Mann bedroht Frau mit Messer Polizei übt Großeinsatz vor dem Vereinsheim des TuS Wüllen

Mann bedroht Frau mit Messer: Polizei übt am Vereinsheim des TuS Wüllen
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Große Aufregung rund um das Gelände des TuS Wüllen: Am Dienstagmorgen stehen dort ungezählte Polizeibeamte. Einige von ihnen haben Maschinenpistolen im Anschlag. Andere tragen auffällig rote Westen. Sie bewegen sich immer wieder vor dem Vereinsgebäude und auf dem angrenzenden Acker hin und her. Etliche Streifenwagen stehen auf dem Parkplatz gegenüber.

Sogar der Vredener Dyk wird für eine ganze Zeit gesperrt, der Verkehr durch die Gewerbe- und Wohngebiete umgeleitet. Anwohner und Passanten fragen irritiert, was denn passiert sei.

Es ist nur eine Übung. Das Szenario: Ein Mann hält in einem Auto auf dem Parkplatz des TuS Wüllen seine Lebensgefährtin fest und bedroht sie mit einem Messer. Sie sitzen dort fest, weil eine andere Bekannte, die erst mit im Auto saß, den Schlüssel abgenommen hat und fliehen konnte. Die Polizei soll die Situation nun entschärfen.

Frank Rentmeister ist Pressesprecher der Polizei im Kreis Borken. Er beobachtet den Einsatz seiner Kollegen aus einiger Entfernung. Wie die Schiedsrichter und Organisatoren der Übung trägt er eine rote Weste, gilt damit als quasi unsichtbar.

Auch er kann nur beschreiben, was er sieht und hört. Wie genau die Übung verläuft, liegt in den Händen der Polizisten, die zu dem Einsatz ausrücken. Sie müssen das Gebiet aufklären, den Täter in Schach halten, Verstärkung heranführen, Schaulustige fernhalten und den Verkehr regeln.

Wie das im Detail läuft, verrät Frank Rentmeister nicht. Die Polizei will sich naturgemäß nicht zu sehr in die taktischen Karten blicken lassen. Nur so viel: Am Morgen ist bei der Polizei wie im Ernstfall der Notruf eingegangen, der die Tat vor Ort schildert.

Und wie im Ernstfall sind die Polizisten ausgerückt – mit einem kleinen Unterschied: „Bevor sie hergekommen sind, haben sie ihre echten Einsatzwaffen gegen Übungswaffen ausgetauscht“, sagt Frank Rentmeister und deutet auf die leuchtend roten Pistolen und Maschinenpistolen, die die Beamten mit sich führen. Sicherheit sei oberstes Gebot. „Und in so einer Übung entsteht eben fast genau der gleiche Stress wie im echten Einsatz“, betont der Pressesprecher.

Passanten im Umfeld der Übung
Etliche Passanten und Anwohner reagierten irritiert auf das massive Polizeiaufgebot rund um das Vereinsgelände des TuS Wüllen. Die Beamten konnten aber schnell aufklären: Es handelte sich nur um eine Übung. © Stephan Rape

Während nun der Täter immer wieder nervös aus seinem Auto aussteigt, mit einem Messer umherwedelt, bereiten die Beamten den Zugriff vor. Sie halten sich erst einmal im Hintergrund. Ein Teil der Beamten kann versteckt vorrücken und bobachtet. Über Funk geben sie weiter, was in dem Auto passiert. Andere Polizisten rücken langsam näher an das Auto heran, und halten sich bereit.

„Natürlich haben wir für solche und andere Bedrohungslagen Pläne vorbereitet“, sagt Frank Rentmeister. Die müssten aber natürlich immer an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Auch ein Täter verhalte sich ja nie gleich oder so wie im Lehrbuch vorgegeben. Wieviel Verstärkung angefordert, ob ein Spezialeinsatzkommando und die Verhandlungsgruppe alarmiert wird, wo Beamte in Stellung gehen – Fragen, die der Dienstgruppenleiter vor Ort klären muss.

Und genau das ist der Kern der Übung. Die Abläufe in so einer besonderen Einsatzlage zu trainieren. Meldewege, Absprachen, Zusammenarbeit zwischen Behörden. Gleichzeitig geht es auch um das Training der Polizeibeamten vor Ort: „Die sind in der ersten Phase schließlich diejenigen, die vor Ort reagieren müssen“, betont Frank Rentmeister.

Denn – auch daraus macht er kein Geheimnis – auf dem Land dauere es ganz einfach länger, bis Verstärkung da ist, als in der Großstadt. Und genau deswegen müsse das eben auch hier vor Ort geübt werden. „Sonst passt das nicht“, erklärt er weiter.

788 Bedrohungen in einem Jahr

Natürlich sei der Kreis Borken etwas ruhiger als der Brennpunkt einer Großstadt. Passieren könne hier aber genauso viel und genauso schnell etwas. Beispiel häusliche Gewalt. Ein durchaus alltäglicher Einsatz für die Beamten, der auch schnell eskalieren könne.

Rund 24.600 Straftaten gab es laut Kriminalitätsstatistik im vergangenen Jahr im Kreis Borken. 788 hatten mit einer Bedrohung zu tun. 752 Gewaltdelikte wurden erfasst, genauso wie sieben Taten gegen das Leben, bei denen am Ende ein Mensch gestorben ist. Eine echte Geiselnahme gab es allerdings nicht.

Abbruch kurz vor Festnahme

Zurück zur Übung: In einem günstigen Moment reißt die Frau im Auto die Tür auf und kann aus dem Auto fliehen. Sie wird von mehreren Beamten eingekreist und in Sicherheit gebracht. Der Weg für den Zugriff ist frei.

Aus einiger Entfernung redet eine Beamtin immer wieder auf den Täter ein. Der ist wieder aus dem Auto gestiegen, fuchtelt wild mit dem Messer um sich, wirft es schließlich entnervt auf das Autodach. Den Moment nutzen die Beamten. Vier von ihnen rücken mit vorgehaltenen Waffen zum Auto vor, umkreisen es.

Als sie zugreifen wollen, ruft einer der Schiedsrichter laut dazwischen: „Abbruch!“ Die Beamten lassen die Läufe der Übungswaffen sinken. Die Übung endet. Um die tatsächliche Festnahme geht es heute nicht.

Eine ganze Reihe von Beobachtern hält die Polizisten im Einsatz genau im Blick. Jede Bewegung, jede Entscheidung, jedes Funkkommando wird genau notiert. Nicht nur vor Ort in Wüllen. „In der Leitstelle sitzen weitere Schiedsrichter, die genau erfassen, wie der Einsatz von dort geführt wird“, sagt Frank Rentmeister weiter.

Ihre Waffen hatten die Polizisten schon bei der Alarmierung gegen leuchtend rote Übungsmodelle ausgetauscht. Sicherheit sollte bei dieser Übung an oberster Stelle stehen.
Ihre Waffen hatten die Polizisten schon bei der Alarmierung gegen leuchtend rote Übungsmodelle ausgetauscht. Sicherheit sollte bei dieser Übung an oberster Stelle stehen. © Stephan Rape

Er selbst mag sich vor Ort kein Urteil über den Verlauf der Übung erlauben. Dass der Täter am Ende festgenommen wurde, stehe ja fest. Für das gesamte Bild fehlen ihm aber zu viele Informationen. Beobachtungen, die jetzt erst nach und nach zusammengetragen und dann gemeinsam aufgearbeitet werden können.

Seit der Alarmierung der ersten Beamten sind rund zwei Stunden vergangen. Die reine Übungszeit ist etwas kürzer. Weil es beim Tausch der Waffen wohl eine Verzögerung gegeben habe.

Die Übung endet. Die Sperrung des Vredener Dyks wird aufgehoben. Die Polizeibeamten rücken nach und nach ab. Zurück zum normalen Streifendienst auf den Straßen im Kreis Borken. Bis zum nächsten Notruf.

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