Gas- und Strom Ein Krankenhausbett verbraucht so viel Energie wie ein Vierpersonenhaushalt

Krankenhausbett braucht so viel Energie wie ein Vierpersonenhaushalt
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Gas, Wärme und Strom kosten so viel wie noch nie. Doch während Privatleute oder Unternehmen versuchen, an allen Ecken und Enden Energie zu sparen, steht beispielsweise das Klinikum Westmünsterland vor einem riesigen Dilemma: In den Patientenzimmern einfach die Heizung herunterzudrehen oder den Strom abzuschalten, ist schlicht nicht möglich.

Und was in den Krankenhausstandorten des Klinikums pro Jahr durch Gas- und Stromzähler geht, sind beachtliche Werte: Der Energiebedarf im St.-Marien-Krankenhaus Ahaus liegt für Strom bei ungefähr 3,2 Millionen kWh, für Gas bei rund 4,7 Millionen kWh und für Fernwärme bei 3 Millionen kWh pro Jahr.

Für das St.-Marien-Hospital Vreden liegt der Verbrauch bei 1,0 Mio. kWh Strom, 0,4 Mio. kWh Gas und 1,6 Mio. kWh Fernwärme im Jahr. Am inzwischen geschlossenen Krankenhaus Maria-Hilf in Stadtlohn lag der Verbrauch im letzten Jahr bei 1,8 Mio. kWh Strom, 0,4 Mio. kWh Gas sowie 2,2 Mio. kWh Fernwärme. Auf das ganze Klinikum gerechnet liege der Energiebedarf bei ungefähr 12,5 Mio. kWh für Strom und für Gas bei etwa 34 Mio. kWh pro Jahr.

Jedes Krankenhausbett verbraucht rechnerisch so viel Energie wie ein Vier-Personen-Haushalt. Allein der Ahauser Standort des Klinikums Westmünsterland hat aktuell 284 Planbetten. Die Mehrkosten kann das Klinikum aktuell nicht erwirtschaften.
Jedes Krankenhausbett verbraucht rechnerisch so viel Energie wie ein Vier-Personen-Haushalt. Allein der Ahauser Standort des Klinikums Westmünsterland hat aktuell 284 Planbetten. Die Mehrkosten kann das Klinikum aktuell nicht erwirtschaften. © dpa

In diesen Größenordnungen erst einmal wenig griffig: „Pro Krankenhausbett gesehen ist der Energiebedarf damit rechnerisch in etwa so hoch wie für einen Vierpersonenhaushalt“, erklärt Anja Jimie, stellvertretende Leiterin der Unternehmenskommunikation im Klinikum Westmünsterland. 284 Planbetten gibt es im Ahauser St.-Marien-Krankenhaus, 110 im St. Marien-Hospital in Vreden.

Klinikum fängt Kosten nicht auf

Doch der reine Verbrauch macht das Problem noch nicht schlimm genug: „Die preisbedingten Steigerungen der Energiekosten bei Strom, Gas und Öl stellen uns vor große Herausforderungen. Dieser immense Anstieg der Kosten kann durch unsere regelhaften Erlöse nicht refinanziert werden“, erklärt Anja Jimie.

Krankenhäuser hätten keine Möglichkeit, die Mehrkosten sowie auch sonstige inflationäre Entwicklungen aufzufangen, weil diese nicht weitergegeben werden können. Das liege daran, dass den aktuellen Kostensteigerungen staatlich reglementierte Preise in Form von Fallpauschalen gegenüber stehen, die das Krankenhaus selbst im Wert nicht beeinflussen kann. Wie hoch diese Mehrkosten momentan sind, erklärt sie nicht.

Energie ist kaum einzusparen

Wegen der aktuellen Situation werde an allen Standorten des Klinikums bereits geprüft, ob und wie Energie und damit Kosten eingespart werden können.

„Machbar ist das aber nur für Bereiche, in denen keine Patientinnen und Patienten versorgt werden“, erklärt sie. Entsprechend begrenzt sei der Handlungsspielraum des Klinikums, um Energie zu sparen. „Deshalb ist auch die Politik dringend aufgefordert zu handeln und den Krankenhäusern die nötige Refinanzierung sehr zeitnah zu sichern“, macht Anja Jimie deutlich.

Keine Fallpauschalen mehr?

Auch das hatten andere Krankenhäuser in ganz Deutschland längst gefordert. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat den Kliniken Unterstützung wegen der Energiekosten zugesagt: „Die Krankenhäuser haben eine ganz besondere Situation. Wenn wir da nicht schnell und auch wirklich drastisch reagieren, kommt es zu Schließungen“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu vor Kurzem in der ARD im Bericht aus Berlin.

Dabei verwies er auch insgesamt auf laufende Arbeiten an einer Krankenhausreform. „Wir wollen das Fallpauschalensystem überwinden“, so Lauterbach über das System, mit dem seit rund 20 Jahren Leistungen im Krankenhaus abgerechnet werden. Die geplante große Reform werde das System viel effizienter machen.

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