Mit dem Tischharfenunterricht soll das Projekt "Klangbrücke" an den Start gehen.

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Menschen mit und ohne Behinderung musizieren gemeinsam

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Mit dem Projekt „Klangbrücke“ möchte die Musikschule der Stadt Ahaus inklusives Musizieren ermöglichen. Die Tischharfe spielen lernen ist dabei nur der Anfang.

Ahaus

, 24.08.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit dem Plektron berührt Josef Gebker, stellvertretender Leiter der Musikschule der Stadt Ahaus, nach und nach die Saiten der Tischharfe vor ihm, sodass verschiedene Töne erklingen. Jede Saite steht dabei für einen Ton. Schon nach kurzer Zeit lässt sich eine Melodie erkennen - die des englischen Volkslieds Scarborough Fair. Noten lesen können muss Josef Gebker aber eigentlich nicht, um die Tischharfe zu spielen.

Denn die Noten stehen in grafischer Notation auf einem Blatt, das unter die Saiten geschoben wurde. Das heißt: die Notenwerte und Reihenfolge der Noten sind auf dem Blatt eingetragen, nicht aber die Tonhöhen. Um zu wissen welchen Ton er spielen soll, muss Josef Gebker also einfach nur der Zeichnung auf dem Blatt folgen, von unten nach oben. Besonders attraktiv sei die Tischharfe demnach für Senioren und Menschen mit Behinderung.

Musikschule möchte sich Menschen mit Behinderung weiter öffnen

Deswegen hat die Musikschule drei dieser Tischharfen für ihren neuen Schulbereich „Klangbrücke“, angeschafft. Sie sind der Anfang des Inklusiven Musizierens. „Wir als Musikschule haben vor, uns Menschen mit Behinderung mehr zu öffnen“, sagt Musikschulleiter Alfred Zamhöfer. „Klangbrücke“ bedeute also, eine Brücke zwischen der Musikschule und der Inklusion zu bauen. Mit Unterricht auf der Tischharfe, einem inklusiven Orchester, und inklusiven Bands soll dies nach und nach ab September geschehen – sofern es die Corona-Lage zulässt.

„Wir haben dieses Projekt schon länger in unseren Köpfen“, so Prof. Peter Mönkediek, Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule. Mit Hilfe einer Spende des Lions Club Nordwest-Münsterland von insgesamt 10.000 Euro an den Förderverein der Musikschule und den Eltern- und Freundeskreis der Menschen mit Behinderung in Ahaus, konnte das Inklusionsprojekt im letzten Jahr in die Startphase gehen. Auch das Land NRW unterstützt das Projekt mit Fördermitteln.

Späterer Start durch Coronakrise

Vier Musikschullehrer wurden extra geschult und haben sich mit der Struktur von „Klangbrücke“ als neuen Bereich innerhalb der Musikschule befasst. Als Inspiration dienten Musikschulen in Bochum und in Fürth, die im Bereich der Arbeit mit Menschen mit Behinderung als führend gelten.

Doch bevor es dann mit dem integrativen Musizieren richtig losgehen konnte, kam die Coronakrise dazwischen. Unter Einhaltung der Hygienebedingungen soll im September der Tischharfenunterricht starten, in naher Zukunft dann auch das inklusive Orchester.

„Jeder wird nach seinen Möglichkeiten gefördert“

Dabei sei jeder willkommen, egal ob jung oder alt, mit Behinderung oder ohne, langjähriger Musiker oder totaler Anfänger. „Wenn jemand nur eine Note spielen kann, dann spielt er halt nur eine Note. Jeder wird nach seinen Möglichkeiten gefördert“, erklärt Alfred Zamhöfer. Peter Mönkediek ergänzt: „Und jeder hilft auch dem anderen.“ Das fange beispielsweise schon damit an, dass ein Musiker ohne Behinderung einen Musiker mit Behinderung aus dem Wohnheim abholt und sie gemeinsam zur Probe fahren.

Auch die verschiedensten Instrumente sind im Orchester willkommen. Dank eines speziellen Liederbuchs gebe es Noten-Arrangments für Tischharfen, die sich mit anderen Instrumenten kombinieren lassen.

Die Initiatoren wollen das Projekt demnächst auch in Schulen und Wohnheimen vorstellen, um so eine mögliche Angst davor zu nehmen. Es sei wichtig, den Interessenten des inklusiven Musizierens eines klar zu machen: „Jeder ist hier gleichwertig“, so Alfred Zamhöfer.

  • Das gemeinsame Erlernen der Tischharfe findet ab September, montags von 18.15 bis 19 Uhr, in der Musikschule der Stadt Ahaus, Vagedesstraße 2, statt. Die Kosten betragen 23 Euro pro Monat. Beratungstermine können mit Josef Gebker über die E-Mail Adresse Josef.gebker@v-ahaus.de vereinbart werden, oder über das Büro der Musikschule, unter Tel. (02561) 72925, oder E-Mail an musikschule@ahaus.de. Dort und auf der Website der Stadt Ahaus unter der Rubrik Musikschule, Downloads gibt es die Anmeldeformulare.
  • Wer Interesse hat am inklusiven Orchester teilzunehmen, meldet sich bitte ebenfalls im Büro der Musikschule, unter Tel. (02561) 72925, oder per E-mail an musikschule@ahaus.de.
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