
© Christin Lesker
Lebensmittelverschwendung in Schulkantinen - Ahauser arbeiten aktiv dagegen
Lebensmittel
Hunderte Kinder, hundert verschiedene Geschmäcker. In Schulkantinen landen viele Lebensmittel in der Tonne. Die Ahauser Kantinen haben aber ihre Tricks gegen Lebensmittelverschwendung.
Zwölf Uhr, es klingelt zur Pause, weit über hundert Kinder und Jugendliche stürmen in die Kantine, essen und zischen wieder ab. Aber was passiert mit dem übrigen Essen? In Schulkantinen entstehen extrem viele Lebensmittel-Abfälle.
Rund ein Drittel der Lebensmittel, die in der Gastronomie und Kantinen für die Gäste bereit stehen, landet im Müll. In den Schulkantinen in Ahaus ist das anders. Sie setzen sich aktiv für weniger Abfälle ein und das mit großem Erfolg.
Vom Kindergartenkind bis zum fast pensionierten Lehrer. Die meisten Kantinen versorgen verschiedene Altersklassen mit unterschiedlichen Geschmäckern, mal mit viel Hunger oder wenig.
Was übrig bleibt, wird oft weggeschmissen. Vor allem, weil immer mehr Kantinen von großen Catering-Unternehmen beliefert werden und keinen Einfluss auf die gelieferten Mengen haben. Die Ahauser Kantinen kochen alles selber, das ist ihr entscheidender Vorteil.
Jahrelange Erfahrung
„Wir kochen selber und können so besser planen“, erklärt Tobias Reers. Seit 2009 ist er Inhaber und Küchenchef der BBS-Kantine an der Weidenstraße. Jeden Tag kommen unterschiedlich viele Schüler zum Essen, nur wenige bestellen das Essen vor, aber aus Erfahrung kann Tobias Reers die Mengen sehr gut abschätzen. „Und wenn von etwas zu wenig vorhanden ist, kann ich spontan nachproduzieren.“

Tobias Reers leitet die Kantine der BBS. Durch jahrelange Erfahrung weiß er, wie viel er zubereiten muss, damit möglichst wenig Abfälle entstehen. © Christin Lesker
Nebil Ceven leitet die Schnitkamp und Hesse-Kantine in der Irena-Sendler-Gesamtschule. Drei große 160-Liter-Kessel, große Kombidämpfer und zwei riesige Bratflächen. Hier kocht der 40-Jährige mit seinem Team für 800 bis 1000 Menschen in fünf Schulen und vier Kindergärten in Ahaus.
Der gelernte Koch und Diätassistent ist erst seit drei Monaten dort. In dieser Zeit hat er es geschafft, den wöchentlichen Abfall von vier auf eine Tonne zu reduzieren. „Es war mir viel zu viel Abfall, ich habe sofort angefangen, Notizen zu machen und mich gefragt: Was mögen die Kinder? Was brauchen wir und welche Portionsgröße ist richtig?“
Kleine Tricks für weniger Abfall
Nebil Ceven liegt die Reduzierung des Abfalls sichtlich am Herzen. „Andere hungern, deshalb habe ich den Anspruch, nicht viel wegzuschmeißen. Und mit Kleinigkeiten lässt sich viel ändern“, erklärt er.
Zwar werden alle Schulen und Kitas von ihm mit den gleichen drei Gerichten beliefert, aber je nach Altersklasse wird anders gewürzt. Der Küchenchef stimmt die Essenspläne mit den Schulen und Kindergärten ab und kombiniert die Gerichte so, dass er Reste aus der Küche wieder verwenden kann.
Was in der Ausgabe übrig bleibt, darf aus hygienischen Gründen nicht mehr verwendet werden, aber die Mitarbeiter können davon essen. Was hingegen in der Küche bleibt, kann der Koch am nächsten Tag mitverwerten. „Wenn heute zehn Hähnchenkeulen übrig sind, kann ich davon morgen Hühner-Frikassee machen“, erklärt Tobias Reers.
Nebil Ceven und seinem Team wird über ein Bestellsystem durchgegeben, für wie viele Kinder sie kochen müssen. Manchmal ist das Planen trotzdem nicht einfach. „Bei Burgern rennen die Kinder mir die Hütte ein“, weiß Nebil Ceven. Als Diätassistent möchte er aber auch gesund und möglichst frisch kochen. „Leider mögen viele Kinder das frische Essen nicht, dabei kennen sie das frische Kochen von zu Hause einfach nicht“, bedauert er.

Für die großen Mengen, die Nebil Ceven jeden Tag kocht, braucht er eine große Küche. Seine Kessel fassen 160 Liter. © Christin Lesker
Geld sparen durch weniger Abfall
Weniger Abfälle bedeuten auch geringere Ausgaben. Die BBS-Kantine ist Tobias Reers Existenz. „Viel wegzuschmeißen wäre für mich absolut unwirtschaftlich“, erklärt er. Auch Nebil Ceven konnte in den letzten Wochen feststellen, dass sich die Ausgaben um fast zehn Prozent verringert haben. Und wenn doch mal etwas weggeschmissen wird, gibt es einen nachhaltigen Weg zurück in den Lebensmittelkreislauf.
Die Abfälle beider Kantinen werden von Spezialfirmen abgeholt und in Biogasanlagen verwertet. „Das Verfüttern an Schweine ist mittlerweile EU-weit verboten“, erklärt das Entsorgungsunternehmen Bolz. Viel zu holen gibt es in Ahaus nicht. Als die Redaktion Nebil Ceven besucht, hat sich in vier Tagen gerade mal eine halbe Tonne angesammelt. Und das bei fast 1000 Schülern täglich.