Der Plan klang wie der große Wurf: Die Öffnungszeiten der Bibliothek Ahaus werden erweitert, ohne dass zusätzliches Personal benötigt wird. Öffnungszeiten an sieben Tagen in der Woche, inklusive besonders früher oder später Stunden, also sehr arbeitnehmerfreundlich. Doch die Versicherung hat der Idee erst einmal einen massiven Riegel vorgeschoben.
Als sogenannte Open Library sollte die Bibliothek mit einer wie auch immer geplanten smarten Lösung auch außerhalb der bisherigen Öffnungszeiten öffnen: Per Registrierung, Ausweis und einer PIN hätten sich Nutzer Zugang verschaffen können.

Ohne Aufsicht hätten sie sich dann Medien ausleihen oder vor Ort arbeiten können. Eine Lösung für den Umbau des Eingangs gab es. Auch die Frage des Datenschutzes war mit Blick auf die nötigen Überwachungskameras geklärt. „Aber unserer Generalversicherer will das Risiko so nicht versichern“, erklärte der Beigeordnete Werner Leuker im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Ehrenamt in der vergangenen Woche (25. Oktober).
Nach langen Gesprächen mit dem Versicherer sei schließlich die endgültige Absage gekommen. „Der Generalversicherer will das Risiko nicht tragen. Gleichzeitig hat er andere Alternativen ausgeschlossen“, erklärte Werner Leuker. Damit sind beispielsweise auch andere Versicherer gemeint.
Für die Stadt Ahaus hätte das bedeutet, dass sie das Risiko hätte in Kauf nehmen müssen. „Wohlgemerkt für das Gesamtgebäude“, verdeutlichte der Beigeordnete weiter. Also nicht nur für den Trakt mit der Bibliothek, sondern auch für die daran anschließende Stadthalle. Zu viel für die Verwaltung. „Wir hätten das Thema also komplett ad acta legen können“, sagte er. Oder es gibt erst einmal eine Übergangslösung.
Zumindest einen kleinen Teil des Projekts retten – wie so oft in Ahaus – Ehrenamtliche: 20 Personen haben sich gemeldet, um ab 2. November außerhalb der regulären Öffnungszeiten die Türen der Bibliothek offen zu halten. Sozusagen als Aufpasser. „Sie halten nur die Augen offen, dass nichts passiert“, betonte Daniel Urmetzer in der Sitzung.
Keine Neuausschreibung geplant
Bis zur Neuausschreibung des Versicherungsvertrags wäre das dann erst einmal Stand der Dinge. Der ist zwar jährlich kündbar, aber: „Mit einer neuen Ausschreibung wären sicherlich auch neue Summen verbunden“, Werner Leuker und dämpfte damit weitere Hoffnungen. Die Höhe der aktuellen Versicherungssummen mochten weder er noch Bürgermeisterin Karola Voß in der Sitzung ad hoc einschätzen. Das müsse umfassend geprüft werden, eine Aufgabe für die im Moment aber keine Kapazitäten übrig seien.
Noch ein Blick in die Nachbarschaft: Beispielsweise gibt es in Vreden seit Juni 2021 eine Open Library. Das wollte auch Marion Löhring (Grüne) wissen: „Wie machen das denn andere?“, fragte sie. Werner Leuker winkte ab: Bei ähnlichen Konzepten in Deutschland handele es sich nie um kommunale Träger und ihre Versicherer. Möglich sei, dass beispielsweise die Versicherung eines kirchlichen Büchereiträgers wie in Vreden da überhaupt kein Problem sehe. Ein kommunaler wie in Ahaus jedenfalls biete es ganz einfach nicht an.
Minimallösung wird ausgewertet
Für Maria Woltering (CDU) war der Start der ehrenamtlichen Unterstützung in der Bücherei eine gute Idee. „Die sollten wir so auf uns zukommen lassen und dann weiter sehen“, sagte sie. Für Marion Löhring war es zumindest eine Minimallösung und „erstmal so in Ordnung“. „Schade, dass sich der Generalversicherer nicht unter Druck setzen lässt“, machte sie noch deutlich.
Im ersten Quartal 2024 sollen Erfolg oder Misserfolg des neuen, ehrenamtlichen Systems ausgewertet werden.
20 Ehrenamtliche erweitern ab sofort die Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Ahaus. Fachpersonal der Bibliothek ist während der regulären Öffnungszeiten vor Ort:
- dienstags 11 bis 13 und 14.30 bis 18.30 Uhr;
- mittwochs bis freitags 10 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr;
- samstags 10 bis 13 Uhr.
Ehrenamtlich kommen ab 2. November diese Zeiten dazu:
- dienstags 18.30 bis 20 Uhr
- donnerstags 18 bis 20 Uhr
- samstags 13 bis 16 Uhr
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