
Josef Rickers (62) an „seinem" Kreisverkehr: In 20 Jahren hat der Verkehrssicherheitsberater über 40.000 Kindern im Nordkreis die Verkehrsregeln beigebracht. Inzwischen ist er im Ruhestand und nur noch privat mit dem Rad unterwegs – natürlich trotzdem immer mit Helm. © Stephan Rape
Josef Rickers steht nicht mehr im Kreisverkehr: Polizist im Ruhestand
Grundschulen
Jedem Grundschüler im Nordkreis hat Josef Rickers in den vergangenen 20 Jahren das richtige Radfahren beigebracht. Jetzt ist der 62-Jährige in den Ruhestand geradelt.
Wie oft und wie lange er am Kreisverkehr Königstraße/Wessumer Straße gestanden hat, weiß er nicht. Auch hat er nie gezählt, wieviel Kindern aus dem ganzen Nordkreis er die Verkehrsregeln beigebracht hat. „Ich glaube, wenn ich sage über 40.000 untertreibe ich eher“, sagt Josef Rickers.
20 Jahre lang war der 62-Jährige Verkehrssicherheitsberater bei der Polizei im Kreis Borken. Mit klaren Gesten hat er den Grundschulkindern beispielsweise am Kreisverkehr – und auch mal mitten im Berufsverkehr – das richtige Verhalten auf der Straße erklärt. Und auch mal donnernd die Stimme erhoben, wenn sich ein besonders eiliger Autofahrer an den Grundschülern vorbeimogeln wollte.
Seit ein paar Wochen ist Josef Rickers im Ruhestand, hat seine Aufgaben bei der Polizei an Jan Tonke und Stefan Benölken weitergegeben. Doch er erinnert sich noch gut und gerne an seine Anfänge in Ahaus.

Josef Rickers vor einigen Jahren bei der Fahrradausbildung von Grundschülern. Standort, Gesten und Erklärungen hat er über die Jahre perfektioniert. © Stephan Rape (A)
Beispiel Kreisverkehr: Als er Verkehrssicherheitsberater wurde, setzte sich gerade die Regelung durch, dass Radfahrer im Kreisverkehr in der Mitte fahren sollen, wenn es keinen Radweg gibt. Dadurch sollen Unfälle im toten Winkel vermieden werden. Radfahrer können auch nicht so leicht übersehen werden.
Fahrrad hat auf der Straße einen ganz anderen Stellenwert bekommen
„Das aber bei den Menschen in die Köpfe zu bekommen, war ein riesiges Stück Arbeit“, sagt Josef Rickers. Doch die Arbeit habe sich gelohnt. Inzwischen würden auch die Fahrschulen ihre Schülerinnen und Schüler entsprechend ausbilden.
Überhaupt habe das Fahrrad in den vergangenen 20 Jahren einen ganz anderen Stellenwert im Verkehr bekommen. Weil es als vollwertiges Verkehrsmittel anerkannt werde. Weil die Lastenräder dazugekommen seien. „Weil es wirtschaftlich und gesundheitlich einfach besser ist. Und weil man in der Stadt mit dem Rad sowieso schneller ist“, betont er. Erst recht mit dem Pedelec.
Er selbst ist begeisterter Pedelec-Fahrer. Schon das zweite Modell steht bei ihm in der Garage. Nicht, weil er kein Fahrrad ohne Motor mehr fahren könnte. Sondern weil er früh genug umsteigen wollte.
„Wenn die älteren Leute das erst tun, wenn sie das normale Fahrrad nicht mehr fahren können, ist es zu spät“, sagt der Verkehrsexperte. Dann könnten sie sich nicht mehr an das schnelle Rad gewöhnen. Die Folge: schwere Unfälle.
Fahrradhelm schon aus Vorbildfunktion getragen
Ähnlich geht es ihm mit dem Fahrradhelm. Den trage er seit er 35 ist. „Schon wegen des Berufs“, sagt er lächelnd. Da habe er natürlich immer Vorbild sein wollen und müssen.
Umso mehr freut er sich darüber, dass der Helm immer häufiger wie selbstverständlich dazu gehöre. „Ich habe das Gefühl, dass es auf den Radwegen jeden Tag ein Helmträger mehr wird.“ Ohne Helm fühle er sich auf dem Rad nicht mehr wohl.
Auch wenn er natürlich nie ganz aus der Haut des Polizisten herausgekommen sei und das auch jetzt noch nicht schaffe: Im Freundes- und Bekanntenkreis nehme er sich immer zurück. Klar: Übermäßigen Alkoholkonsum vor oder bei einer Radtour würde er nicht tolerieren.
„Ansonsten mäkele ich aber nicht ständig an der Fahrweise herum“, sagt er. Seine Lebensgefährtin Inge Damerau bestätigt das lächelnd. „Meistens“, schiebt sie dann schnell noch hinterher.
Dass Josef Rickers überhaupt 2002 Verkehrssicherheitsberater wurde, sei „ein Sechser im Lotto“ gewesen, sagt der gebürtige Stadtlohner. Was jetzt kommt? Nicht der Ruhestand, sondern ein Neuanfang.
Genug Aufgaben hat er: in verschiedenen Musikgruppen, im Nebenjob bei einem Fahrradhändler, zuhause und natürlich auch auf den Radwegen in der Region. So sehr er sich darauf freue, habe er die Dienststelle natürlich auch mit einem weinenden Auge verlassen.
Für seine Nachfolger und für die Kinder wünscht er sich, dass die Eltern die Verkehrserziehung weiter gut einbringen. „Wir brauchen die Unterstützung und die Eltern tun es schließlich für ihre Kinder“.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
