
© Tobit Labs
Zwei Monate nach Eröffnung: „Next One“ schon wieder geschlossen
Ehemalige Disco
Der vom Ahauser Unternehmen „Tobit Labs“ betriebene Club Next One hat schon wieder geschlossen. „Wie sehen uns in der Verantwortung, keine falschen Zeichen zu setzen“, erklärt Tobias Groten.
Im Sommer kündigte Tobit-CEO Tobias Groten mit dem Next One den „digitalsten Club der Welt“ an. Der Disco-Charakter des Vorgängers wurde abgeschwächt, trotzdem sollte getanzt und gefeiert werden. Alles natürlich mit Abstand und komplett digital. Ein Schritt in die „neue Normalität“, wie es Tobias Groten ausdrückte. Einige Wochen lief der Betrieb erfolgreich. Doch plötzlich suchte man in der App vergeblich nach neuen Terminen und Tickets. Nur die Aktion „Nextenliebe“ wurde noch für den 15. Januar 2021 angekündigt.
Ein Fehler im System? Nein, erklärt Tobias Groten auf Anfrage. Stattdessen steckt einmal mehr das Coronavirus hinter der Maßnahme. Auch wenn der Tobit-CEO einen direkten Bezug zu den jüngst beschlossenen Maßnahmen von Bund und Ländern dementiert. „Wir haben den Ticketverkauf schon vor zwei Wochen beendet und die Events dort gestoppt“, berichtet Groten. „Das war kein vorauseilender Gehorsam. Wir sehen uns hier eher generell in der Verantwortung, keine falschen Zeichen zu setzen.“
Tobias Groten sieht Lagerbildung
Er blickt mit Sorge auf die zunehmende Spaltung der Gesellschaft: „Wie in allen gesellschaftlichen ‚Schichten‘ teilen sich aktuell auch junge Menschen in zwei Lager: eines, das das totale Angst hat, und eines, das alles für vollkommen überzogene Panikmache hält. Wir wollen mit dem Next One hier nicht polarisieren, wissen aber, dass wir es würden.“
Dass sich an dem Club die Geister scheiden, kann er allerdings nicht ganz nachvollziehen und verweist unter anderem auf die „riesigen Flächen“ und die „konsequente Abschaffung aller nur erdenklicher ‚analoger Prozesse‘“. „Die Location ist schlicht die sicherste und beste Indoor-Location in der aktuellen Zeit“, so Groten. Kaum ein Restaurant, eine Bar oder eine Kneipe könne da mithalten. „Auch unsere eigenen nicht.“ Er sieht das Problem in der Betrachtung: „In den Köpfen der Menschen ist das Next One aktuell einfach noch zu sehr Diskothek. Das polarisiert – und passt eben auch aktuell nicht in die Zeit.“
Aufgeben keine Option
Das Projekt aufgeben, es hätte auch sehr überrascht, will Tobias Groten aber nicht. Er blickt schon in die Zukunft. „Es ist klar, dass die Zeit kommen wird, dass die Flächen in den Betrieben zu knapp werden für den Drang der Menschen, sich gerade auch in der dunklen Jahreszeit mal wieder mit Freunden zu treffen.“
Diesen Leuten möchte man dann Platz und eine sichere Umgebung bieten. Die Assoziation zur Disco soll dann quasi ganz verschwinden und einem komplett anderen Konzept weichen. Der Tobit-CEO könnte sich einen Ort vorstellen, für den es weder Eintritt noch noch Ticket gibt. Seine Idee: „Ein hervorragend belüftetes Indoor-Umfeld mit einer Anzahl von verschiedenen Gastronomie-Betrieben mit durchgängig digitalisierten Diensten. Mit Öffnungszeiten, die in die Zeit passen.“
Wann das Projekt umgesetzt werden kann, steht noch in den Sternen. „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“, sagt Tobias Groten mit einem Augenzwingern. Sein Wunsch wäre aber, dass der Nachfolger des Next One spätestens zum Ahauser Winterzauber seine Türen öffnet.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
