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Impf-Vorgaben bei Tobit: Der Zweck heiligt nicht alle Mittel
Kommentar
Die Gastro-Mitarbeiter bei Tobit sollen sich impfen lassen – sonst werden keine Schichten mehr zugeteilt. Leider nutzt das Unternehmen die falschen Mittel für eine gute Sache, meint Redakteur Nils Dietrich.
Das Ahauser Softwareunternehmen Tobit übt Druck auf seine Mitarbeiter in der Gastronomie aus. Wer sich nicht gegen das Coronavirus impfen lässt, bekommt künftig in diesem Bereich keine Schichten mehr zugeteilt. Dabei handelt es sich um eine mindestens fragwürdige Praxis, bei der fraglich ist, inwieweit die einer juristischen Überprüfung standhalten würde.
Richtig aber ist ohne Zweifel: Wer in der Gastronomie arbeitet, hat naturgemäß viel Kontakt mit Menschen – auch in diesen Zeiten. Umso wichtiger ist es, dass Mitarbeiter solcher Betriebe Maßnahmen ergreifen, um sich und andere zu schützen. Das sollte über die üblichen Hygienemaßnahmen hinaus auch eine Impfung einschließen, denn sie bietet den bestmöglich Schutz vor einer Infektion.
Andererseits gibt es keine Impfpflicht. Insofern hat ein Arbeitgeber nur eine begrenzte Handhabe gegen Mitarbeiter, die die Impfung verweigern – egal, ob sie sich per App oder auf einem Blatt Papier für ihre Schichten bewerben. Und es gibt gesetzliche Regelungen, die die Diskriminierung von Beschäftigten verbieten.
Diese Regelungen gelten ebenfalls für Menschen, die sich nicht impfen lassen möchten – aus welchen Gründen auch immer. Und sie gelten umgekehrt auch für Tobit.