Eine „Pope“, ein „Koschehtij“ und ein „Schwebebohd“ – der Nikolaus blättert gerade einen Stapel Wunschzettel der Grundschulkinder aus Wüllen durch. Er nickt, streicht sich durch den mächtigen, schlohweißen Bart. Die kindlich-eigenwillige Rechtschreibung nimmt er gar nicht wahr. Ob er den Kindern tatsächlich aber Puppe, Kuscheltier und Hoverboard mitbringt, ist eine ganz andere Frage.
Dazu schlägt er nach, was über die Absender der Wunschzettel in dem dicken goldenen Buch steht, das auf seinen Knien liegt. „Daraus verrate ich nichts“, brummt er mit tiefer Stimme. Das gehe ja schon wegen des Datenschutzes nicht. Und da hat der Nikolaus natürlich recht.
Wer ganz genau hinsieht, dem könnten die Augen hinter dem goldenen Brillengestell und die Nasenspitze darunter bekannt vorkommen. Doch sicherlich würde der Beobachter die auffallende Ähnlichkeit mit Norbert Frankemölle, dem Vorsitzenden des Wüllener Nikolausvereins, als blanken Zufall abtun.

In Wüllen wird sich der echte und einzige Nikolaus jedenfalls am Montag gegen 16.30 Uhr vom Platz vor der Hoestenpumpe zur St. Andreaskirche auf den Weg machen. Danach starten er und seine Helfer zu den Hausbesuchen. In 28 Bezirke und Helfergruppen ist Wüllen aufgeteilt. Gut 1900 Tüten wollen sie an Kinder und Senioren verteilen. Das soll in diesem Jahr auch wieder in den Häusern und nicht nur vor der Tür möglich sein. „Zum Glück“, freut sich Norbert Frankemölle.
So wie Werner Große Lembeck, Vorsitzender der Nikolausgesellschaft Ahaus. In der Kernstadt waren die großen Umzüge von der Canisiusschule zum Schloss und der zentrale Empfang dort gleich zwei Jahre abgesagt worden. „Das wäre damals wegen der Corona-Zahlen einfach nicht gegangen“, erklärt Werner Große Lembeck.
Empfang am Schloss wurde abgesagt
Auch wenn es rechtlich möglich gewesen sei, hätte er das Risiko nicht tragen wollen. „Die Zahlen schossen ja durch die Decke. Ich hätte nicht verantworten wollen, dass sich zig Leute bei dem Empfang angesteckt hätten“, sagt er im Rückblick. Zum Glück sei das ja dieses Jahr kein Thema. „Die Leute freuen sich riesig, dass alles normal läuft“, sagt er.
Über 2900 Tüten haben die Helfer der Nikolausgesellschaft in diesem Jahr vorbereitet. Der einzig wahre und echte Nikolaus wird am Montag um 15 Uhr in Ahaus erwartet. Der Umzug beginnt an der Canisiusschule und führt zum Schloss. Dann folgen erst die Ansprache am Schloss, danach bis zum Abend die Hausbesuche. Auch hier setzen die Organisatoren auf Eigenverantwortung. Falls jemand den Nikolaus vor der Tür empfangen wolle, sei das natürlich kein Problem.

So halten es die Helfer des echten und wahren Nikolaus‘ auch in Alstätte: Ob der Nikolaus im Haus, im Freien oder auf der Terrasse empfangen werden soll, liege natürlich bei den Familien. Der Nikolaus wird gegen 16 Uhr am Katharinenstift empfangen. Von dort reitet er durch das Dorf bis zur Kirche.
Begleitet wird er dabei von vielen Kindern mit Laternen und Gesang, musikalisch unterstützt werden die Kinder vom Musikverein Alstätte. Gesanglich werden die Kinder vom „Regenbogenchor“ unterstützt. Ab 18 Uhr beginnen dann die Hausbesuche. „Wir freuen uns einfach darauf“, sagt Martin ter Huurne, der örtliche Vorsitzende des Nikolausvereins.
Die Ottensteiner freuen sich auch riesig darauf, endlich wieder unter normalen Vorzeichen den Nikolaus begrüßen zu dürfen: „Und wie! Was glauben Sie denn?“, fragt Ottensteins Nikolausvereins-Vorsitzender Stefan Haveresch fröhlich.
Um 16.30 Uhr beginnt der Umzug am Sportplatz. Er führt dann über den Burggraben und Wiegbold bis zur Volksbank. Ab 18 Uhr beginnen dann auch in Ottenstein die Hausbesuche. Rund 950 Tüten sollen dort verteilt werden.
Nikolaus wartet an der Haustür
Selbstverständlich besucht der einzige und echte Nikolaus auch Wessum: Dort beginnt der festliche Umzug in Begleitung des Musikvereins um 15.30 Uhr. Der Nikolaus wird dann am Seniorenheim St. Friedrich an der Eichenallee abgeholt und bis zum Kirchplatz begleitet.
Und auch die Wessumer freuen sich natürlich auf einen – fast – normalen Nikolaustag: „Umzug und Empfang finden ganz regulär statt“, sagt Norbert Rose, Vorsitzender des Nikolausvereins Wessum. Einzig beim Hausbesuch werden Nikolaus und Knecht Ruprecht zunächst vor den Haustüren warten. „Wenn die Eltern sie dann hereinbitten, tun sie das gerne. Die Entscheidung überlassen wir aber jeweils den Bewohnern“, betont er.
Die Begrüßung des Nikolaus’ wird der Wessumer Kinderchor unterstützen. Die Bescherung in den Haushalten mit ungefähr 950 vorbereiteten Tüten findet zwischen 17 und 20 Uhr statt.
Nach Graes kommt der Nikolaus erst einen Tag später. „Das ist schon seit Jahrzehnten so“, sagt Margret Enste, Vorsitzende des dortigen Nikolausvereins. Überall kann selbst der Nikolaus ja nicht gleichzeitig sein. Und Graes hätte einfach nicht mehr in den engen Terminplan gepasst. Dort jedenfalls beginnt am Dienstag, 6. Dezember, um 16.30 Uhr der Empfang am Heimathaus. Von dort geht es mit Laternenzug und den Graeser Dorfmusikanten zur Kirche. Nach einem kleinen Programm dort beginnen ab 17.30 Uhr die Hausbesuche.
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