Not in Erdbebenregion bleibt riesig Aleviten aus Ahaus haben Sorge um ihre Verwandten

Not in Erdbebenregion bleibt riesig: Aleviten aus Ahaus wollen mit Basar helfen
Lesezeit

Metin Dayan schüttelt den Kopf: Der Ahauser war gerade erst in der Heimat seiner Großfamilie. Der türkischen Großstadt Antokya mitten im Erdbebengebiet zwischen der Türkei und Syrien.

Knappe sechs Wochen ist das Beben Anfang Februar inzwischen her. Aus den täglichen Nachrichten ist es längst verschwunden. Doch die Not dort sei immer noch riesig. „Der Winter ist noch nicht vorbei“, erklärt er.

Immer noch würden ungezählte Menschen irgendwie versuchen, im Freien über die Runden zu kommen. „Wir brauchen mehr Zelte“, sagt er mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. Aktuell seien gut 65.000 Flüchtlinge aus der Stadt Antakya in Hotels und Pensionen untergebracht. Die Stadt wurde bei dem Beben und durch zahlreiche Nachbeben fast völlig zerstört. Viele Menschen, die flüchten konnten, wurden notdürftig untergebracht.

„Aber die Tourismussaison geht los“, erklärt Ahmet Derinalp, der stellvertretende Vorsitzende und blickt auf den Kalender. Spätestens in ein paar Wochen müssten diese Unterkünfte geräumt werden: Die Region lebt vom Tourismus. Und hofft darauf, dass trotz der Katastrophe Clubs und Ressorts gebucht werden.

Hygienische Katastrophe

In den Städten komme die hygienische Lage dazu: Immer noch würden etliche Todesopfer des Bebens von Anfang Februar unter den Trümmern liegen. Dadurch werde das Trinkwasser verseucht. An Duschen oder Körperpflege sei kaum zu denken. An mehreren Stellen in der Region sei die Krätze ausgebrochen. „Schreckliche Zustände“, sagt auch Selda Dayan, die dort vor kurzem in einer Unterkunft geholfen hatte.

Ahmet Derinalp (l.), Metin Dayan (M.) und Drilon Gjokaj vor dem Haus Kemper
Ahmet Derinalp (l.), stellvertretender Vorsitzender, und Metin Dayan (M.), Vorsitzender des Alevitischen Kulturvereins Ahaus und Umgebung, wollen mit einem Basar im Haus Kemper Spenden für die Erdbebenregion in der Türkei und Syrien sammeln. Drilon Gjokaj von der Pizzeria Jeckys unterstützt sie gerne dabei. © Stephan Rape

Zusammen mit alevitischen Kulturvereinen aus Bocholt, Den Haag, Hengelo, Sinzig, Schüttorf und Dortmund haben die Aleviten aus Ahaus schon tonnenweise Hilfsgüter für die betroffene Region organisiert. Vier Lkw mit Trinkwasser, fast 400 Gasflaschen, Kleidung, 50 Zelte und 22 Tonnen Lebensmittel sind bisher in die Krisenregion gegangen.

„Am Anfang haben wir die Hilfsgüter von hier mit Lastwagen losgeschickt“, sagt Metin Dayan. Inzwischen würden Mitglieder auf eigene Kosten in die Türkei fliegen und mit Spenden aus Deutschland vor Ort helfen.

Etliche Lkw mit Hilfsgütern – in diesem Fall Zelte – haben die Mitglieder der Alevitischen Kulturvereine schon in die Krisenregion geschickt. Aktuell wollen sie vor allem Geld sammeln.
Etliche Lkw mit Hilfsgütern – in diesem Fall Zelte – haben die Mitglieder der Alevitischen Kulturvereine schon in die Krisenregion geschickt. Aktuell wollen sie vor allem Geld sammeln. © Privat

„Die Hilfe soll vor Ort ankommen, wo sie am Dringendsten gebraucht wird“, sagt der Vorsitzende. Zu groß ist die Sorge, dass Geld für die Verwaltung in einer großen Hilfsorganisation auf der Strecke bleibe.

Doch: „Wir sind nur sehr wenige“, sagt Metin Dayan. Auf 120 bis 130 Mitglieder schätzt er seinen Verein, der vor ungefähr zehn Jahren gegründet wurde. Auch habe der Verein kein eigenes Grundstück oder Gebäude. Umso schwieriger sei es, Aktionen zu organisieren.

Basar im Haus Kemper

Hilfe bekommen sie von Familie Gjokaj, die die Pizzeria Jeckys in Wüllen betreibt, und die vor einiger Zeit das daneben liegende Haus Kemper gekauft hat. „Natürlich können sie die Räume für eine Aktion nutzen“, sagt Juniorchef Drilon Gjokaj. Es sei ja überhaupt keine Frage, dass die Familie da helfe.

Drei Tage lang soll das Haus Kemper zu einem orientalischen Basar werden. Von Freitag, 17. März, bis Sonntag, 19. März. Das Angebot soll dabei von festlicher Abendkleidung für Frauen und Männer, über türkische und orientalische Haushaltswaren bis hin zu Teppichen, Handarbeiten und traditionellen Lebensmitteln reichen. „Natürlich gibt es auch türkischen Tee, Kaffee, Gebäck und Börek“, sagt Selda Dayan.

Jeder Euro helfe. Genau wie jeder Besucher. „Wir versuchen einfach, unserer Heimat und unseren Familien zu helfen“, sagt Metin Dayan. Geöffnet ist der Basar am Freitag von 17 bis 21 Uhr sowie am Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 17 Uhr.

Unfall auf dem Düwing Dyk zwischen Ahaus und Stadtlohn: Motorradfahrer (21) schwer verletzt

Gastronomie soll am Rathausplatz für Leben sorgen: Nutzung für alte C&A-Filiale in Startlöchern

Spenden für türkische Erdbebenopfer: Islamische Kulturgemeinde sammelt fünfstelligen Betrag