
Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt von der Staatsanwaltschaft Münster hat am Dienstag zusammen mit der Kreispolizeibehörde Borken über den ersten Ermittlungserfolg berichtet: Unter anderem einem 34-jährigen Ahauser wird vorgeworfen, im großen Stil Hauptuntersuchungen von Kraftfahrzeugen gefälscht zu haben. © dpa
Netzwerk fälschte Prüfstempel: Durchsuchung bei 34-jährigem Ahauser
Staatsanwalt ermittelt
Falsche KFZ-Hauptuntersuchungen im großen Stil haben jetzt unter anderem einen 34-jährigen Ahauser ins Visier der Ermittler gebracht. Am Dienstagmorgen wurden seine Räume in Ottenstein durchsucht.
Ein 34-jähriger Ahauser soll zu einem Netzwerk von Fälschern gehören, die banden- und gewerbsmäßig gefälschte Urkunden rund um Kraftfahrzeug-Hauptuntersuchungen vertrieben haben sollen. Unter anderem sein Wohn- und Geschäftsgebäude in Ottenstein wurde am Dienstagmorgen durchsucht.
Wie die Polizei zusammen mit der Staatsanwaltschaft Münster am Mittag in einer Pressemitteilung erklärt hat, führte die Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde Borken die Ermittlungen gegen das vermutlich überregional agierende Netzwerk.
Nach den bisherigen Erkenntnissen sollen die Tatverdächtigen – neben dem 34-jährigen Ahauser gibt es sechs weitere Beschuldigte – gefälschte Stempel der Prüforganisationen KÜS und Dekra eingesetzt haben, um gegen Bezahlung gefälschte Prüfberichte zu erstellen. Die entsprechenden Plaketten lieferten die Tatverdächtigen entweder mit oder die Fahrzeughalter erhielten diese nach Vorlage der gefälschten Prüfberichte durch die Behörden.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen rund 150 Fällen
Konkret wird in etwa 150 Fällen ab dem Jahr 2020 ermittelt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Münster ordnete das zuständige Gericht Durchsuchungen der Wohn- und Geschäftsgebäude der sieben Beschuldigten an. Gegen die beiden Hauptbeschuldigten, einen 36 Jahre alten Mann aus Essen und einen 45 Jahre alten Mann aus Rosendahl, erließ das Amtsgericht Münster auf Antrag der Staatsanwaltschaft zudem Untersuchungshaftbefehle.
Mit einem Großaufgebot, insgesamt waren mehr als 200 Einsatzkräfte der Polizei beteiligt, wurden die Durchsuchungsbeschlüsse am frühen Dienstagmorgen umgesetzt und die Haftbefehle vollstreckt. Die beiden Festgenommenen sollen einem Haftrichter vorgeführt werden, der dann über die Anordnung der Untersuchungshaft entscheiden wird. Bei den Durchsuchungen wurden umfangreiche Beweismittel gefunden und sichergestellt.
Insgesamt wurden 17 Objekte durchsucht. Der Schwerpunkt befand sich mit neun Objekten in Essen. Zwei Durchsuchungen fanden in Gronau und jeweils eine in Ottenstein, Berlin, Mülheim an der Ruhr, Rodgau, Rosendahl und Overdinkel (NL) statt.
Durchsuchungsbeschlüsse gegen fünf Beschuldigte
Die Durchsuchungsbeschlüsse richteten sich neben dem 34-Jährigen aus Ahaus gegen die beiden Hauptverdächtigen aus Essen (29 und 31 Jahre) sowie zwei Männer aus Gronau (31 und 39 Jahre).
Der Hauptbeschuldigte aus Essen steht im Verdacht, die Fälschungen durchgeführt zu haben. Die übrigen Beschuldigten stehen im Verdacht, im unterschiedlichen Ausmaß als Vermittler zwischen „Endkunden“ und dem Fälscher tätig gewesen zu sein.
Welchen Anteil der Ahauser an den vorgeworfenen Taten haben soll, ist im Moment noch unklar. „Das konkrete Tätigkeitsfeld der einzelnen Beteiligten muss nun ermittelt werden“, erklärt Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt von der Staatsanwaltschaft Münster auf Nachfrage unserer Redaktion. Er machte ferner auch keine Angaben zu Funden bei den einzelnen Durchsuchungen.
Parallel dauern auch die Ermittlungen gegen eine nicht näher bezeichnete Zahl von Abnehmern der gefälschten Prüfberichte noch an.
Polizei will verkehrsunsicheren Fahrzeugen einen Riegel vorschieben
„Intensive Ermittlungen haben den Verdacht bestätigt, dass durch kriminelles Handeln Hauptuntersuchungsdokumente im großen Stil gefälscht wurden und somit verkehrsunsichere Fahrzeuge weiter am Straßenverkehr teilnehmen konnten. Dem haben wir mit der heutigen länderübergreifenden Aktion einen Riegel vorgeschoben“, so Polizeioberrat Frank Schulz. Der Leiter der Borkener Direktion Verkehr hatte den Gesamteinsatz geführt.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
