Public Viewing auch in der Savanne
Fußballbegeisterung in Bulenga
Ganz Ghana ist im Fußballfieber. Heute Abend steht das Land still, wenn das Weltmeisterschaftsspiel der „Black Stars“ gegen das deutsche Team angepfiffen wird. Und das gilt nicht nur für die ghanaische Metropole Accra, sondern auch für den Busch und die Savanne im Norden des Landes. Dort, wo Ottensteins Partnergemeinde Bulenga-Chaggu liegt.
Gleichzeitig jubeln aber werden sie in Ottenstein und Bulenga wohl nicht. So weit geht die Partnerschaft nicht. Und gewinnen kann nur einer. „Leider“, sagt die Ottensteinerin Marianne Jessing, die seit vielen Jahren ein Motor des Ottensteiner Ghanakreises ist. „Am schönsten wäre ein Unentschieden, aber ich tippe auf ein 2:1 für Deutschland.“ Auf einen Sieg der deutschen Mannschaft tippte gestern auch Joyce Aryee in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist die Ghanaerin, die für einige Jahre in Gronau lebte, mit Marianne Jessing befreundet.
„Fußball ist in Ghana wie eine Religion – leider“, lacht Joyce Aryee, die zeitweise auch ghanaische Bildungsministerin war. Die Ghanaer seien verrückt nach Fußball. Viele ghanaische Fans verfolgten auch das Geschehen in der Bundesliga und die Spiele der spanischen und englischen Spitzenklubs. Fußball, so Aryee, spiele politisch, ökonomisch und emotional eine große Rolle. „Dieser Sport bringt die Menschen zusammen.“
Das gilt auch in den Dörfern Bulenga und Chaggu: Public Viewing ist dort gang und gäbe. Schon weil es nur sehr wenige Fernseher gibt. So sehen die Fans das Spiel am Samstagabend auf dem Dorfplatz oder in der Schule – nicht auf einer großen Leinwand, sondern auf einem kleinen Bildschirm. Dafür ist die Leidenschaft umso größer. Und sie glüht nicht nur zu WM-Zeiten. Für die Jungen ist Fußball der Sport Nummer 1. Und in Bulenga sieht man die jungen Nachwuchskicker häufig in Ottensteiner Blauweiß kicken: in gespendeten Trikots des FC.