Bei der große Impfaktion in der Moschee in Ahaus krempelte auch Mohammad-Ishaq Tabassam die Ärmel hoch.

© Jenny Kahlert

Impfaktion an Heiligabend füllt Moschee: „Wir impfen hier alle“

rnImpfaktion

Die Impfaktion an Heiligabend in der Aksa-Moschee war ein voller Erfolg. Dabei wurden längst nicht nur Booster-Impfungen verabreicht. Und die Impfwilligen nahmen sogar weite Wege auf sich.

Ahaus

, 26.12.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist kurz vor 14 Uhr, als die ersten Autos an der Ridderstraße 47 zum Stehen kommen. Vor der Aksa-Moschee bildet sich eine Menschenreihe, das eingerichtete Wartezimmer ist voll besetzt. Der Impfstartschuss steht kurz bevor.

Egal ob jung oder alt, mit Termin oder ohne: „Wir impfen hier alle", so Khalil Malyar.

Egal ob jung oder alt, mit Termin oder ohne: „Wir impfen hier alle“, so Khalil Malyar. © Jenny Kahlert

Danach geht alles ganz schnell. Nach der Anmeldung am Eingang und dem Ausfüllen der Aufklärungsbögen folgt das Arztgespräch mit Dr. Khalil Malyar, kurz darauf dann eine Erst-, Zweit- oder Drittimpfung in einer der beiden aufgebauten Impfkabinen.

Impfung ist mit und ohne Termin möglich

Verimpft werden Moderna, Biontech und auf Wunsch bei Erstimpfung auch Johnson & Johnson. Geimpft werden kann jeder, der möchte, mit und ohne Termin – auch Menschen aus den Niederlanden. „Wir wollen impfen – alle und gerade auch unsere Nachbarn, nur so sind wir alle langzeitig und über die Grenzen hinweg geschützt“, berichtet Khalil Malyar.

Auch Jan Jaquiere aus Hengelo ist für seine Booster-Impfung nach Ahaus gekommen.

Auch Jan Jaquiere aus Hengelo ist für seine Booster-Impfung nach Ahaus gekommen. © Jenny Kahlert

Von 14 bis 17 Uhr wird an Heiligabend in der Moschee geimpft, dabei kommen die meisten Menschen wegen ihrer dritten Impfung, so auch Mustafa Akgün.

Seit 48 Jahren lebt er in Ahaus, vor seiner ersten Impfung hatte er keine Bedenken. „Ich fühle mich gut mit meiner Impfung, weil ich so geschützt bin. Man sollte keine Angst davor haben, sich impfen zu lassen, denn mit einer Impfung ist man viel sicherer“, so der 61-Jährige. Er ist heute in die Moschee gekommen, weil so viele aus seiner Gemeinde auch hierher kamen.

Vor jeder Impfung spricht Dr. Khalil Malyar über mögliche Fragen und Ängste mit den Impflingen.

Vor jeder Impfung spricht Dr. Khalil Malyar über mögliche Fragen und Ängste mit den Impflingen. © Jenny Kahlert

Auch Anna Leifker kommt für ihre dritte Impfung nach Ahaus. „Ich habe auf der Seite des WDR von der Aktion gelesen und mich dann dazu entschieden, mich noch vor Weihnachten boostern zu lassen“, so die Düsseldorferin. Doch neben den Booster-Impfungen gibt es auch einige wenige, die ihre erste Coronaschutzimpfung erhalten.

Die meisten bekommen ihre dritte Impfung

So wie der 51-jährige Adnan Chaaban aus Ahaus, er hatte zuvor nicht die Zeit gefunden, sich impfen zu lassen, will dies aber nun nachholen. Dazu rät er allen noch Unentschlossenen, es ihm nachzutun. „Es ist wichtig, sich impfen zu lassen, um sich und andere zu schützten. Ich weiß, manchmal hört und liest man die wildesten Sachen im Internet, aber am Ende sollte jeder sich gut informieren und auch seine Fragen stellen können“, so der Ahauser.

Für Mustafa Akgün war es am Freitag schon die dritte Impfung, die er in der Aksa-Moschee bekommt.

Für Mustafa Akgün war es am Freitag schon die dritte Impfung, die er in der Aksa-Moschee bekommt. © Jenny Kahlert

Dieses Problem mit den vielen wenig fachlichen Äußerungen, die einem rund um das Thema Coronaimpfung immer wieder begegnen, hat auch Khalil Malyar erkannt. „Viele Menschen werden dadurch unsicher und bekommen Angst vor der Impfung. Unser Ziel ist es, dass diese Menschen hier hinkommen und alle ihre Fragen, Sorgen und Ängste schildern, denn nur so können wir helfen“, so der Arzt.

Übersetzer helfen für besseres Verständnis

Ein wichtiger Schlüssel für diese Aufklärungsarbeit sei eine gelingende Kommunikation. Um diese sicherzustellen, wird die Aktion von Personen unterstützt, die als Übersetzer helfen, so wie Sinan Akpinar.

„Ich helfe den Leuten hier bei eigentlich allem, beim Übersetzen, beim Erklären. Oder ich versuche, ihnen ihre Ängste zu nehmen. Man kann oft schon an der Art, wie jemand spricht oder schaut, erkennen, ob er sich unsicher fühlt oder Angst hat. Da gehe ich dann natürlich drauf ein“, berichtet er.

Sinan Akpinar (26) half bei der Aktion als Übersetzer.

Sinan Akpinar (26) half bei der Aktion als Übersetzer. © Jenny Kahlert

Doch wie ist diese ganze Impfaktion eigentlich entstanden? Angefangen hat es mit der Booster-Impfung von Furkan Elmaci, er ist Vorsitzender des Jugendausschusses der Gemeinde und erzählt: „Zusammen mit Dr. Malyar kam mir diese Idee, als ich mich bei ihm in der Praxis boostern lies. Danach haben wir die Idee dann dem Vorstand vorgelegt.“

Weitere Aktionen sind für das nächste Jahr geplant

Diese kam dort sehr gut an. „Wir haben uns sehr gefreut, dass die Jugendlichen sich so engagieren wollen und hier auch so tatkräftig mithelfen. Dank der Wissenschaft haben wir die Chance, etwas gegen das Virus zu unternehmen, jetzt sind wir an der Reihe“, so der Vorstandsvorsitzende Enver Gürbiz.

Dass die Aktion allerdings gerade auf Heiligabend fiel, ist Zufall. „Wir haben nur so geplant, dass die Aktion an einem Freitag stattfinden soll. Danach haben die Menschen nämlich frei und können sich ausruhen. Hätten wir das an einem anderen Tag gemacht, wäre vielleicht ein Drittel gekommen“, so Khalil Malyar.

Impfen, übersetzten oder koordinieren – dieses Team hat das schnelle Impfen möglich gemacht.

Impfen, übersetzten oder koordinieren – dieses Team hat das schnelle Impfen möglich gemacht. © Jenny Kahlert

Um 15 Uhr sind bereits 44 Menschen geimpft, eine Stunde später sind es circa 75.

Die Aktion war somit ein voller Erfolg und fand am Freitag erst ihren Anfang. Im kommenden Jahr sind nämlich noch weitere Impfangebote in der Moschee geplant.