
© Christiane Hildebrand-Stubbe
Puppen erobern das Ahauser Schlosscafé San Remo
Nachbarschaftsaktion
Passanten bleiben stehen und trauen ihren Augen nicht: Das Schlosscafé San Remo ist voller Gäste. Mitten im Lockdown? Tatsächlich aber sind es nur Puppen. Für Aufsehen sorgen sie aber auch.
Sie heißen Yosie, Florian, Lotta und gehören alle zur Familie der Handpuppen („Living puppets“). Seit ein paar Tagen haben sie die Plätze im Eiscafé San Remo belegt. Die einen spielen Schach, andere Monopoly, andere haben sich offenbar zum Plausch verabredet. Sie alle sind Beispiele dafür, dass das Coronavirus auch viele kreative Ideen wachsen und blühen lässt. Außerdem stehen sie auch für ein besonderes Stück „Nachbarschaftshilfe“.
Nachbar sieht Handlungsbedarf
Wie fast alle Geschäfte in der Ahauser Innenstadt ist auch das Schlosscafé San Remo durch den zweiten Lockdown schwer getroffen: Eis und Pralinen können zwar noch auf Bestellung abgeholt werden, im großen Gastraum aber, wo sonst kaum ein freier Platz zu bekommen ist, sind Tische und Stühle verwaist. Zumindest waren sie es. Vor ein paar Tagen nämlich hatte Nachbar Peter Thiemann eine Idee.
Dem war unangenehm aufgefallen, dass der Blick von draußen in die leeren Räumlichkeiten drinnen kein besonders attraktiver war.

Seit ein paar Tagen ist das Schlosscafé wieder voller Gäste, so könnte man meinen. © Christiane Hildebrand-Stubbe
Peter Thiemann ging, wie er sagt, das durch den Kopf: „Die Schaufenster alle kahl, da müsste man doch mehr Leben reinbringen können.“ Und ein farblicher Kontrast zum derzeitigen Grau der Innenstadt wäre das ja auch. Gesagt, getan. Schließlich kann Peter Thiemann in seinem Geschäft nebenan (Thiemann Basteln und Spielen) auf einen reichen wie riesigen Fundus zurückgreifen.
Die Idee aber, im Café Puppen zu platzieren, schien ihm die passendste. Schließlich suggerieren die Puppen dem Betrachter von außen, dass das Café nach wie vor ein durchaus lebendiges Innenleben hat.
Passanten bleiben stehen und sind amüsiert
Seit einigen Tagen also machen die Puppen die Passanten auf sich aufmerksam. „Viele bleiben stehen“, erzählt Anabela Masella, die zusammen mit ihrem Mann Donato das Schlosscafé betreibt, und freut sich. Von Anfang an jedenfalls hat sie die Idee des Nachbarn gut gefunden und unterstützt. Und sieht sich durch die positiven Reaktionen der Kunden darin bestärkt. An ein großes Projekt, wie neulich die Friseure mit „Licht an“, hatte man aber nicht gedacht, vielmehr sei es eine spontane Aktion unter Nachbarn.
Peter Thiemann hat schon mehrfach Menschen gesehen, wie sie vor den Café-Schaufenstern stehenbleiben und sich ein Grinsen über ihr Gesicht legt: „Das finde ich schön.“ Er und Anabela Masella aber sind sich trotz der guten Resonanz sicher, dass es beide noch sehr viel mehr freuen wird, wenn statt der Puppen wieder richtige Gäste im San Remo Platz nehmen.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
