
© Johannes Schmittmann
Dorfgasthof Wissing: Klaus Konert (30) vom „Hundewicker Bahnhof“ übernimmt
Restaurant in Alstätte
Ein gutes halbes Jahr war es ruhig geworden um den Dorfgasthof Wissing in Alstätte. Der Küchenbetrieb ruhte, Gerüchte kursierten. Nun steht ein neuer Pächter in den Startlöchern.
Die ungewisse Zeit hat ein Ende. Nachdem Carina Schütten und Sabrina Reimann – die ehemaligen Betreiberinnen des Dorfgasthof Wissing – im Juni 2019 mitgeteilt hatten, dass der Küchenbetrieb zum Ende des Monats wegen „der schwierigen Lage zu einigen Besitzern der Immobilien“ eingestellt werden muss, brodelte die Gerüchteküche. Ein gutes halbes Jahr später gibt es Klarheit.
Klaus Konert hat das Ruder seit Mitte Januar übernommen. Der 30-Jährige ist in der lokalen Gastronomie-Landschaft kein Unbekannter.
Mit dem Restaurant „Hundewicker Bahnhof“ in Stadtlohn und dem „Forellenhof“ in Borken hat er sich in den vergangenen Jahren mit authentischer, westfälischer Küche einen guten Ruf erarbeitet.
Dass er nun auch in Alstätte Fuß fassen will, hat sich durch den guten Draht zum neuen Besitzer der Immobilie ergeben. „Ich konnte fast nicht nein sagen, weil ich ein großes Faible für die münsterländische Gastronomie habe“, erklärt er im Gespräch mit der Redaktion.
Mit neuem Ansatz in Alstätte punkten
Vor drei Wochen hat Klaus Konert die Arbeit in Alstätte aufgenommen. Der grobe Plan steht, nun folgt der Feinschliff.
Denn schon in der kommenden Woche – passend zum Valentinstag am 14. Februar – soll auch der Küchenbetrieb wieder starten. Sein Vorteil: Mit Carina Schütten bleibt ihm ein bekanntes Gesicht zumindest vorerst erhalten.
„Das ist natürlich ein großer Vorteil. Die Gäste kennen und schätzen sie und wir beiden kommen gut miteinander aus“, sagt der 30-Jährige.
Zwar hat Klaus Konert in Sterne-Restaurants sein Handwerk gelernt, dennoch sagt er: „Der Dorfgasthof Wissing wird kein piekfeines Gourmet-Restaurant. Ich setze auf ehrliche, bodenständige Küche mit frischen, regionalen Zutaten.“
Das bedeutet zumindest teilweise eine Abkehr vom Konzept seiner Vorgängerin. Denn Küchenchefin Sabrina Reimann hatte ihren Fokus klar auf Fine Dining gelegt.
Klaus Konert erklärt: „Ich weiß die Arbeit, die hier gemacht wurde, unglaublich zu schätzen. Aber jeder Koch muss seine eigene Note einbringen und auf die neuen Trends schauen.“

Der Dorfgasthof Wissing ist charmant eingerichtet. © Markus Gehring
Gleichzeitig stellt der 30-Jährige aber auch klar: „Der Dorfgasthof wird seine Seele nicht verlieren. Niemand muss sich Sorgen machen, dass hier ein modernes Hipster-Lokal entsteht.“
Er möchte bei den Alstättern punkten, indem er westfälische Klassiker neu interpretiert. Beispiel: das Herrencreme-Parfait, das schon zum Valentinstag als Dessert präsentiert wird. Wichtig ist Klaus Konert außerdem die Qualität seiner Speisen: „Ich setze auf höchste Qualität – sowohl bei der Zubereitung als auch bei der Ware selbst.“
Dem Preiskampf mit anderen Gastronomen möchte er sich aus diesem Grund nicht stellen. „Es ist klar, dass ein Schnitzel vom Eichelschwein aus Gronau mehr kostet als eines aus Massentierhaltung“, sagt der 30-Jährige.
Dem Fachkräftemangel getrotzt
In den ersten Monaten wird Klaus Konert häufig selbst in der Küche stehen, um weitere Eindrücke zu sammeln. Die Fußballer vom VfB Alstätte hat er schon kennengelernt, genauso wie einige der zahlreichen Stammtische.
Ein in Stein gemeißeltes Konzept verfolgt der Koch nämlich nicht: „Wir wollen sehr gästeorientiert sein. Die Frage wird sein: Was wünscht sich Alstätte?“
Deshalb entscheidet er auch erst in einigen Monaten, ob zum Beispiel Whisky- und Gin-Tastings, wie Klaus Konert sie in seinen anderen Restaurants anbietet, auch im Dorfgasthof Wissing veranstaltet werden. Als positives Zeichen wertet er, dass schon wieder erste Veranstaltungen gebucht sind.
Auf die Frage, wie er trotz Fachkräftemangels drei Restaurants betreiben könne, antwortet der 30-Jährige: „Wir haben sechs junge Menschen in der Ausbildung. Wenn man keine Diamanten hat, dann muss man sie sich selbst schleifen.“
Rebecca Upgang zum Beispiel ist im dritten Lehrjahr und soll im Dorfgasthof Wissing eines der neuen Gesichter werden.
Info:
- Der Dorfgasthof Wissing nimmt am Freitag, 14. Februar, mit einem Valentinstags-Menü den Küchenbetrieb wieder auf.
- Stammtische können ab sofort wieder Tische reservieren.
- Öffnungszeiten: Montag und Dienstag Ruhetag; Mittwoch bis Sonntag ab 15 Uhr (warme Küche von 18 bis 21 Uhr)
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
