In knapp zwei Wochen werden wieder Tonnen von Büchern ins Ahauser Schloss geschleppt. Der 25. Bücherbasar des Lionsclubs Nordwest-Münsterland steht an. Dr. Georg Grüber, Präsident des Clubs, und Prof. Peter Mönkediek, der dort die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet, können es kaum erwarten. Vor allem, weil nach aktuellen Vorzeichen endlich wieder ein „normaler“ Basar ohne strenge Coronavorschriften möglich erscheint.
Als Claus Lainck-Kuse 1997 als damaliger Präsident des Lionsclubs Nordwest-Münsterland in Ahaus den ersten Bücherbasar organisierte, war an die jetzigen Ausmaße noch lange nicht zu denken: In seiner Privatgarage wurden damals die ersten Kartons mit Büchern sortiert und gelagert. Damit kämen die Mitglieder des Lions-Clubs heute nicht mehr weit. Mehrere Felder des Hochregallagers vom Schuhhaus Kramer an der Ridderstraße nehmen die Bücherkisten in Beschlag. Seit Wochen. Denn an mehreren Samstagen im Jahr nehmen die Mitglieder der Lions dort die Spenden an: „Pro Sammeltag kommen wir auf gut vier Europaletten“, sagt Georg Grüber.
Und sie nehmen jedes Buch in die Hand. „Nein, wir lesen sie natürlich nicht Probe“, sagt der Präsident. Aber sie sortieren. Nach Zustand, nach Genre, nach Autor. 15 bis 20 Personen seien da jeden Samstag über Stunden beschäftigt.
Natürlich gibt es auch Bücher, die es nicht bis auf die Basartische schaffen. Beispielsweise „Mein Kampf“, die Hetzschrift von Adolf Hitler, tauche immer wieder zwischen den Spenden auf.

Just vor einer Woche habe er noch so ein Exemplar in der Hand gehabt, erklärt Georg Grüber. „Das landet dann natürlich direkt in der Tonne“, sagt er. Da gebe es auch gar keine Diskussionen. Mit solchen Werken wolle der Lionsclub nichts zu tun haben. Im Papiercontainer enden sonst nur Spenden, die so zerlesen sind, dass man sie einfach nicht mehr verkaufen kann.
Lexika praktisch unverkäuflich
Und mehrbändige Lexika: „So schmerzvoll und schade das ist – aber die Brockhaus- oder Meyer-Enzyklopädien von früher sind einfach unverkäuflich“, sagt Peter Mönkediek. Wikipedia und das übrige Internet haben ihnen den Rang abgelaufen. „Und wenn sie früher noch so teuer gewesen sind, dafür gibt niemand mehr Geld aus“, fügt er hinzu.
Umso schöner seien die anderen Anekdoten: Wie die regelmäßigen Funde zwischen den Büchern. Liebesbriefe oder Geldscheine zum Beispiel. Alles was irgendwie als Lesezeichen tauge.

Oder jene teils handillustrierten Bücher oder antiquarischen Schätze und Schätzchen, die dann und wann zwischen den Spenden auftauchen. Die werden teils abseits der eigentlichen Basartische gehandelt. Auf der Jagd nach Schnäppchen stellen sich manche Basarbesucher auch schon lange vor Öffnung in die Schlange vor dem Schloss. „Viele sind auch längst Stammkunden. Sie bringen ihre alten Bücher und kaufen neue“, erzählt Peter Mönkediek strahlend.
Über die Jahre sei so schon fast eine eingeschworene Gemeinschaft entstanden. Das ist es, was der Lionsclub erreichen möchte: „Es geht nicht nur um die Spendensumme. Es geht darum, die Spenden durch gemeinsame Arbeit zu erreichen“, sagt der Präsident.
35.000 Euro Spenden pro Jahr
Pro Jahr verteile der Lionsclub Nordwest-Münsterland rund 35.000 Euro. Rund 11.000 Euro hat in den vergangenen Jahren allein der Bücherbasar erlöst. Der nächste große Batzen stammt aus dem Verkauf des Adventskalenders.
Das Geld wird dann aufgeteilt. In kleinteiligen Spenden zwischen 500 und 1000 Euro. „Wir wollen da helfen, wo das Geld herkommt“, sagt Georg Grüber. Zum Beispiel bei der Tafel Ahaus, „Menschen in Not“ Gronau oder Familien in Not in allen Ortsteilen. In diesem Jahr stehen die Hilfen besonders im Fokus: Schließlich machen es allein die Energiekosten vielen Bedürftigen, aber auch Hilfsorganisationen schwer.
Selbst den Löwenpreis des Westmünsterlandes hält der Club in diesem Jahr zurück: Mit 5000 Euro zeichnet der Club seit 2016 normalerweise gemeinnützige Organisationen aus. „In diesem Jahr wollen wir das Geld als Notfallfonds in der Hinterhand behalten“, sagt Georg Grüber. Man könne ja noch nicht wissen, ob und wofür es gebraucht werde.
- Die 25. Ausgabe des Bücherbasars möchte der Lionsclub mit einem Festabend im Fürstensaal des Ahauser Schlosses feiern: Am 7. November lädt er dazu alle Freunde und Unterstützer des Bücherbasars ein. Der VHS-Direktor wird dort einen Vortrag unter dem Titel „Was mir ein Bücherstapel erzählt“ halten. Danach folgt eine Talkrunde mit Anekdoten und Fakten aus 25 Jahren Bücherbasar. Schließlich gibt es Musik von Sara-Florentine Milcent (Sopran) und Simon Becking (Klavier).
- Der Bücherbasar selbst findet dann am 12. und 13. November im Schloss statt. Im Angebot gibt es dann über 15.000 Bücher, Schallplatten, CDs, DVDs und Spiele.
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