
© Johannes Schmittmann
„Zur Barriere“ überzeugt beim Abholservice mit Qualität und Verpackung
Restaurant-Check
Die Familie Enning betreibt sein vielen Jahren das Restaurant „Zur Barriere“ in Ammeln. Es steht für bürgerliche Küche auf hohem Niveau. Beim Außer-Haus-Check punktet bei uns aber nicht nur das Essen.
Wie die Zeit vergeht: Seit ziemlich genau drei Monaten haben Restaurants, Gaststätten und Kneipen mittlerweile geschlossen. Viele Gastronomen hangeln sich mit Außer-Haus-Service durch die Krise. So auch das Restaurant „Zur Barriere“, das von der Familie Enning in Ammeln an der Legdener Straße betrieben wird.
Am letzten Tag vor dem neuerlichen Lockdown haben meine Freundin und ich hier den Abend verbracht und gut – vor allem aber reichlich – gegessen. Nun haben wir getestet, ob der Abholservice mithalten kann.
Die Bestellung
Bestellt werden kann entweder telefonisch oder per App. Letzteres ist die deutlich einfachere Methode. Man wählt sein Wunschgericht aus, legt es in den Warenkorb und gibt seinen Abholtermin an. Entweder zahlt man vor Ort (Karte/Bar) oder man wählt eine der digitalen Optionen. Wir entscheiden uns für Letzteres.
Die Abholung
Direkt nach der Vorbestellung spuckt die App eine Abholnummer aus: 105. Obwohl wir das Essen erst zu 18.30 Uhr bestellt haben, fahren wir um 18 Uhr los. Eine gute Entscheidung.
Denn just in dem Moment, als wir die Klingel im Drive-in-Schalter betätigen, erhalte ich eine Push-Nachricht auf das Smartphone: „Ihre Bestellung ist fertig.“ Ein junger Herr hilft uns beim Beladen, um 18.25 Uhr verlassen wir schon wieder den Parkplatz.
Der Drive-in-Schalter ist perfekt, um Kontakte zu reduzieren. Anderorts knubbelt es sich gerade zu Stoßzeiten häufig im Eingangsbereich. Gute Idee.
Die Verpackung
Großes Lob schon vor dem ersten Bissen: Alle Gerichte, bis auf die Suppe, wurden auf echtem Geschirr angerichtet. Vorspeise und Dessert auf Porzellantellern, die Hauptspeisen sogar auf Edelstahlplatten.
Auf Plastik- oder Styroporschalen hat man komplett verzichtet. Das erspart einem nicht nur jede Menge unnötigen Verpackungsmüll, sondern sieht auch einfach ästhetischer aus.
Einige Tag nach dem Testessen erklärt Thomas Enning: „Wir haben schon im ersten Lockdown entschieden, auf die nachhaltige Variante zu setzen. Die Kosten sind gar nicht so viel höher als beim Einmalgeschirr.“ Dadurch dass viele Gäste Teller und Schüsseln unaufgefordert (!) zurückbringen, sei es sogar nicht einmal mit Mehrkosten verbunden.

Die Familie Enning betreibt seit vielen Jahren das Restaurant „Zur Barriere“ in Ammeln. © Markus Gehring
Die Vorspeise
Wir gehen es an diesem Abend westfälisch an. Zunächst teilen wir uns eine Portion Rindfleischsuppe. Sie wird in einer recycelbaren Pappschale geliefert und reicht problemlos für zwei Teller. Vor allem an den Klößen wurde nicht gespart. Der Blumenkohl hat noch reichlich Biss, was meine Freundin ausdrücklich lobt. Für meinen Geschmack hätte es etwas mehr Eierstich sein können. Die Brühe ist kräftig, mit etwas frischem Lauch verfeinert.

Kräftige Farbe, reichlich Einlage: So muss eine Rindfleischsuppe aussehen. Und geschmeckt hat es auch noch. © Johannes Schmittmann
Als Zwischengang, ebenfalls zum Teilen, haben wir uns für gekochtes Rindfleisch entschieden, eines meiner Lieblingsessen. Etwas ungewohnt ist die Beilage: Kroketten. Eine Umbestellung auf Salzkartoffeln ist zumindest laut App nicht möglich.
Das Fleisch ist saftig und zart. Bei der Sauce schmeckt man den Senf deutlich heraus, was mir gefällt, meinem Gegenüber aber eher weniger. Für mich hätte es daher auch etwas mehr Zwiebelsauce sein können. Vor allem, da die Fleischportion sehr reichlich ist. Insgesamt vier Tranchen vom Rindfleisch wurden angerichtet. Alles in allem ein guter erster Gang.
Die Hauptspeise
Es geht westfälisch weiter. Seit über zehn Jahren hat meine Freundin kein Kotelett mehr gegessen. Dabei hat sie es bei ihrer Großmutter früher sehr gerne gegessen. Das trifft es sich gut, dass Thomas Enning vor Kurzem das Dry-Age-Kotelett vom Münsterländer Landschwein auf die Speisekarte genommen hat. Auch ich fahre weiterhin die westfälische Schiene und wähle das Schlemmerschnitzel.
Beim Auspacken der Hauptspeisen bereue ich die Entscheidung etwas, denn mein Schnitzel kann allein schon optisch mit dem Kotelett nicht mithalten. Mein Teller wirkt mit den gebratenen Champignons, dem weißen Spargel, der Sauce Hollandaise und der kleinen Beilagen-Pastete etwas überladen. Die immerhin drei Schweineschnitzel gehen da fast schon unter.
Aber das ist es wohl, was man im Münsterland unter einem Schlemmer-Teller versteht. Geschmacklich gibt es aber wenig auszusetzen. Einzig auf den Spargel hätte ich im tiefsten Winter verzichten können. Da wäre mir ein saisonales Gemüse lieber gewesen.

Kalorienbombe: Das Schlemmerschnitzel lässt niemanden hungrig zurück. © Johannes Schmittmann
Meine Freundin ist von ihrem Kotelett rundum begeistert, kross gebraten und trotzdem zart. Aber ausnahmsweise ist sie froh, dass wir nicht im Restaurant essen. Denn gerade „auf den letzten Metern“ lässt sich das Fleisch am besten direkt vom Knochen knabbern.
Die Bratkartoffeln haben schöne Röstaromen und sind gut gewürzt. Einzig die Maiskörner, die sich vereinzelt darin wiederfinden, sorgen für leichte Fragenzeichen. Auch der Beilagensalat, der mit einem Honig-Senf-Dressing verfeinert wurde, weiß zu überzeugen.

Das Dry-Age-Kotelett vom Münsterländer Landschwein war kross gebraten, aber trotzdem zart. © Johannes Schmittmann
Das Dessert
Auf der reduzierten Speisekarte gibt es aktuell nur eine Nachspeise: das Schokoküchlein mit flüssigem Kern und Fruchtmark. Weil bei uns zwischen Abholung und Verzehr zwei Stunden vergangen sind, stecken wir das Schokogebäck noch kurz in die Mikrowelle – natürlich ohne das Aluschälchen. Der Kern ist zwar anschließend nicht mehr flüssig, aber kombiniert mit dem Erdbeerpüree rundet es das Dreieinhalb-Gänge-Menü perfekt ab.

Das Schokoladenküchlein wurde zu Hause noch mal aufgewärmt, eine gute Entscheidung. © Johannes Schmittmann
Das Fazit
Viel zu meckern gibt es nicht. Der Koch versteht sein Handwerk und sorgt mit kleinen Feinheiten für besondere Noten. Hie und da gibt es einen Abzug in der B-Note, aber das ist verkraftbar. Durch den Drive-in-Schalter funktioniert die Abholung reibungslos. Pluspunkte gibt es außerdem für die nachhaltige Verpackung.
Der Preis
Für die Menüs bezahlen wir zusammen 62,70 Euro. Mit 16,50 Euro war das Kotelett vom Landschwein am teuersten. Die Suppe, die für zwei Personen gereicht hat, kostete hingegen nur 5 Euro. Insgesamt bewegen sich die Preise im üblichen Durchschnitt. Bei der gebotenen Qualität, absolut in Ordnung.
Restaurant-Infos
Restaurant „Zur Barriere“
Legdener Straße 99
48683 Ahaus
restaurant@enning-barriere.de
Tel: (02561) 3800
Fax: (02561) 40349
Abholservice von Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr
SO FUNKTIONIERT DER CORONA-RESTAURANT-CHECK
Wir bestellen ohne Ankündigung bei den jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne lecker essen. Wir beschreiben die Menüs so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
