Rauchzeichen im Maisfeld
Serie "Grill-Lust"
„Frauen kochen, was sie können – und Männer was sie wollen!“ ruft Stefan Heßeling. Es ist morgens um kurz nach sieben auf dem Hof Vöcker in der Bauerschaft Hörsteloe. Mitten in der münsterländischen Maisprärie grillen Stefan Heßeling und Thomas Vöcker wie die Beduinen.

Stefan Heßeling (l.) und Thomas Vöcker grillen nach eine uralten Methode.
Gemeinsam schichten die Männer das Holz ins Loch. Oma Johanna Vöcker kommt dazu und wirft einen Blick auf das ungewohnte Treiben. „Ich freue mich da schon richtig drauf“, meint die alte Dame. Kurze Zeit später qualmt das Holz im Erdofen. Damit sind die Vorbereitungen aber noch nicht abgeschlossen.
Stefan Heßeling schwitzt in Oma Vöckers Küche. An seinen Händen klebt Salzteig. Es ist inzwischen kurz vor zehn und der „Star“ des Grillvergnügens ist eingetroffen: 5,6 Kilogramm Hüftbraten am Stück. „Bestes Bio-Rind aus Vreden“, sagt Heßeling stolz. Thomas Vöcker sitzt derweil auf dem Traktor und wendet Heu. Auch das muss sein. Doch Heßeling steht nicht allein vor der Aufgabe, das Fleisch mit Weißkohlblättern und Teig zu ummanteln. Mutter und Ehefrau seines Freundes helfen nach Kräften. Johanna Vöcker opfert sogar eine Tischdecke für die Sache. „Die könnt ihr wohl dafür nehmen“, sagt sie, während Schwiegertochter Martina und Stefan Heßeling den gut verpackten Braten auf das Leinentuch hieven.
Draußen beim Mais ist das Holz inzwischen verkohlt und auf Temperatur. Neugierige Nachbarn sind dazugekommen. „Meint ihr nicht, dass das verbrennt, wenn da so viel Glut drin ist?“ fragt einer. Die Freunde sehen das Ganze entspannt. „Ich glaube, der Braten muss bis auf den Boden, sonst kriegt er zu viel Hitze“, vermutet Stefan Heßeling. Dann wird das Fleisch ins Loch herabgelassen. Vorsichtig, denn es ist heiß um den Erdofen herum. Mit vereinten Kräften schaufeln die Griller das Loch wieder zu. „Das ist ein schönes Gefühl, jetzt wo der Braten drin ist. Aber ein bisschen Spannung ist dabei“, so Vöcker.
Acht Stunden später ist es soweit. In der Schoppe ist ein Tisch festlich gedeckt, die Familien warten gespannt. Die Männer schreiten zur Tat und graben den Braten aus, der von außen Ähnlichkeit mit einem Meteoriten hat. Vorsichtig packt Heßeling das Fleisch aus und öffnet die Kruste. Das dampfende Fleischstück landet auf einem Eichenbrett, das sein Freund extra gehobelt hat. Der erste Anschnitt zeigt: Der Braten ist perfekt auf den Punkt gegart. „Die viele Arbeit hat sich gelohnt. Schmeckt sehr gut“, so Johanna Vöckers Fazit. Der nächste Grillabend ist schon geplant. Diesmal mit einer Schweineschulter.