Vor 50 Jahren hat der Ottensteiner Bernd Busch (74) seine Meisterprüfung als Bäcker abgelegt. Gerade wurde ihm sein Goldener Meisterbrief überreicht. Der Meisterbrief für einen Beruf, den er geliebt hat, für den es keine Alternative gab, der aber auch seine Schattenseiten hat.
Knappe zehn Jahre ist er schon im Ruhestand, lebt mit seiner Frau in einer Wohnung am Wiegbold. Beim Aufräumen und Ausmisten hat er gerade erst körbeweise alte Unterlagen weggeworfen. Dabei fiel ihm auch sein Lehrlingsvertrag in die Hände. Den hebt er natürlich auf.

19 DM hat er damals als Bezahlung bekommen – natürlich pro Monat. „Ich weiß, dass die Lehrlinge auf dem Bau viel mehr bekommen haben“, erinnert er sich. Aber ein anderer Beruf sei für ihn nie in Frage gekommen. Schließlich habe er den Betrieb der Eltern weiterführen wollen – und müssen. „Das stand gar nicht zur Diskussion“, erklärt er.
Erst jetzt im Ruhestand habe er gemerkt, was er während seines Arbeitslebens entbehren musste: Wochenenden oder einen regulären Feierabend habe es ja nie gegeben. Auch bei Festen von Freunden, Bekannten und Verwandten sei er immer derjenige gewesen, der als erstes gehen musste. „Ich musste ja früh in die Backstube“, sagt er.

Auch hat er die Veränderung im Handwerk hautnah miterlebt: „Als ich angefangen habe, musste ich ja noch jeden Sack Mehl einzeln in den Keller tragen“, sagt er. Und seine Frau Gisela fügt kritisch hinzu: „Dabei hat er sich natürlich den Rücken kaputt gemacht.“
Eine riesige Erleichterung sei aber damals der Einbau der Mehlsilos gewesen. Ab da konnte ein Lastwagen das Mehl direkt in den Keller pumpen. Von dort kam es direkt und richtig abgemessen in die Produktion. Pro Tag eine Ersparnis von mindestens einer Stunde. Auch in der Backstube selbst wurde der Maschinenpark über die Jahre immer größer.
Unternehmen mit 20 Angestellten
Drei Filialen, bis zu drei Verkaufswagen und 20 Angestellte hatte der Betrieb in den besten Zeiten. „Bäcker ist ein guter Beruf“, sagt er. Dass jedoch keins seiner Kinder den Familienbetrieb in die dritte Generation geführt hat, stört ihn nicht. „Ich hatte nichts dagegen“, sagt er mit strahlendem Gesicht.
Trotzdem blickt er gerne zurück: „Eine gute Ausbildungszeit und ein schönes Arbeitsleben“, sagt der 74-Jährige. Das habe er auch von den anderen Lehrlingen im Betrieb und der Berufsschule so gehört. „Viele schlimme Geschichten von damals sind sicherlich übertrieben“, das steht für ihn fest.
Keine einfache, aber eine schöne Zeit
Auch wenn es natürlich keine einfache Zeit gewesen sei: Die ersten Jahre der Ausbildung machte er in Stadtlohn in der Bäckerei Kemper. „Unter der Woche habe ich dort geschlafen“, sagt er. Das sei für den jungen Mann aus Ottenstein damals ja schon die große Stadt und ziemlich aufregend gewesen. Die Zeit zuhause indes sei knapp gewesen. „Samstagnachmittag, wenn die Backstube blitzblank war, hatten wir Wochenende“, erklärt er. Dann sei er – meist mit dem Fahrrad – nach Hause gefahren. Am späten Sonntagnachmittag ging es dann schon wieder zurück: „Der Sauerteig wurde sonntagabends angesetzt. Auch das war Lehrlingsaufgabe“, erinnert er sich.
Die letzten elf Monate der Ausbildung wechselte er dann in den elterlichen Betrieb nach Ottenstein. Weil seine Eltern krank wurden.
Die Zeit in der Backstube hat ihm noch zu etwas anderem verholfen: der Musik, seiner großen Leidenschaft. „In der Backstube lief ja den ganzen Tag das Radio“, sagt er. Seit Jahrzehnten sitzt er schon am Mikrofon: Bei Memoryradio.de, einem Internetradio mit Hits und Oldies von den 1950er- bis 1980er-Jahren, geht er mehrfach wöchentlich auf Sendung.
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