Montag, kurz vor 19.30 Uhr, volles Haus im Gasthof Bredeck-Bakker. Über dem Podium prangt ein Banner: „Alstätte bewahren! Für den Erhalt des Dorfplatzes!“ Ein erster Hinweis.
Gebannte Vorfreude ist greifbar bei den rund 120 Zuhörern, die den Politischen Abend von Heimat- und Gewerbeverein verfolgen wollen – und die gesamte Verwaltungsspitze ist gekommen. „Eine Zeichen der Wertschätzung“, wie auch Guido Brüggemann (Gewerbeverein) auf Nachfrage von Moderator Bernd Schlusemann (Münsterland Zeitung) findet.
Und ein Zeichen dafür, dass den Alstättern viele Fragen „unter den Nägeln brennen“. Diese werden im Verlaufe der gut zweieinhalb Stunden gestellt, auch mal emotional, aber immer sachlich.
Dass der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner den größten Antwortanteil hat, zeigt ungefähr, welche Projekte besonders „brennen“. Zum Beispiel Feuerwehrgerätehaus, Kita, Kunstrasen und Gewerbeflächen. Und vor allem die Dorfplatzgestaltung. Vorweg: Gute Nachrichten gab es für die Schützen. Und warum „alle nach Alstätte“ wollen, erklärte Hammwöhner gleichsam mit.
Kritiker müssen überzeugt werden
Nein, dieses Banner sei ihm nicht neu, ebenso die Diskussion dahinter. „Alstätte bewahren! Für den Erhalt des Dorfplatzes!“ Dass es immer noch Widerstände gegen die Pläne zur Gestaltung des Dorfplatzes gibt, war auch Thomas Hammwöhner bewusst. Aber: „Als ich vor vier Jahren angefangen habe, war die Situation noch viel zerfahrener.“ Die Ängste seien berechtigt, „die nehmen wir ernst“: „Unsere Aufgabe ist es, die Kritiker zu überzeugen.“
Und die gab es auch im Publikum, ein Zuhörer meinte: „Das ist doch der letzte Grüngürtel, den wir haben. Alle Dörfer haben grüne Inseln. Sie suggerieren mit ihren Plänen doch nur Grünflächen.“ Thomas Hammwöhner hielt dem entgegen, dass die Planung den weitgehenden Erhalt der Bäume vorsehe, ein Ergebnis des Prozesses über Jahre. Dazu später mehr.
Bei aller Kritik an den Plänen sei eines nun auch wichtig: „Wir haben eine Richtung eingeschlagen.“ Mit dem Votum der Politik und der Rückendeckung bei vielen Alstättern.

Ein Zwischenstopp auf einem langen Weg: 2017 wurden bereits erste Ideen eingebracht, 2020 gab es einen Architektenwettbewerb, Ende 2022 wurde der Siegerentwurf präsentiert und später auch öffentlich ausgestellt. Einwände der Alstätter gab es vor allem in zwei Richtungen: Sie wollten ihren Platz für Veranstaltungen behalten und sie machten sich – wie geschildert – Sorgen, dass das Grün aus dem Dorf verschwindet und sich dazu die Parkplatzsituation weiter verschärft. Zwischenzeitlich gab es Befürchtungen, dass bis zu 45 Eichen gefällt werden müssten.
Die „Antwort“ im Siegerentwurf des Architekturbüros „B.A.S. Kopperschmidt und Moczala“ aus Dortmund: Dieser sieht bekanntlich eine Umgestaltung des Dorfplatzes zu einem zentralen Versorgungsbereich als zweitem Schwerpunkt im Kern neben dem historisch gewachsenen Ortszentrum vor. Im verträglichen Maß sollen Versorgungsmärkte und Wohnbebauung einhergehen, wichtig war der Erhalt eben des alten Baumbestands. Auch eine ausreichende Zahl von Parkplätzen habe eine große Rolle gespielt. Die geplanten Wohnungen sollen unter anderem mit Dachgärten gestaltet werden.
Thomas Hammwöhner setzte nach: „Irgendwann muss eine Entscheidung her. Und diese ist für Alstätte eine enorme Entscheidung. Das Gesicht Alstättes wird sich verändern.“ Dafür gab es sogar Applaus. Zum „gefühlten Stillstand“ bei diesem Projekt sagte er: „Es läuft viel im Hintergrund – zum Beispiel Grundstücksgeschäfte.“ Dies könne man nicht immer transparent und öffentlich moderieren.

Der Beigeordnete erklärte auch, warum diese Entscheidung für die Neugestaltung eine große Tragweite für Alstätte hat: „Alle wollen nach Alstätte.“ Das Interesse bei Discountern, nationalen und lokalen Vollsortimentern oder auch Drogeriemärkten – Betonung immer auf Mehrzahl – sei groß, berichtete Thomas Hammwöhner: „Wir sind gut im Dialog, natürlich müssen die Pläne für die Betreiber passen.“
Dieses Interesse sei sicher ungewöhnlich für ein Dorf dieser Größe. Der Beigeordnete lieferte aber auch eine Erklärung: „Auch die Niederländer gehen hier gerne einkaufen.“
Perspektive für die Aa-Wiesen
Wie geht es nun weiter? Thomas Hammwöhner zog noch ein wenig die Handbremse an. „Planungen laufen nicht immer durch wie geschnitten Brot.“ In einem nächsten Schritt gehe es an die Bauleitplanung. Fundamental wichtig sei das Votum der Politik mit dem Schwur, „in diese Richtung galoppieren wir“. In den nächsten „zwei, drei, vier Jahren“ werde es aber noch nichts.
Ein wenig weiter lehnte sich Thomas Hammwöhner beim Thema Aa-Wiesen aus dem Fenster. Einer Alternative für das Schützenfest eben zum Dorfplatz. So lange, wie bei der Umsetzung der Pläne auf dem Dorfplatz, müssten die Schützen nicht warten – auch wenn es dort viele Interessen zu berücksichtigen gelte.
Zum Beispiel die der Unteren Wasserbehörde. Aber: „In Wessum hatte ich schon gesagt, dass ich dafür einstehe, dass der Platz bis zum Jubiläum fertig wird. Dann soll das auch in Alstätte bis 2025 klappen.“
Die Integration des Baumbestandes findet Thomas Hammwöhner im Entwurf übrigens gelungen: „Wir nähern uns einer Lösung.“ Wobei wie immer auch hier gelte: „Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht.“
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