Gewaltige Explosion zerstört Sparkassen-Foyer Riesiger Schaden in Alstätte

Riesiger Schaden: Gewaltige Explosion zerstört Sparkassen-Foyer
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Ein Blick durch die zerstörten Fenster der Sparkassen-Filiale in Alstätte vermittelt am Freitagmittag nur ein vages Bild der Sprengkraft, mit der die Unbekannten in der Nacht die Geldautomaten dort gesprengt haben.

Die gesamte Einrichtung des Foyers ist zerstört. Auch die Scheiben, die Foyer und Filiale von einander abgrenzen, sind zertrümmert. Die Druckwelle der Explosion hat sich durch das ganze Gebäude, durch die Filiale und auch nach hinten hinaus fortgesetzt. Eine Druckwelle und Folgen dieses Ausmaßes habe man so noch nicht gesehen, heißt es von Vertretern der Sparkasse Westmünsterland vor Ort. Die Rede ist von einer regelrechten Gewaltspirale.

Nachbarn berichten von zwei Explosionen. Gegen 2.15 Uhr müsse das gewesen sein. Einem ersten schon lauten Knall sei ein noch lauterer gefolgt. Zunächst habe sie noch an einen Böller wegen der Karnevalsfeiern gedacht, sagt eine Frau. Beim zweiten Knall habe sie dann einen riesigen Schrecken bekommen.

Aus dem Fenster habe sie dann drei dunkle Gestalten zu dem Fluchtwagen rennen sehen, der auf der Haaksbergener Straße gewartet hat. „Die sind mit Vollgas weggefahren. Wie im Autorennen. Sowas habe ich noch nicht gesehen“, sagt sie am Vormittag, immer noch sichtlich schockiert.

Michael Hollekamp, Leiter des Beratungscenters in Alstätte, war in der Nacht als einer der ersten nach dem Alarm vor Ort. Er spricht gegenüber unserer Redaktion von einer „außerordentlich großen und heftigen Sprengung“. Der Schaden sei immens, könne aber noch nicht beziffert werden. Auch weil die Kriminalpolizei das Gebäude da noch nicht wieder freigegeben hat.

„Zum Glück hat es keine Verletzten gegeben“, sagt er. Alle Anwohner konnten schnell in Sicherheit gebracht werden. Das Haus sei weiter bewohnbar. Auch das sei auf die massiven Verstärkungen zurückzuführen, mit denen das Gebäude gesichert wurde.

Das zerstörte Foyer der Sparkasse in Alstätte: Scheiben und Türen wurden völlig zerstört, Glassplitter sind meterweit bis auf die andere Straßenseite geflogen.
Die ganze Ausmaß der Zerstörung ist von außen nicht zu sehen. Die Druckwelle hat sich quer durch die Sparkassen-Filiale in Alstätte ausgebreitet. Nachbarn hatten in der Nacht auf Freitag mindestens zwei Detonationen gehört. © Stephan Rape

Wie es nun in der Filiale in Alstätte im Detail weitergeht, steht am Freitagmittag noch nicht fest. Erst einmal müsse die Polizei natürlich ihre Arbeit beenden. Die Handwerker für die anstehenden Reparaturen würden dann so schnell es geht übernehmen.

Derweil laufen auch die Ermittlungen der Polizei unter Hochdruck: Am Freitagmittag gibt es keinen aktuelleren Stand als in der Nacht. Gesucht wird nach einer dunklen Limousine. Die wurde auf der Flucht zunächst in Richtung Niederlande und dann Richtung Ahaus beobachtet. Das Fahrzeug war mit gestohlenen Kennzeichen ausgestattet. Hinweise nimmt die Kripo unter Tel. (02861) 9000 entgegen.

Letzte Sprengung noch mit Gas

Es ist nicht die erste Sprengung von Geldautomaten in Alstätte: Zuletzt 2015 hatten Unbekannte die Geldautomaten der Sparkasse gesprengt. Damals noch mit Gas – und mit deutlich geringeren Schäden. „Es ist ein Wettlauf“, erklärt auch Robert Klein, Pressesprecher der Sparkasse Westmünsterland. Seit 2012 hat die Bank 15 Sprengungen und fünf erfolglose Versuche gezählt.

Die Banken rüsteten nach: So würden SB-Foyers inzwischen von 0 bis 6 Uhr komplett gesperrt. Vernebelungsanlagen sollen eine Sprengung zusätzlich erschweren. Geldautomaten an Außenfassaden wurden inzwischen komplett abgebaut. Weitere Automaten sollen verlagert werden. Ganz aktuell werde beispielsweise in Nienborg ein neuer Standort gesucht. Um Anwohner zu schützen.

Das Foyer der Sparkasse in Alsätte wurde völlig zerstört. Eine so gewaltige Explosion und ihre Druckwelle war auch für die Mitarbeiter der Sparkasse Westmünsterland neu.
Das Foyer der Sparkasse in Alsätte wurde völlig zerstört. Eine so gewaltige Explosion und ihre Druckwelle war auch für die Mitarbeiter der Sparkasse Westmünsterland neu. © Stephan Rape

Für Alstätte sei das bisher kein Thema gewesen. „Aber das ist jetzt eine neue Lage“, macht Robert Klein deutlich. Das müsse jetzt aber erst einmal sondiert werden. Für alle Geschäftsstellen werde ohnehin ständig eine Risikoanalyse geführt.

An oberster Stelle stehe natürlich immer die Sicherheit der Bewohner. Danach komme die Vermeidung von Sachschäden, erst dann gehe es um die mögliche Beute. Zu deren Höhe machen am Freitag weder die Sparkasse noch die Polizei nähere Angaben.

Sparkasse investiert in Sicherheit

„Wir investieren erheblich in die Sicherheit“, sagt Klein. Einen siebenstelligen Betrag habe die Sparkasse Westmünsterland in die Sicherheit von Automaten und Filialen gesteckt. Das, was rechtlich zulässig und von den Aufsichtsbehörden genehmigt sei, werde auch eingebaut.

So wie in der Filiale in Alstätte, die laut Sparkasse Westmünsterland auf dem aktuellsten Stand der Sicherheitstechnik gewesen sei. Natürlich wolle er dabei nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber beispielsweise seien auch Farbpatronen im Einsatz, die erbeutetes Geld unbrauchbar machen würden.

Gereicht hat das offenbar nicht: Die Täter würden eben auch nachrüsten und entsprechend größere Sprengladungen verwenden.

Eine Mitarbeiterin der Spurensicherung der Kriminalpolizei verlässt das zerstörte Sparkassen-Foyer. Glassplitter haben sich im weiten Umkreis verteilt.
Die Spurensicherung der Kriminalpolizei hat die Sparkassenfiliale in Alstätte genau untersucht. Unbekannte haben in der Nacht auf Freitag dort mit immenser Gewalt mehrere Geldautomaten gesprengt. Gesucht wird unter anderem nach einer dunklen Limousine. © Stephan Rape

Die Bargeldversorgung in Alstätte sei gesichert: Sparkassen-Kunden können kostenlos die Automaten der Volksbank-Filiale nutzen. Bis die Filiale saniert ist, weicht die Sparkasse Westmünsterland für Beratungstermine auf die umliegenden Geschäftsstellen aus.

Bargeld werde es auf lange Sicht bei der Sparkasse Westmünsterland geben. Auch wenn der Stellenwert des Bargelds weiter sinke, während beispielsweise Kartenzahlungen immer mehr zunähmen.

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