgang durch das Next riesig auf die neuen Möglichkeiten.
Rund 500 Quadratmeter werden die Spielautomaten dort einmal einnehmen. In einem fast rechteckigen Raum. „Wir haben hier viel mehr Möglichkeiten, die Geräte aufzustellen und in Szene zu setzen, als bisher“, sagt er. Seit der Verein 2018 in Vreden gegründet wurde, mussten die Automaten schon mehrfach umziehen. Jetzt hoffentlich vorerst zum letzten Mal.
Damit würden sie auch einen Schritt zu einer besseren Verkehrsanbindung schaffen. „Da ist Ahaus schon besser gestellt als Vreden“, sagt Clubmitglied Patrick Röttger. Und schließlich würden die Besucher nicht nur aus der Umgebung, sondern aus ganz Deutschland kommen.
Sie beide schmieden schon Pläne: Man könnte die Automaten und Spielekonsolen so aufstellen, wie in den Jugendzimmern der jeweiligen Erscheinungsjahre.
Für die neue Ausstellung haben sie eigens ihre Satzung geändert: Bisher mussten die ausgestellten Geräte mindestens 20 Jahre alt sein. Diese Beschränkung ist jetzt gefallen. „Wir wollen die komplette Geschichte der Videospielkultur zeigen. Vom ersten Pixelbrei bis zur völligen Immersion“, sagt Patrick Röttger.
Keine Spielhölle, sondern Museum
Dazu kommen die ersten Arcade-Automaten, die noch komplett elektromechanisch funktionierten. So wie ein Eishockey-Spiel von 1946, das älteste Ausstellungsstück. „Aus heutiger Sicht hält sich der Spielspaß da schon in Grenzen“, gibt Markus Kühn zu. Aber damals sei die Technik eben sehr beschränkt gewesen. „Man musste einen irren Aufwand betreiben, nur um eine Spielfigur ein bisschen bewegen zu können“, sagt er. Diese Keimzelle der Automaten zu zeigen, ist ihnen wichtig.
Die neuen Räume sollen aber keine Zockerhöhle sein. Keine Spielhölle. Es geht ihnen um Kultur zum Anfassen.
„Ich freue mich sehr, dass sie kommen und werde dafür sorgen, dass sie optimale Bedingungen haben“, sagt Next-Betreiber Tobias Groten. Tatsächlich sei das eine riesige Sache, vor allem für Ahaus: „Das Ding allein holt tausende Opas mit ihren Enkeln in die Stadt.“

Und was passiert mit dem Next selbst? Partygäste können beruhigt aufatmen. Der Betrieb dort werde durch die neuen Nachbarn nicht gestört. „Das Next ‚verliert‘ nur einen Eventraum, der fast nie genutzt wurde“, betont Tobias Groten.
Der Raum war zuletzt als „Goldener Hirsch“ wie bei vergangenen Winterzaubern gestaltet. Zusätzlich sollen auf der Etage weitere Bereiche erschlossen werden, die bisher ungenutzt waren.
Im Herbst soll das Next wieder richtig hoch gefahren werden. „Wir werden dort wieder viele Events für alle Zielgruppen anbieten“, sagt der Gründer und CEO der Tobit.Labs. Zukünftig soll das Next dann eben auch zu anderen Zeiten öffnen. „Für die Nerds“, erklärt er.
Tobit.Labs steuern ihren Teil bei
Die Tobit.Labs wollen selbst auch noch etwas zum Angebot der Retro Nerds beitragen: „Die beschäftigen sich mit der Vergangenheit des Gamings“, sagt Tobias Groten. Die Tobit.Labs wollen demnach den Gegenwarts- und Zukunftsbeitrag liefern. Mit Augmented, Virtual und Mixed Reality: Also Möglichkeiten, bei denen Realität und virtuelle Welten oder Grafiken miteinander verschmelzen. „Nur um die Geschichte komplett zu machen“, sagt er.
Wenn alles klappt, wollen die Retro Nerds noch in diesem Jahr Neueröffnung feiern. Bis dahin bleibt auch abseits des Umbaus im Next noch mehr als genug zu tun. „Wir müssen alle Geräte und Automaten durchsehen und auf Vordermann bringen“, sagt Markus Kühn.
Viele Fragen sind noch offen
Denn die Geräte sind empfindlich und können gerade die häufigen Umzüge nicht gut vertragen. „Die Hardware ist ja über 40 Jahre alt“, ergänzt Patrick Röttger. Das wird sich auch auf die Öffnungszeiten auswirken: „Wir könnten gar nicht täglich öffnen, das schaffen die Geräte nicht“, sagt Markus Kühn. Und schließlich sei der Verein ja auch rein ehrenamtlich. Er geht allerdings davon aus, dass die Retro Nerds öfter als einmal im Monat am Wochenende öffnen werden. „Das muss sich aber alles noch finden“, fügt er hinzu.
Klar ist aber, dass Glücksspielautomaten keinen Platz in der Ausstellung der Retro Nerds haben werden. „Die Technik ist zwar auch sehr interessant, aber von den Automaten distanzieren wir uns ganz klar“, sagt der Vorsitzende.

Auch das Prinzip steht schon fest. Besucher zahlen einmal Eintritt und haben dann nach Lust und Laune Freispiele. Wie hoch der liegt muss sich noch zeigen. „Keiner von uns verdient hier einen Cent“, erklärt er für sich und die 85 Mitglieder. Dennoch müssten ja die Kosten gedeckt werden. Ungefähr 20 Euro müsse eine Tageskarte wohl kosten. Aber auch das ist noch nicht endgültig geklärt.
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