Die Bezeichnung „Dorfsheriff“ mögen sie beide. „Das trifft es ganz gut“, schmunzelt Daniela Merten. Sie ist Bezirksdienstbeamtin bei der Polizei und hat Mitte 2022 die Nachfolge von Martin Waning angetreten, der in den Ruhestand gegangen ist. Ihr Kollege Markus Sebastian ist noch „frischer“ dabei: Seit dem 1. Januar ist er als Nachfolger von Holger Büscher in Gescher tätig und freut sich über die vielen Kontakte, die sich hier im Alltag ergeben.
„Ich habe gern mit Leuten zu tun“, sagt der Alstätter, der die Glockenstadt von Einsätzen aus dem Wach- und Wechseldienst bei der Polizeiwache Ahaus kennt. Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sein, anderen helfen und die vielen Facetten der Polizeiarbeit ausüben zu können, das schätzen sie an ihrem Dorfsheriff-Job.
Viele Gescheraner kommen in die Dienststelle an der Katharinenstraße, wo es feste Sprechstunden gibt. Da geht es um Fahrrad-Diebstähle, Sachbeschädigungen, Unfallfluchten, Internetbetrug oder Nachbarschaftsstreitigkeiten. „Manche wollen auch nur einen Tipp, wie sie ihre digital unerfahrenen Eltern gegen den Enkeltrick oder ähnliche Betrugsmaschen schützen können“, berichtet Daniela Merten. Auch die Schulwegsicherung, Jugendschutzkontrollen, polizeiliche Maßnahmen bei Veranstaltungen und Umzügen oder Aufenthaltsermittlungen gehören zur Arbeit der Beamten.
Heikler mutet das Vollstrecken von Haftbefehlen an, etwa wenn Bürger Haftstrafen nicht antreten oder vom Gericht verhängte Geldstrafen nicht zahlen wollen oder können. „Das kommt fast wöchentlich vor“, weiß Markus Sebastian. Oft lasse sich eine einvernehmliche Lösung finden, zum Beispiel über Ratenzahlungen. Aber hin und wieder müssten auch Personen in die Justizvollzugsanstalt nach Münster überführt werden.
Dass Maßnahmen dieser Art mit Gefahren verbunden sind, wissen die Beamten. „Das bringt der Beruf mit sich“, so Sebastian. Aber das konsequente Abarbeiten der Einsatzroutine in Verbindung mit verschiedenen Einsatzmitteln minimiere die Risiken. Dreimal jährlich nehmen die Beamten an Schießübungen in Borken teil, trainieren den Umgang mit Waffen und verschiedene Einsatzlagen.
In Gescher haben die beiden Beamten ihre Dienstwaffe noch nicht zücken oder gar abfeuern müssen – allenfalls nach Wildunfällen, um etwa ein Reh erlösen zu müssen. Das komme hier auf dem Land immer mal wieder vor.
Schon in Vreden aktiv gewesen
Für Daniela Merten stand früh fest, dass es kein klassischer „Frauenberuf“ werden sollte. „Ich wollte Action, Abwechslung und mit Menschen zu tun haben“, erzählt die 46-jährige Billerbeckerin (verheiratet, ein Kind). Nach ihrer Ausbildung in Bochum war sie unter anderem in Köln und Coesfeld eingesetzt und kam dann zur Polizeiwache Ahaus.
Von dort aus war sie im Rahmen einer Rotation schon mal für ein Jahr in Gescher eingesetzt. Aber dann kam Corona und viele Dinge liefen nur online oder telefonisch. „Jetzt gefällt es mir hier richtig gut“, strahlt die Hauptkommissarin.
Markus Sebastian hatte schon länger den Wunsch, als Bezirksdienstbeamter tätig zu sein, und ist froh, dass es jetzt geklappt hat. Der 51-Jährige stammt aus Alstätte und wollte nach dem Abi zur Bundeswehr, hatte sich aber parallel bei der Polizei beworben. „Die haben mich direkt genommen“, so der Familienvater. Nach der Ausbildung in Selm-Bork war er in einer Stabshundertschaft deutschlandweit im Einsatz und wechselte über Münster nach Ahaus, wo er ab 1997 im Wach- und Wechseldienst tätig war.
Vertretungsweise sei er in Vreden schon als Bezirksdienstbeamter eingesprungen – das sei eine schöne Aufgabe mit vielen Kontakten. „Das kommt mir entgegen, weil ich ein kommunikativer Mensch bin“, sagt der Oberkommissar. In seiner Freizeit ist er engagierter Jugendtrainer, betreut die C-Jugend des VfB Alstätte. Da wisse man, wie man junge Leute ansprechen müsse.
Das Kriminalitätsgeschehen in Gescher, da sind sich die beiden Polizisten einig, sei durchschnittlich, da gebe es keine Auffälligkeiten. Auch sogenannte Angsträume wie früher der Stadtpark gebe es nicht mehr. Als Fuß- und Radstreifen sind die beiden Beamten regelmäßig im Stadtgebiet unterwegs und lassen sich gerne ansprechen – als „Dorfsheriffs“ im besten Sinne des Wortes.