
Franz-Josef Bülter, Bäderleiter im Aquahaus, blickt mit gemischten Gefühlen auf die Freibadsaison zurück. Trotz bombastischer Temperaturen gab es einen deutlichen Besucherrückgang. Aus ganz unterschiedlichen Gründen, wie er schätzt. Am Wochenende (27./28. August) geht die Freibadsaison 2022 in Ahaus und Alstätte zu Ende. © Stephan Rape
Freibad schließt: Deutlich weniger Besucher trotz tropischer Temperaturen
Aquahaus
Schwer vorstellbar: In wenigen Tagen soll es sich deutlich abkühlen. Die Freibadsaison endet am 27. und 28. August. Franz-Josef Bülter, Bäderleiter im Aquahaus, blickt auf ein krasses Minus.
Die Sonne brennt vom Himmel, das Thermometer zeigt schon am Vormittag 31 Grad Celsius und für NRW gilt eine Hitzewarnung. Da klingt die Ankündigung von Franz-Josef Bülter, dem Leiter von Aquahaus und Freibad Alstätte, schon ziemlich fehl am Platz: „Nach dem kommenden Wochenende schließen die Freibäder“, sagt er.
Im Aquahaus werden die Außenbecken am Sonntag (28. August) um 19 Uhr für diese Saison geschlossen. Im Freibad Alstätte ist schon am Samstag (27. August) um 13 Uhr Schluss.
Tatsächlich verheißt zumindest die Wettervorhersage pünktlich nach diesem Wochenende einen kleinen Temperatursturz und deutlich unbeständigeres Wetter. „Wir hatten im Frühjahr ja angekündigt, dass wir nur bei besonders gutem Wetter länger als Ende August öffnen würden. Höchstens ein oder zwei Wochen“, sagt er. Und das besonders gute Wetter sehe er eben gerade nicht.
Bäderbetriebe wollen weiter Energie einsparen
Umso drängender seien diese Fragen aktuell, weil natürlich auch die Bäderbetriebe versuchen, so viel Energie wie möglich einzusparen. Weil das Freibad beispielsweise im Frühjahr fünf Wochen später geöffnet hat, konnten schon große Gasmengen eingespart werden. Im Vergleich zur Saison vor drei Jahren (der letzten regulären vor der Pandemie) ist das Aquahaus 17,3 Prozent weniger Energie für Wärme verbraucht: 17.039 Kubikmeter Gas wurden eingespart.
„So wie prognostiziert“, sagt Franz-Josef Bülter nicht ohne Stolz. Auch wegen der Temperaturabsenkungen in den Becken hätte es keinen großen Ärger gegeben. „Bisher hatten alle Besucher Verständnis dafür“, sagt der Bäderleiter. Beschwerden habe er weder gehört noch per E-Mail bekommen.
Temperaturunterschied fällt im Aquahaus nicht so sehr ins Gewicht
Allerdings falle der Unterschied im Aquahaus nicht so gravierend auf wie in anderen Bädern. „Unser Außenbecken war sonst auf 23 Grad beheizt, jetzt sind es 22 Grad“, sagt er. Das sei natürlich etwas anderes als in Bädern, in denen sonst 26 Grad Wassertemperatur geboten werden.

Auch im Freibad Alstätte ist am Wochenende Schluss: Das Bad wird am Samstag, 27. August, um 13 Uhr seine Tore für diese Saison schließen. © Stephan Rape (Archiv)
Auch die Absenkung der Temperatur im Hallenbad sei den Besuchern bisher nicht übel aufgestoßen. Dabei geht es dort um mehr als nur das Wasser: „Wenn ich die Wassertemperatur senke, sinkt automatisch auch die Temperatur in der Schwimmhalle. Dadurch kann die Temperatur in den Duschen und Umkleiden parallel gesenkt werden“, erklärt er. Energieersparnisse von zehn Prozent seien so möglich. Genau kann er den Erfolg der gesenkten Temperaturen aber noch nicht ermitteln. Weil es nur einen Gesamtgaszähler gibt, der nicht zwischen Innen- und Außenbecken unterscheidet.
Deutlicher Besucherrückgang trotz heißer Temperaturen
Insgesamt ist er mit den Besucherzahlen nicht zufrieden. „Obwohl wir ja einen bombastischen Sommer hatten“, sagt er. Das Aquahaus verzeichnete fast 9600 Besucher weniger als in der letzten regulären Saison 2019. Nur 48.062 Schwimmer kamen während der Freibadsaison ins Aquahaus. Im Alstätter Freibad verzeichnete der Bäderbetrieb ein minimales Plus von 252 Besuchern mehr als 2019.
Auch die teils krassen Temperaturen in diesem Jahr konnten daran nichts ändern: „An einem Tag hatten wir 38 Grad und 3500 Besucher im Bad“, sagt er. Einen Tag später seien es „nur“ noch 32 Grad gewesen. „Da waren es nur noch 1000 Besucher“, sagt er kopfschüttelnd.
Auch auf das ganze Jahr gerechnet sieht es (Stichtag 25. August) relativ düster aus: Statt 103.570 Badbesuchern zwischen Januar und August 2019, kamen im laufenden Jahr nur 81.024 Besucher ins Aquahaus (Freibad Alstätte: 22.138 statt 23.397). Ein Minus von über 21 Prozent.
Kein Ahauser Phänomen: „Wir sind mit elf anderen Bädern im Westmünsterland in einem Arbeitskreis zusammengeschlossen“, sagt der Bäderleiter. Im Juni haben die sich noch getroffen. „Alle klagen über einen Rückgang der Besucherzahlen von rund 20 Prozent“, erklärt Franz-Josef Bülter.
Spekulation über die Gründe für den Besucherrückgang
Er sucht nach Gründen: Klar, die Hallenbadsaison sei 2022 noch mit Corona-Einschränkungen gestartet. Deswegen gebe es dort auch ein größeres Minus als im Freibadbereich. Doch darüber wo der Rückgang insgesamt herkomme, könne er nur spekulieren: „Sicherlich werden gerade viele Menschen sparsam“, sagt er mit Blick auf die explodierenden Energiekosten. Und auch durch die Pandemie seien viele Menschen wohl vorsichtiger geworden. „Nicht die im Bad, aber die, die lieber zuhause bleiben“, erklärt er augenzwinkernd.
Der Rückgang der Besucherzahlen sei aber auch schon seit Jahren spürbar. „Mit den Zahlen von vor 10 oder 15 Jahren brauchen wird das nicht mehr zu vergleichen“, macht er deutlich. Andere Freizeitgewohnheiten, längere Schulzeiten, günstige Pools für Zuhause – all das führe eben zu weniger Besuchern.
Seit 2019 hatte der Bäderbetrieb die Eintrittspreise über mehrere Jahre stabil gehalten. Natürlich werde darüber gesprochen, die Preise anzupassen. Auch das mit Blick auf die Energiekosten. Wie die Diskussion ausgeht, mag der Bäderleiter nicht abschätzen. Er setze sich allerdings für moderate Anpassungen ein. „Wo sollen die Leute schließlich das Geld hernehmen?“, die Frage lässt er unbeantwortet im Raum stehen.
Öffnungszeiten, Hundeschwimmen und Wartung
- Ab Montag, 29. August, gelten im Aquahaus folgende Öffnungszeiten:
- montags geschlossen wegen Schulschwimmen
- dienstags bis freitags: 6.30 bis 20 Uhr
- samstags, sonntags, Feiertage: 8 bis 18 Uhr.
- Der inoffizielle Freibad-Saisonabschluss, das Aquadog-Festival, findet am Sonntag, 25. September statt: Bevor die Becken und der Außenbereich nach und nach in den Winterbetrieb gehen, dürfen Hunde aus Ahaus und Umgebung dort noch schwimmen gehen. Von 11 bis 18 Uhr wird ein umfangreiches Programm angeboten.
- Vom 5. Dezember bis Weihnachten wird auch das Hallenbad geschlossen. In dieser Zeit sollen anstehende Reparaturen und Wartungen erledigt werden.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
