Osterfeuer sind beliebt, aber auch umstritten. Der Ahauser Rat soll jetzt über die künftige Genehmigungspraxis  entscheiden.

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Nabu-Kritik: Osterfeuer sind für Tiere lebensgefährlich

rnThema im Rat

Bis es wieder Frühling wird, dauert es noch Monate. Und doch ist Ostern sogar schon vor Weihnachten ein Thema. Im Ahauser Rat stehen Osterfeuer am Mittwoch, 6. Oktober, auf der Tagesordnung.

Ahaus

, 02.10.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wie wollen wir es künftig halten mit den Osterfeuern? Diese Gretchen-Frage müssen jetzt die Ahauser Ratsmitglieder beantworten. Am kommenden Mittwoch nämlich soll das Genehmigungsverfahren von „Osterfeuern an geltendes Recht und die Berücksichtigung des Klimawandels und des Naturschutzgesetzes“ angepasst werden. Das jedenfalls regt der Nabu-Kreisverband Borken als Grundlage für Diskussion und Entscheidung im Rat an.

Zunehmende Gefahren für die Tierwelt

Darin schildern die Naturschützer drastisch die zunehmenden Gefahren für Flora und Fauna, die man durch Osterfeuer festgestellt habe. Der immer früher einsetzende Frühling, bedingt durch den Klimawandel, und frühere Brutzeiten der Wildvögel verschärften das Problem. Da laut Nabu die Osterfeuer oder Haufen mit Schlagabraum schon lange vor dem eigentlichen Termin aufgestapelt würden, seien die Vögel, die diese gerne als Nistplätze nutzten, akut gefährdet.

Oft werde wochen-, auch monatelang gesammelt und nicht umgeschichtet. Daher kämen immer wieder auch viele Kleintiere (Kaninchen, Igel) qualvoll ums Leben. Oft würden auch die nötigen Abstände zu Gebäuden, Wegen, Wälder nicht eingehalten, so eine weitere Nabu-Kritik.

Nur Brauchtum zählt

Erklärtes Ziel des Nabus: weniger Osterfeuer. Und nicht nur wegen Corona. Auch deswegen, weil eine Überwachung der Feuer oft gar nicht möglich sei. Weil es so viele sind und die häufig im privaten Bereich. Das ist auch in Ahaus nicht anders. Mit Ausnahme der zwei Corona-Jahre waren zuvor 2019 187, 2018 164 und 2017 163 Osterfeuer angemeldet. Und die sowohl aus dem öffentlichen wie dem privaten Bereich, wie Pressesprecherin Anna Reehuis bestätigt.

Der rechtliche Rahmen für das Abbrennen von Osterfeuern ist eigentlich klar und von Gerichten bestätigt: Nur solche Osterfeuer sind genehmigungsfähig, die eindeutig und zweifelsfrei der Brauchtumspflege dienen. Das Abbrennen von Grünschnitt oder auch anderen grünen Abfällen ist dagegen verboten. Hinweise auf Brauchtumspflege sehen Richter darin, dass Osterfeuer von örtlichen Vereinen, Gemeinschaften oder Organisationen organisiert werden und zu öffentlichen Veranstaltungen eingeladen wird. Eine strenge Befolgung der rechtlichen Vorgaben und damit eine Reduzierung der Osterfeuer hält der Nabu für geboten. Bei verschärfter Corona-Lage hält er sogar ein generelles Verbot für sinnvoll.

Digitale Verortung der Osterfeuer

Außerdem regt der Nabu an, dass die „Brauchtumsfeuer“ in einen digitalen Lageplan eingetragen werden. Außerdem sollte das Aufstapeln des Brennmaterials erst ein bis zwei Tage vor dem Abbrennen erfolgen. Nur so könnte das Töten von Tieren vermieden werden.

Ein Osterfeuer erfüllt vermutlich schon jetzt die strengeren Regeln: das der Feuerwehr, Löschzug Wessum zusammen mit der Kirchengemeinde. Brauchtum, Brandschutz und Sorgfalt wird hier bei einem der größten Osterfeuer der Umgebung garantiert.

Eine uralte Tradition

Ab Osternachmittag wurde Stroh für das Osterfeuer geholt. Der „Schlachtruf“ dazu lautete: „Stroh hier för’t Osterfüuer!“ Allerdings war das Stroh sehr knapp oder wurde lieber im Stall gebraucht. Dafür bekamen die Kinder dann Bohnenstroh für das Osterfeuer. Manchmal begann man schon ab Weihnachten, Holz zu sammeln. Von überall wurde Holz zusammen getragen, wo man im Winter etwas geschlagen hatte. Vieles kam auch aus Tannenwäldern, weil hier das Abfallholz selten für die sog. Busken verwendet wurde. Außerdem wurden verdorrte Kränze vom Friedhof geholt. Manchmal wurde auf dem Feuer auch eine Puppe verbrannt. Fast jede Nachbarschaft oder Straße hatte ein eigenes Osterfeuer und alle waren bestrebt, das größte Feuer zu haben. Abends wurde das Feuer schließlich angezündet. Dabei war die ganze Nachbarschaft versammelt. Das Anzünden des Feuers war immer ein kleiner Kampf, wer es zuerst schaffte: die Älteren oder die Jüngeren. Den Kindern war es selbstverständlich am liebsten, wenn das Feuer spät angezündet wurde, damit sie im Dunkeln noch aufbleiben konnten. Schließlich hatten die Jungen besonderen Spaß daran, die Mädchen im Gesicht schwarz zu machen. Neben diesen Bräuchen wurden selbstverständlich auch viele Osterlieder gesungen. Aus: Wessumer Geschichten, Heimatverein Wessum.