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Das Ahauser „Next One“ im Selbsttest: Feiern trotz Corona-Pandemie
Reportage
Trotz Corona ausgelassen feiern – das ist im Ahauser „Next One“ seit Mitte August möglich. Unsere Reporterin Madlen Gerick hat den „New Normal Club“ getestet. Sie sieht Stärken und Schwächen.
Samstagabend: trinken, feiern, und tanzen. Was in den vergangenen Monaten nicht möglich war, wird im „Next One“ an der Bahnhofstraße seit Mitte August trotz Corona Wirklichkeit. Als „New Normal Club“ bezeichnet Tobit Labs die Disco. Das Ahauser Unternehmen ist der Betreiber.
Nicht nur in der aktuellen Situation, auch in Zukunft solle sich das coronakonforme Konzept in Discos durchsetzen. Bewusst wird nicht von einer Übergangslösung gesprochen. Dazu gehört, dass feste Gruppen von höchstens sechs Personen vorher auf dem Smartphone einen Tisch reservieren. Getanzt werden darf um den Tisch herum und wer die Area wechseln will, kann per Smartphone einen Tisch in einem anderen Bereich buchen. Doch taugt dieses Konzept für einen echten Partyabend? Wie soll das Ganze funktionieren?

Auch im Next One gibt es wieder tanzende Roboter. © Tobit Labs
Zugegeben: Ich bin etwas skeptisch, ob das Next One mit einem Clubabend zu Vor-Corona-Zeiten mithalten kann. Gleichzeitig freue ich mich aber darauf, endlich wieder Tanzen zu gehen. Also mache ich mich am Samstagabend mit vier Freundinnen auf den Weg.
Einlass nur nach Eingabe der Kontaktdaten in der App
Das Ticket haben wir uns einige Tage vorher für 60 Euro gekauft. Es gilt für sechs Personen und ist bei jedem von uns in der App zu finden. Dort müssen wir für die Rückverfolgbarkeit auch unsere Kontaktdaten hinterlegen, ansonsten lässt sich der Code am Clubeingang nicht scannen und man kommt nicht rein.
Gegen 23 Uhr checken wir mit aufgesetztem Mund-Nasen-Schutz im Next One ein. Die App zeigt direkt an, zu welcher Area und welchem Tisch wir gehen müssen. Durch die leeren Gänge mit Neonlicht laufen wir zum „Dome“, dem größten Bereich hier. Wer schon einmal im Next war, weiß, wo er hin muss. Bei neuen Gäste könnte aber Verwirrung aufkommen, denn eine Wegbeschreibung zu der jeweiligen Area gibt es weder in der App noch vor Ort.
Keine Theken mehr im Next One
Theken sind im „Dome“ nicht mehr zu finden. Stattdessen stehen überall schmale Stehtische mit jeweils sechs Barhockern. Über jedem Tisch hängt eine Lampe mit einer Nummer darauf, die farbig leuchtet, sobald der Tisch gebucht wurde.
Als wir ankommen sind längst nicht alle Plätze belegt, aber gerade die Mitte des Raumes, rund um das DJ-Pult und zwei tanzende Roboter, ist gut gefüllt. Der Mindestabstand kann überall gewahrt werden. Wie auch schon in der Vorgänger-Disco werden die Getränke ausschließlich digtal bestellt und bezahlt. Kurze Zeit später bringen die Kellner die Drinks zum Tisch.

Jeder Gruppe wird im Next One ein Tisch zugewiesen. © Tobit Labs
Hier schauen wir uns erst einmal in Ruhe die App an. Am Wichtigsten ist das Dashboard mit verschiedenen Kacheln, die die jeweiligen Areas repräsentieren. Es zeigt an, welcher Tisch in welcher Area für uns bestimmt ist und wie stark besucht die verschiedene Bereiche der Disco sind. Außerdem kann man sich in alle Bereiche buchen, sogar zu den Toiletten oder in den Raucherbereich. Das ist allerdings kein Muss.
Jede Gruppe hat außerdem einen Namen, den sie sich selbst aussuchen kann, und der den anderen Gästen angezeigt wird. Auch die zur Gruppe gehörigen Personen werden mit ihrem Vornamen aufgelistet. Sogar eine Gruppenfarbe lässt sich einstellen. Wir entscheiden uns für blau und schon ändert die Lampe über unserem Tisch ihre Farbe.
Tischwechsel nach 90 Minuten
Gegen 24 Uhr fängt der DJ an aufzulegen und die ersten Gäste stehen von ihren Barhockern auf, um um ihren Tisch herum zu tanzen. Auch wir stehen auf und obwohl die Musik nicht ganz meinen Geschmack trifft, kommt zum ersten Mal wieder richtiges Clubfeeling auf.
Nach 90 Minuten im „Dome“ wird automatisch ein Tisch in einer anderen Area für uns reserviert. Wir gehen also ins „The Poveronov“. Dort wird die Stimmung immer ausgelassener. Sitzen ist hier Fehlanzeige, alle stehen oder tanzen um ihren Tischen herum.
Kurze Treffen mit acht Personen sind erlaubt
In der App suche ich nach einer Funktion, von der ich gehört habe: Das Tauschen des Platzes mit einer Person einer anderen Gruppe. Leider werde ich nicht fündig und auch eine Kellnerin kann mir nicht weiter helfen. Laut Beschreibung in der App dürfen sich Gäste aber mit anderen Gästen, die nicht Teil der eigenen Gruppe sind, treffen solange nicht mehr als acht Personen zusammenstehen und das Treffen nur von kurzer Dauer ist. Auf das kurze Pläuschen mit Bekannten muss man also auch im Next One nicht verzichten.
Viele Gäste machen von dieser Möglichkeit Gebrauch und auch ich gehe mit Maske zu dem Tisch nebenan und frage die Leute, wie ihnen der Clubabend bisher gefällt.

Auf dem Dashboard kann ein Tisch in den unterschiedlichen Bereichen der Disco gebucht werden. Die blau leuchtende Kachel steht für die Area "Dome". Die Zahl 60 ist die Tischnummer. © Gerick
Franziska und Mara sind mit ihren Freunden zum ersten Mal im Next One. Sie freuen sich über die Möglichkeit, endlich wieder feiern gehen zu können. „Das letzte Mal war man vor einem halben Jahr hier, deswegen habe ich jetzt die ganze Zeit auf heute Abend hin gefiebert“, so die 18-jährige Mara. Auch Jonas und Tom gefällt der Partyabend im Next One. „Die schaffen es einfach, hier Menschen zusammen zu bringen – trotz Corona“, lobt Tom den Disco-Betreiber.
An einem anderen Tisch tanzt Leonie zusammen mit ihren Freundinnen. „Es ist einfach schön, endlich mal wieder laute Musik zu hören und sich zu bewegen. Und wenn sich alle daran halten, klappt das ja auch mit dem Konzept“, so die 23-jährige Ahauserin.
Security achtet auf Einhaltung der Corona-Regeln
Sollte man sehen, dass sich jemand nicht an die Regeln hält, kann man über das Handy die Security rufen. Wahrscheinlich gibt es auch regelmäßige Kontrollrunden, denn im „The Poveronov“ sehen sich gerade zwei Mitarbeiter des Sicherheitspersonals um. Einen Regelverstoß scheint es nicht gegeben zu haben, trotzdem erinnern sie die Gäste daran, sich nicht zu weit von ihren Tischen zu entfernen.
Die wachsamen Augen der Security tun unserem Spaß keinen Abbruch. Wir schicken weiter über die App unsere Musikwünsche an den DJ und tanzen was das Zeug hält. Besonders praktisch: es gibt absolut kein Gedränge wie das normalerweise in einer Disco der Fall ist. Und: man kann sich nicht mehr verlieren, denn man hat ja einen festen Tisch und bewegt sich hauptsächlich in seiner Gruppe.
„New Normal Club“?
Andererseits vermisse ich es auch, von einem Bekannten zum nächsten zu laufen, hier zu quatschen, da zu quatschen – einfach ausgelassen feiern zu können, ohne darauf achten zu müssen, Abstand zu halten oder mit nicht mehr als acht Personen zusammenzustehen. Auch stundenlanges an der Theke sitzen, gehört hier der Vergangenheit an. All das sind Dinge, die man immer für selbstverständlich gehalten hat und die meiner Meinung nach einfach zum Feiern dazu gehören.

Gegen 24 Uhr fängt der DJ im "Dome" an aufzulegen. © Gerick
In der aktuellen Situation bin ich an diesem Abend aber absolut glücklich mit dem, was das Next One mir und meinen Freundinnen bietet. Nach neunzig Minuten müssten wir eigentlich wieder die Area wechseln, doch uns gefällt es hier so gut, dass wir unseren jetzigen Tisch noch einmal reservieren und bis zum Ende bleiben.
Mein Fazit: Für die aktuelle Lage ist das Next One eine super Alternative. Aber ist es auch wirklich die Disco der Zukunft? Ehrlich gesagt, hoffe ich das nicht.
Das Praktikum bei der Münsterland Zeitung hat mich für den Journalismus begeistert. Also ging es nach Dortmund, um Journalistik zu studieren. Wenn ich wieder in der Heimat bin, liebe ich es über Themen zu berichten, die die Menschen hier bewegen.
