XBond aus Ottenstein ist insolvent 130 Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft

XBond ist insolvent: 130 Mitarbeiter in Ottenstein bangen um Zukunft
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Das Ottensteiner Unternehmen XBond – ehemals Johannes Räckers GmbH & Co. KG – ist insolvent: Am 26. Juli wurde am Amtsgericht Münster das Insolvenzverfahren eröffnet. 130 Mitarbeiter sind davon betroffen.

Weil das Verfahren erst so kurze Zeit läuft, arbeitet sich der vorläufige Insolvenzverwalter gerade noch in die Thematik ein: „Ich bin selbst erst seit sechs Tagen dabei“, sagt Dr. Mike Westkamp, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht aus der Wirtschaftskanzlei Görg. Entsprechend habe er noch nicht alle Informationen zusammen. Das Unternehmen aus Ottenstein befinde sich auf Eigenantrag der Geschäftsführung im Insolvenzverfahren.

Klar ist, dass die beiden vergangenen Jahre nicht super gelaufen seien. Ein Blick in die veröffentlichten Jahresabschlüsse des Unternehmens verdeutlicht das: 2019 hatte das Unternehmen mit einem Minus von 0,9 Millionen Euro abgeschlossen, 2020 stieg das Minus sogar auf 1,6 Millionen Euro.

2021 – der aktuellste Jahresabschluss aus dem vergangenen Mai – weist zwar ein Plus von rund 1,4 Millionen Euro aus. Das beruht allerdings auf einem Grundstücksverkauf: Für 4,2 Millionen Euro hatte das Unternehmen Grundstücke verkauft.

Schon im vergangenen April waren Gerüchte laut geworden, dass die Schieflage bei XBond deutlich größer als gedacht sei. Die Rede war davon, dass Gehälter und Löhne nicht gezahlt worden seien. Auch sollte Schmitz Cargobull seine Aufträge storniert und an andere Lieferanten vergeben haben.

Schmitz Cargobull hatte das auf Nachfrage unserer Redaktion nicht kommentiert. Auch XBond hatte etwaige Probleme weit von sich gewiesen und von geschäftsschädigenden Gerüchten gesprochen.

Juli-Gehälter nicht vollständig

Deutlicher wird jetzt Dr. Mike Westkamp: Nein, über Monate habe es kein Problem mit den Gehältern gegeben. Letztmalig zum Juni seien sie regulär gezahlt worden. Für Juli seien sie allerdings tatsächlich nicht vollständig sondern nur mit einem Abschlag gezahlt worden. „Sie sind aber vollständig abgesichert“, macht er deutlich.

Zur Beziehung mit dem Unternehmen Schmitz Cargobull reagiert er zurückhaltend. Ja, Schmitz Cargobull sei Hauptkunde des Unternehmens XBond gewesen. Aktuell würden da Abstimmungsgespräche laufen. Näher ins Detail geht er dabei nicht.

Claus Räckers, Eva Räckers und Dr. Adrian Istrate (v.l.)
Claus Räckers, Eva Räckers und Dr. Adrian Istrate (v.l.) präsentierten sich bei der Umbenennung des Unternehmens in XBond im Jahr 2020 noch zuversichtlich für den Neustart. Jetzt hat die Firma Insolvenz angemeldet. © XBond (Archiv)

Ziel des Insolvenzverfahrens sei es, das gesamte Unternehmer an einen potenziellen Investor zu veräußern. Zunächst sollen auch die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden.

Interessenten für eine Übernahme gebe es. Um das weiter zu verfolgen, solle ein Spezialist eingeschaltet werden, der die Vermittlung übernehme.

Dass es Interesse gebe, sei ja schon einmal erfreulich. Auch sieht er in den Wechselkoffern, die XBond produziert hat, ein innovatives Produkt: Aus eigener Herstellung brachte XBond einen Stahlwechselkoffer für LKW-Auflieger auf den Markt.

Als einziger Hersteller auf dem Markt nutzt das Unternehmen dabei das Strukturkleben. Ein Produkt, das europaweit Abnehmer fand und auch mit Innovationspreisen ausgezeichnet wurde. Andere Hersteller schweißen ihre Stahlwechselkoffer.

Unternehmen wurde 1981 gegründet

Bei XBond laufen Anrufe am Dienstag ins Leere. Auf mehrere Anfragen reagiert auch Schmitz-Cargobull nicht.

Hinter XBond steckt das 1981 gegründete Familienunternehmen Johannes Räckers: Erst im Jahr 2019 folgte eine eigener Aussage nach strategische Neuausrichtung und zum Jahresbeginn 2020 die Umbenennung. Das Unternehmen wollte weg von der reinen Zuliefertätigkeit, hin zu eigenen Produkten.

Die enge Verzahnung mit dem Aufliegerhersteller steckt tief in der Unternehmens-DNA: Firmengründer Johannes Räckers war dort zuvor als Meister tätig. Lange sei es immer nur als „verlängerte Werkbank“ von Schmitz Cargobull wahrgenommen worden. Schmitz nutzte die strategischen Vorteile von Räckers und gliederte Montageumfänge nach Ottenstein aus. Schon in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 reduzierte sich der Umsatz deutlich.

Neustart war 2020 geplant

In der Geschäftsführung sitzen heute die Kinder des Firmengründers Eva und Claus Räckers sowie seit Februar 2019 Dr. Adrian Istrate, der zuvor Entwicklungsleiter bei Schmitz Cargobull war.

2020 wollte das Ottensteiner Familienunternehmen mit neuem Portfolio und neuem Namen durchstarten. Die Neuausrichtung des Unternehmens hatte Eva Räckers als Schritt vom Technologiepartner zum Hersteller beschrieben.

„Wir lernen von den Großen“, sagte Eva Räckers gegenüber unserer Redaktion damals. Rund 200 Mitarbeiter waren es damals noch.

Die Johannes Räckers GmbH wurde 2020 in XBond umbenannt, auch um einen Neustart zu markieren.
Die Johannes Räckers GmbH wurde 2020 in XBond umbenannt, auch um einen Neustart zu markieren. © Stephan Rape

Gleichzeitig hatte XBond weiter auf die Partnerschaft zu Schmitz Cargobull gesetzt. Aus Ottenstein wurden unter anderem Serienteile aus Aluminium sowie Options- und Ersatzbauteile für Schmitz Cargobull geliefert.

Kernkompetenzen der Ottensteiner Firma seien die CNC-Blech- und -aluminiumbearbeitung, Klebe- und Schäumtechnik, Beschichtungstechnologie sowie die Montage von Komponenten für die Nutzfahrzeugindustrie.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. August 2023.

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