Am Ende standen nicht mehr als drei Worte: „So. Das war‘s.“ Strahlend und sichtlich gerührt hat sich der scheidende Erste Beigeordnete Hans-Georg Althoff am Donnerstagabend auf dem Tobit.Campus von Weggefährten, Mitarbeitern, Politikern und vielen weiteren Gästen verabschiedet.
„Zum jetzigen Zeitpunkt ist es ein Abschied, gegen den wir uns gesträubt haben“, sagte Bürgermeisterin Karola Voß. Schließlich seien sie in den sieben gemeinsamen Jahren seit ihrer Wahl ein so tolles Team für die Stadt Ahaus gewesen. „Du hast dich vor mich wie ein großer Bruder vor seine Schwester gestellt“, erklärte sie im Rückblick.
Und neben aller Sach- und Fachkenntnis habe er auch immer die gute Laune mit ins Rathaus gebracht. „Du warst nie krank oder bist trotzdem ins Büro gekommen“, lobte sie weiter. Ihr bleibe nur, sich für alles zu bedanken und ihm die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben. „Heute beginnt der Rest deines Lebens. Genieß ihn“, sagte sie.

Fünf Wegbegleiter wurden dann noch einmal besonders hervorgehoben: Berthold Büter, ehemaliger Leiter der Feuerwehr Ahaus, Dr. Georg Grüber, Geschäftsführer von Stenau Entsorgung und Kreislaufwirtschaft, Karlheinz Siekhaus, Geschäftsführer der Stadtwerke Ahaus, Thomas Hammwöhner, Technischer Beigeordneter der Stadt Ahaus sowie Melanie Ikemann, die fast die gesamte Amtszeit Hans-Georg Althoffs Sekretärin war. Neben der Bürgermeisterin sei sie auch die einzige Frau, die Heidi Althoff dauerhaft an der Seite ihres Mannes dulden würde, sagte Moderatorin Doris Zevenbergen.
Und sie konnte auch ein ganz persönliches Bild des Ersten Beigeordneten liefern. Etwa seine große Schwäche (Süßigkeiten) oder seine größte Stärke (Kein Tag ohne Lächeln im Gesicht ins Büro zu kommen). Berthold Büter lobte Hans-Georg als Feuerwehrmann und Rettungsdienstler ohne Einsatzkleidung, der sich immer und überall für die Belange der Feuerwehr Ahaus – ganz gleich ob Haupt- oder Ehrenamt – eingesetzt habe.
Karl-Heinz Siekhaus wünschte sich im Nachhinein mehr Zeit für die Zusammenarbeit: Immer hätten sie zusammen Wege gefunden, um schnell und unbürokratisch zu arbeiten. „Immer am Rand der Legalität“, scherzte er. Thomas Hammwöhner betonte die enge Zusammenarbeit der vier ganz unterschiedlichen Akteure im Verwaltungsvorstand, zwischen die kein Blatt Papier gepasst habe. „Die Rede war immer vom Kleeblatt“, sagte er.
Bewegender Abschied per Video
In einem mehrere Minuten langen Video hatten sich zuvor alle Fachbereiche und einzelne Teams von Hans-Georg Althoff verabschiedet. „Eine riesige Freude. Die ist Ihnen und euch fantastisch gelungen“, sagte er. Die Stadt Ahaus habe einfach hervorragende Mitarbeiter. Die Feuerwehr hatte den Ersten Beigeordneten am Abend mit ihren Einsatzfahrzeugen am Rathaus abgeholt und zum Tobit.Campus gebracht.
Ihm bleibe nur Danke zu sagen. „Für vertrauensvolle Zusammenarbeit auf ganz unterschiedlichen Ebenen und für eine wilde Zeit“, fasste er zusammen. Von seinen beruflichen Anfängen beim Kreis Coesfeld und die Zeit beim Kreis Borken bis eben zur Zeit in Ahaus.
Besonders strich er die jahrelange gute Zusammenarbeit mit den umliegenden Kommunen, dem Kreis und auch übergeordneten Verbänden heraus. So freute er sich auch, dass Landrat Dr. Kai Zwicker und weitere Vertreter des Kreis-Verwaltungsvorstands sowie die amtierenden und ehemaligen Bürgermeister der umliegenden Kommunen unter den Gästen waren.

Besonders dankte er auch den ehemaligen Ratspolitikern Heinrich Lefert, Aloys Schmeing, Martin Ellerkamp sowie Robert und Peter Mensing für die jahrelange Zusammenarbeit.
Ein persönliche Freundschaft verbindet ihn auch heute noch mit Dr. Dirk Korte, der bis 2004 Bürgermeister von Ahaus war und unter dem er damals seine Laufbahn in Ahaus begonnen hat. „Danke für das uneingeschränkte Vertrauen und die offene Zusammenarbeit“, rief er ihm im Publikum zu.
Von der aktuellen CDU-Ratsfraktion waren lediglich Beatrix Wantia und Franz-Josef Kappelhoff eingeladen. Auch die Grünen sowie Vertreter der FDP waren am Donnerstagabend nicht dabei. Der offen ausgetragene Streit um eine mögliche Wiederwahl von Hans-Georg Althoff für die Zeit bis zu seiner Pensionierung, die Gegenstimmen von CDU und Grünen, die Unterschriftensammlung zu seinen Gunsten, das angedachte Bürgerbegehren und dessen Scheitern vor Gericht spielte an diesem Abend aber nur eine kleine Nebenrolle.

Allerdings war die Bürgermeisterin doch kurz darauf eingegangen: Sie bat um Verständnis dafür, dass diejenigen Politiker nicht eingeladen wurden, die im Rat gegen eine Wiederwahl von Hans-Georg Althoff gestimmt hatten. In etlichen Gesprächen sei sie dafür allerdings auch viel Verständnis gestoßen. Das Kulturquadrat sei als Ort für die Verabschiedung nicht in Frage gekommen, weil dort andere Veranstaltungen gebucht gewesen seien.
Am Tag nach der Feier, die bis weit in den Morgen dauerte, ist Hans-Georg Althoff immer noch völlig überwältigt: „Es ist so schön diesen breiten Rückhalt zu spüren“, sagt er.
Dienst endet am 31. Januar
Auch wenn er jetzt seinen Abschied gefeiert hat, kommt er noch zwei Tage zurück in den Dienst. „Bis zum 31. Januar abends“, sagt er lachend. Dann gebe er die Schlüssel ab. Danach will er erst einmal die gewonnene Freiheit genießen und zur Ruhe kommen. Feste Pläne habe er noch nicht. In Zukunft werde er sich wohl noch Aufgaben aus dem juristischen Bereich suchen. Spruchreif sei da aber noch nichts.
In jedem Fall wolle er den Kontakt nach Ahaus halten. „Ich fühle mich der Stadt weiter eng verbunden und habe hier viele Freunde. Das ist überhaupt keine Frage“, sagt er.


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