Immer wieder hatte die Kamera den Ladendieb auf frischer Tat aufgezeichnet. Für drei Diebeszüge im Aufhaus wurde der 28-jährige Ahauser am Freitag verurteilt. Weitere Verfahren stehen noch aus.

© Tobit.Labs

Keine Hemmschwelle? Aufhaus-Dieb (28) will unter Alkohol gestanden haben

rn20.000 Euro Beute

Mit seiner Alkoholsucht erklärte der 28-jährige Ahauser vor Gericht die vielen Diebstähle im Aufhaus, die er binnen weniger Wochen begangen hat. Waren im Wert von 20.000 Euro hat er erbeutet.

Ahaus

, 11.03.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Immer wieder hat ein 28-jähriger Ahauser zwischen September und Dezember 2021 Waren aus dem Aufhaus gestohlen. Waren im Gesamtwert von rund 20.000 Euro.

Am Freitag ging es vor dem Amtsgericht erst einmal um Diebstähle an drei Tagen: Im September und Oktober hat der Mann insgesamt sieben hochwertige Smartphones aus dem zweiten Stock des digitalen Kaufhauses gestohlen. Gesamtwert: rund 7000 Euro.

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„Ich wusste nicht zu 100 Prozent, was ich mache. Ich war völlig betrunken“, erklärte er. Schon länger habe er schwere Probleme mit Alkohol. In der kommenden Woche habe er ein Vorgespräch für eine stationäre Therapie. Im Rückblick wolle er die Taten gern ungeschehen machen. Die Vorwürfe räumte er komplett ein.

Man braucht schon ein ziemliches Brett vor dem Kopf, um ausgerechnet im Aufhaus und dann auch noch mit den eigenen Daten auf Diebestour zu gehen.

Man braucht schon ein ziemliches Brett vor dem Kopf, um ausgerechnet im Aufhaus und dann auch noch mit den eigenen Daten auf Diebestour zu gehen. © Karikatur Schwarze-Blanke

An den betreffenden Tagen sei seine Hemmschwelle völlig ausgeschaltet gewesen. „Ich war zum ersten Mal im Aufhaus, habe die Handys gesehen und mir nichts weiter dabei gedacht“, sagte er der Richterin. „Ich wusste, dass das fremdes Eigentum war“, ergänzte er. Dennoch sei es so leicht gewesen, die Handys zu nehmen. Da habe er zugeschlagen.

Digitales System statt Personal im Aufhaus

Zur Erklärung: Das Aufhaus verzichtet komplett auf Verkaufspersonal. Betreten kann das Gebäude allerdings nur, wer sich per App auf dem Smartphone registriert und das Drehkreuz am Ein- und Ausgang freischaltet.

Der Mann blieb bei seiner Version einer spontanen Tat. Die Richterin hinterfragte das nicht näher. Die Überwachungsvideos, die den Diebstahl lückenlos vom Betreten bis zum Verlassen des Aufhauses belegen, sprechen eine andere, aber klare Sprache: Zielstrebig geht der Mann auf den Bildern zu den Regalen mit den Handys. Weder ein schwankender Gang noch ein Zögern sind zu sehen.

Auch bei weiteren Diebstählen, die am Freitag noch nicht verhandelt wurden, sehen die Bilder ähnlich aus. Den Verbleib der Handys erklärte der Mann wortkarg: „Verkauft.“

„Mit Kennerblick teure Modelle ausgesucht“

Wegen des Geständnisses mussten zwei Polizeibeamte, die unter anderem die Wohnung des 28-Jährigen durchsucht hatten, nicht mehr aussagen. Der Justiziar der Tobit.Labs wurde allerdings zu den gestohlenen Handys befragt. Pro Stück liege der Wert bei 900 bis 1000 Euro. „Der hat sich mit Kennerblick die teuren Modelle herausgesucht“, erklärte er.

Eine vergleichbare Dreistigkeit sei ihm und dem Unternehmen noch nicht untergekommen. Und noch etwas: „Niemand kann so blöd sein, bei der Datenlage den Diebstahl abzustreiten.“

Neben dem Videomaterial konnten die Tobit.Labs schließlich auch auf das Benutzerkonto des 28-Jährigen zugreifen. Dort hatte er seine kompletten Personalien hinterlegt, weil er auch mehrfach die Chayns-App für einen Corona-Schnelltest genutzt hatte.

Elf Monate Haft auf Bewährung und Alkoholtherapie

Die Richterin verurteilte den Mann schließlich zu elf Monaten Haft auf Bewährung. Als Bewährungsauflage muss er die mehrmonatige, stationäre Alkoholtherapie abschließen.

Außerdem wird Wertersatz von 7000 Euro von ihm eingezogen. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte zusätzlich eine Geldauflage von 3200 Euro gefordert, davon sah die Richterin allerdings ab.

In der Begründung erklärte sie, dass für den Diebstahl einerseits keine besonders große kriminelle Energie notwendig gewesen sei, gleichzeitig habe der Mann mit Blick auf die Therapie eine günstige Sozialprognose. Das übrigens auch vor dem Hintergrund, dass er bereits zweimal wegen gewerbsmäßigen Diebstahls zu Geldstrafen verurteilt worden war.

Ende vergangenen Jahres hatten die Tobit.Labs als Aufhaus-Betreiber die Notbremse gezogen und den Betrieb für mehrere Wochen geschlossen.