Anna Brose engagiert sich für die Umwelt, indem sie Müll einsammelt.

© Anna-Lena Haget

Neuer Trend in Ottenstein: Frühjahrsputz in der Natur auf eigene Faust

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Anna Brose aus Ottenstein will auch in Zeiten von Corona Gutes tun. Sie nimmt sich hin und wieder Zeit, um draußen Müll einzusammeln. So wie sie folgen immer mehr Leute dem nützlichen Trend.

Ahaus

, 27.03.2020, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jeder Mensch für sich kann trotz Versammlungsverbot und Corona-Angst etwas für die Umwelt tun. Dafür braucht es keinen besonderen Anlass, sondern nur den Willen, etwas zu verändern und jemanden, der ein gutes Beispiel gibt.

Anna Brose aus Ottenstein ist so ein Mensch. Sie ist an diesem sonnigen Donnerstagnachmittag mit einem Plastiksack, Zange und Handschuhen unterwegs und sammelt Müll ein, den andere achtlos weggeworfen haben.

Idee aus dem Internet

Angefangen hat alles damit, dass die jährliche Dorfsäuberungsaktion wegen des Coronavirus ausgefallen ist. Auf Facebook hat die 31-Jährige dann einen Beitrag gesehen, der sie beeindruckt hat.

„Unser Karnevalsprinz Matthias Feldhaus hat damit angefangen, Müll zu sammeln, und jetzt ziehen schon einige Leute nach. Ich hab das gelesen und gesagt: Ich mach‘ das!“, erklärt Anna Brose, während sie mit ihrer Zange ein Bonbonpapier in ihren Müllsack stopft.

Spontan mit dabei sind auch einige Kollegen aus ihrem Sportverein. Jeder für sich alleine, denn der Schutz vor dem Corona-Virus wird auch hier großgeschrieben. Die junge Mutter ist stellvertretende Vorsitzende der Breitensportabteilung des FC Ottenstein. „Wenn man im Vorstand ist, fühlt man sich schon ein irgendwie verpflichtet“, gibt sie zu.

In der FC-Facebookgruppe teilen die Freiwilligen ihre Erfolge und dafür gibt es viel Zuspruch. Zuerst haben die FC-Mitglieder nur das Areal rund um den Sportplatz von Müll befreit. Inzwischen zieht sich das Engagement der sportlichen Umweltschützer über ganz Ottenstein.

Reste von Silvester

Beim Joggen oder Gassigehen mit dem Hund - immer ergibt sich die Gelegenheit, die Natur ein bisschen sauberer zu hinterlassen. Auf dem Weg in den Dorfkern finden sich in Baumscheiben und Gebüschen noch Reste von Silvester und Karneval.

Anna Brose zieht ein paar kleine Schnapsflaschen aus einem Busch. „Was die Leute alles wegwerfen, ist faszinierend. Am bescheuertesten finde ich es, wenn sie Plastikbeutel mit Hundekot wegwerfen“, sagt die Ottensteinerin und schüttelt verständnislos den Kopf. Sie hat zwar selbst einen Hund, aber dieses Verhalten kann sie absolut nicht nachvollziehen.

Breite Zustimmung

Vor einem Supermarkt entdeckt Anna Brose in einer Baumscheibe ein zerbrochenes Bierglas, Zigarettenkippen und Fetzen von Verpackungsmaterial. Während sie die Sachen aufhebt, fährt ein schwarzer Wagen vorbei.

Die Fahrerin kurbelt die Scheibe runter und hält ihren ausgestreckten Daumen heraus. „Super!“ ruft die Frau. Anna Brose lächelt. Sie macht das hier zwar nicht für die Anerkennung, aber wenn sich die Menschen ein Beispiel an ihr nehmen, freut sie das. „Vielleicht lassen sich ja einige inspirieren“, sagt sie.

Neugierige Zuschauer

Interesse weckt die Naturschützerin auf jeden Fall bei den Passanten. Ein älteres Ehepaar, dessen Wagen in der Nähe parkt, ist auf sie aufmerksam geworden. „Was gibt’s denn jetzt?“, ruft der Mann verwundert zu ihr rüber.

Anna Brose nimmt sich einen Moment Zeit, um ihr Anliegen zu erklären. Er finde, dass das eine gute Sache ist, antwortet der Mann. Seine Frau habe neulich eine ganze Familie gesehen, die Müll eingesammelt hat.

„Theoretisch könnte ja auch jeder mal rausgehen und das vor seiner eigenen Haustür machen“, sagt die 31-Jährige, und angelt nach einem weggeworfenen Papiertaschentuch. Sie wünscht sich außerdem mehr Mülleimer, besonders im Außenbereich, wo Menschen ihren Müll unbeobachtet und somit völlig sorglos wegwerfen.

Am Ende der kleinen Runde durch den Dorfkern ist Anna Broses Müllsack halbvoll. Um ein Umweltheld zu werden, braucht es nicht viel. „Das ist doch eine sinnvolle Beschäftigung und einen Müllsack und Handschuhe hat nun wirklich jeder zuhause“, ist die Ottensteinerin sich sicher.

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