Pfadfinder mit 68 Rainer Leveling gibt Vorstand rund um den Pfadfinderplatz in neue Hände

Pfadfinder mit 68: Rainer Leveling gibt Vorsitz in neue Hände
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Als Rainer Leveling (68) zu den Pfadfindern in Ahaus kam, hatte der Ahauser Stamm der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg seine Räume noch in einem der Pavillons am Schloss, die Pfadfinder waren eine reine Jungentruppe und einen Zeltplatz gab es nicht. Die Räume am Schloss musste der Stamm längst verlassen. Mädchen und Frauen gehören seit Jahrzehnten fest dazu. Und auch der eigene Zeltplatz.

Inzwischen hat Rainer Leveling Kluft und Pfadfinder-Halstuch etwas weiter hinten im Schrank verpackt. Jetzt tritt er auch im Freundeskreis eine Reihe zurück. Den hat er vor fast 25 Jahren mitgegründet. Nicht als reinen Ehemaligentreff.

Der neue Verein bekam eine wichtige Aufgabe: Er trägt den Pfadfinderzeltplatz am Schweinesee. Das neue Zuhause der Pfadfinder in Ahaus. „Fast 25 Jahre gibt es den und manche Ahauser wissen immer noch nichts davon“, sagt Rainer Leveling kopfschüttelnd und muss lachen. Dabei hat sich dort so viel getan.

60 aktive Pfadfinderinnen und Pfadfinder gibt es. Die jüngsten sind gerade einmal vier oder fünf Jahre alt, die ältesten Mitte/Ende 20. Dazu kommen noch einmal um die 60 Ehemalige, die sich im Freundeskreis zusammengeschlossen haben.

Rainer Leveling auf dem Pfadfinderplatz am Schweinesee
Rainer Leveling (68) setzt sich seit Jahrzehnten für den Ahauser Pfadfinderstamm und die Flächen am Schweinesee in Wüllen ein. Jetzt macht er Platz für die nächste Generation – ein Jahr vor zwei großen Jubiläen. © Stephan Rape

Ende der 1990er-Jahre, als der Stamm den Schlosspavillon verlassen musste, brauchten die Pfadfinder in Ahaus ein neues Zuhause. Alle möglichen Ideen wurden gesammelt, abgewogen, hin- und hergedreht. „Wir hatten die wildesten Phantasien“, sagt er im Rückblick. Eine Lichtung in einem Waldstück bei Ottenstein beispielsweise. Ausgestattet mit Seecontainern sollte dort der neue Pfadfindergruppenraum entstehen. Die Idee wurde wieder verworfen.

Dann kam jemand auf das Naherholungsgebiet zwischen Vredener Dyk, Eishockeyhalle und Schweinesee. Ein 4000 Quadratmeter großer Abschnitt sollte als neuer Zeltplatz dienen. „Das war da ja alles noch grüne Wiese“, sagt Rainer Leveling heute.

Gewachsenes Vereinsgelände

Inzwischen sind neben dem Sanitär- und Küchengebäude auch Duschen und Waschstellen entstanden. Die Holzhütten stammen noch vom Laga-Gelände in Gronau. Eine gemauerte Feuerstelle, selbstgebaute Regale für Feuerholz und Sitzbänke und viel Platz: „Welche Jugendgruppe hat schon so ein Gelände?“, Rainer Leveling blickt in die Runde.

Mit dem Platz komme ein Großteil Identifikation: „Das hier ist unseres. Darum kümmern wir uns. Das müssen wir erhalten“, sagt er. Für die aktiven Kinder und Jugendlichen stehen natürlich Gruppenstunden und Zeltlager im Vordergrund. Eine Begeisterung teilen sich aber Aktive im Stamm und Ehemalige im Freundeskreis.

Zeltplatz hat höheres Ziel

Das Draußen-sein: Das Schlafen im Zelt oder die Runden ums Lagerfeuer begeistern ihn auch im Rentenalter noch. „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder“, sagt er lächelnd. Die Feuerstelle auf dem Pfadfinderplatz ist vom Vorabend noch warm. Es riecht noch leicht nach Rauch. „Herrlich“, sagt Rainer Leveling.

Und diese Einstellung will er eben auch den Kindern und Jugendlichen in den aktiven Gruppen möglich machen. Da sieht er auch die Besonderheit: „Wir können Kindern und Jugendlichen Aktivitäten draußen bieten, die es eben in anderen Vereinen oder Verbänden nicht gibt“, sagt er.

„Wenn wir den Platz vermieten, ist das kein Selbstzweck.“ Man betreibe ja schließlich keinen Campingplatz. Für andere Jugendgruppen, andere Pfadfinder, Schulklassen aus Ahaus steht der Platz zur Verfügung.

Jeder Euro fließe direkt in die Jugendarbeit. In neue Zelte für den Stamm oder auch Unterstützung, wenn ein Mitglied beispielsweise den Lagerbeitrag nicht selbst finanzieren könne. „Niemand soll sich aus finanziellen Gründen ausgeschlossen fühlen“, sagt er.

Doch immer noch steht er dem Stamm nahe. Wenn auch mittlerweile aus einer hinteren Reihe. 68 und Pfadfinder? Fast: „Ich hab alles durchlaufen: Gruppenkind, Gruppenleitung, Stammesleitung, dann kam wegen der eigenen Kinder, Familie und Beruf eine kurze Pause“, sagt er.

Vor fast 25 Jahren kam für ihn ein Neustart: Mit Gerrit Thiemann und vielen anderen Ehemaligen gründete er den Freundeskreis der Ahauser Pfadfinder – und war bis Mai 2021 immer zweiter Vorsitzender. Bis Gerrit Thiemann, bis dahin erster Vorsitzender, starb. Ein herber Verlust für den Stamm und den Freundeskreis.

Generationswechsel und Jubiläum

„Eigentlich wollte ich vorher schon aufhören“, sagt er. Der Altersabstand zu den aktiven Leitern mit Anfang 20 sei eben schon sehr groß. „Doch ich wollte einen sauberen Übergang“, sagt er. Zwei Jahre übernahm er den Vorsitz. Jetzt sei es aber endlich gut. „Der Generationenwechsel war wichtig. Wir können ja nicht mit dem Rollator auf den Platz fahren“, sagt er und lacht.

Gerade wurde seine Nachfolge gewählt: Jan van Dyk (35) steht ab sofort als erster Vorsitzender an der Spitze des Freundeskreises, Wilm Esseling (47) ist sein Stellvertreter. Und auch wenn der Platz am Schweinesee erst einmal gut aussieht, gibt es viel zu tun: Nächstes Jahr stehen gleich zwei große Jubiläen an, die zusammen gefeiert werden sollen: 25 Jahre Freundeskreis, 75 Jahre Stamm Ahaus. „Ist doch ne runde Sache, 100 Jahre Pfadfinderei“, sagt Rainer Leveling lachend.

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