
Franka Vruwink, Inhaber von Curves Mode, hat mit ihrem Geschäft eine Marktlücke in Ahaus erwischt, sagt sie. Ohne das Förderprogramm hätte sie sich wohl noch zwei- oder dreimal überlegt, sich selbstständig zu machen. Inzwischen kann sie auf einen treuen Kreis von Stammkunden setzen. © Stephan Rape
Mietzuschuss: Drei Geschäfte haben sich mit Förderung in Ahaus etabliert
Fördermittel
Vor einem Jahr ist das erste Geschäft mit einem Mietzuschuss in Ahaus gestartet. Inzwischen haben sich Curves, Hänsel&Gretel und Tausendschön längst etabliert. Ohne Förderung nicht denkbar.
Mietkosten für neue Geschäfte in der Ahauser Innenstadt kann die Stadt mit bis zu 79.000 Euro fördern. So sollen die Folgen der Coronapandemie gemildert werden. Gleichzeitig läuft der Kampf gegen die wenigen Leerstände in der Stadt.
Doch was ist eigentlich mit den drei Geschäften, die vom ersten Förderpaket profitiert haben? Die Stimmung unter den Geschäftsleuten jedenfalls ist sehr positiv.
Brand zur Geschäftseröffnung wirkt wie Werbekampagne
Franka Vruwink hat im Juni vor einem Jahr ihr Frauenmode-Geschäft für große Größen eröffnet. Dabei kam ihr damals noch ein Brand in der Tiefgarage an der Königstraße in die Quere. Unmittelbar vor der Eröffnung musste sie erst einmal die Spuren von Qualm und Ruß beseitigen. „Im Nachhinein war das die beste Werbung“, sagt sie lachend. Bis heute werde sie darauf angesprochen.
Aber auch abgesehen von diesem Unglück zu Beginn sieht sie sich angekommen: „Ich habe in meinem ersten Jahr schon einen Kreis treuer Stammkunden gewonnen“, sagt sie.
„Ohne das Förderprogramm hätte ich mir sicher noch zwei- oder dreimal häufiger überlegt, ob ich mich selbstständig mache“, fügt sie hinzu. Die Förderung sei so etwas wie der Auslöser gewesen, um zu starten.
Geschäft soll nach der Förderphase auf jeden Fall weitergehen
Für sie steht fest, dass sie auch nach der Förderphase weitermachen will: „Es ist gut losgegangen, die zwei Jahre sind eine schöne Anlaufphase. Das passt alles.“ Sie ist sich sicher, dass sich der Betrieb auch rechne, wenn der Mietzuschuss nicht mehr fließt. „Ich hab hier eine Marktlücke getroffen“, macht sie deutlich. Ihre Kundinnen würden aus dem ganzen Kreis Borken, den angrenzenden Landkreisen und teilweise sogar aus Münster oder dem Ruhrgebiet anreisen.
Auch Mercedes Gericks vom Kindermode-Geschäft Hänsel und Gretel hat den Schritt nach Ahaus noch keinen Moment bereut. Sie führt das Geschäft mit ihrer Schwester und ihrer Mutter und ist damit im August 2021 von Stadtlohn nach Ahaus umgezogen.
„Natürlich merken wir auch die Preisentwicklung“, sagt sie an einem Vormittag in dem Geschäft hinter der St. Marienkirche. Gleichzeitig seien aber die Geburtenzahlen gestiegen und Eltern oder Großeltern würden für den Nachwuchs gerne etwas besonderes kaufen.
Stammkunden sind aus Stadtlohn nach Ahaus mitgezogen
„Alle unsere Stammkunden sind mitgezogen“, sagt sie lächelnd. Die hätten sich sogar richtig gefreut, weil sie mit ihren Kindern ohnehin oft in der Ahauser Innenstadt seien. „Hier gibt es eben eine richtige Fußgängerzone, wo die Kinder laufen und spielen können“, erklärt sie.

Mercedes Gericks vom Kindermodegeschäft Hänsel & Gretel freut sich, dass ihr Betrieb in Ahaus gut Fuß gefasst hat. Ohne das Förderprogramm hätte sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester den Schritt nach Ahaus und in ein deutlich größeres Ladenlokal nicht gewagt. © Stephan Rape
Mit Blick auf das Förderprogramm ist sie total positiv gestimmt. „Das hat für uns ideal gepasst“, sagt sie. Ohne die Förderung sei sie nicht sicher, ob die drei Frauen ihr Geschäft so schnell und so deutlich vergrößert hätten. Dabei hätten sie überhaupt nicht mit einem Zuschlag gerechnet. Inzwischen, gut ein Jahr nach der Eröffnung, blickt sie zuversichtlich in die Zukunft. „Die Aussichten passen super“, sagt sie.
Der aktuelle Ausverkauf habe nichts mit den Geschäftsaussichten zu tun: „Wir müssen nur das Lager für die Herbstmode räumen“, sagt sie. Auch das sei aktuell eine häufig gestellte Frage besorgter Kunden. „Wir machen auf jeden Fall weiter“, erklärt sie lächelnd.
Claudia Groten freut sich über den Erfolg von „Tausendschön“
Noch einmal eine Tür weiter steht Claudia Groten gerade hinter dem kleinen Verkaufstresen des Geschäfts Tausendschön. „Ohne das Förderprogramm hätten wir das nicht wagen können“, sagt sie. Das Geschäft mit seiner wilden Mischung aus Antiquitäten, Trödel, Selbstgemachtem und Blumensträußen komme bei den Kunden sehr gut an. „Wir sehen uns so ein bisschen als Schmuck für die Innenstadt“, sagt Claudia Groten, die das Geschäft zusammen mit zwei Händen voll ehrenamtlicher „Ladenhüter“ führt.
Parallel führt sie noch ihr Stammhaus, die Trödelgärtnerei Tausendschön an der Industriestraße. „Die beiden Läden stützen sich gegenseitig“, sagt sie.
Eine Prognose für die Zeit nach der Förderung mag sie für das Geschäft in der Innenstadt noch nicht abgeben. Die läuft noch etwas weniger als eineinhalb Jahre. „Bisher läuft es total super“, sagt sie.
Nebenkosten können noch einen Strich durch die Rechnung machen
Doch wie sich das weiter entwickle, müsse man sehen. Bei den aktuellen Energiekosten stehe wohl erstmal eine hohe Nebenkostenabrechnung an. „Ich muss mit dem Laden kein Geld verdienen“, schränkt sie ein. Auch die „Ladenhüter“ würden ja unentgeltlich im Geschäft arbeiten.
Alles in allem also eine besondere Konstruktion, die sich nicht mit den anderen Geschäften vergleichen lasse. Dennoch dürfe der Aufwand eben auch nicht ins Grenzenlose steigen. „Es muss Spaß machen“, sagt Claudia Groten.
Für die Ahauser Wirtschaftsförderin Katrin Damme ist das gesamte Förderprogramm ein phänomenaler Durchbruch. „Es hat funktioniert, wir konnten die Fördermittel sehr zielgerichtet einsetzen und sehen den Erfolg ja in der Innenstadt“, erklärt sie. Ohne das Programm wäre es der Stadt nicht möglich gewesen, Mieten zu bezuschussen.
Nächste Förderperiode ist schon angelaufen
Katrin Damme hofft nun, dass auch bei der nächsten Förderperiode – gerade hat die Bezirksregierung noch einmal rund 71.000 Euro Förderung freigegeben, die die Stadt auf 79.000 Euro erhöht – noch einmal Interessenten zuschlagen. Sie würden in der Reihenfolge der Unterschriften unter einem möglichen Mietvertrag berücksichtigt.
Gleichzeitig geht sie davon aus, dass die Leerstände, die es in der Innenstadt aktuell noch gibt, recht zügig vergeben oder weiterentwickelt werden können. Sie wolle noch nicht vorgreifen, mache sich aber keine Sorgen. „Es laufen gerade Gespräche“, sagt sie.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
