Deutschlandweit wurde im ersten Halbjahr 2020 deutlich mehr Falschgeld sichergestellt. Wie es in Ahaus bei dem Thema aussieht, verraten Vertreter von Banken und der Polizei.

Ahaus

, 21.08.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Deutschlandweit wurden im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2019 gut 25 Prozent mehr Blüten aus dem Verkehr gezogen, das Falschgeld nimmt also deutlich zu. Das liegt vor allem am „Movie Money“, einfachen Druckfälschungen ohne Sicherheitsmerkmale. Wie verhält es sich in Ahaus? Auf Anfrage der Redaktion haben sich Banken und Polizei zu dem Thema geäußert.

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„Wir haben nur gelegentlich mit Falschgeld zu tun und sehen aktuell keine Zunahme“, berichtet Fabian Terfort, Teilmarktleiter Ahaus der Volksbank Gronau-Ahaus. Das hänge aus seiner Sicht auch damit zusammen, dass digitale Alternativen wie Kartenzahlung oder das Bezahlen mit dem Smartphone sich nicht nur in Corona-Zeiten immer stärkerer Beliebtheit erfreuten.

Früherkennung für Banken sehr wichtig

„Im ersten Halbjahr gab es bei der Sparkasse Westmünsterland 25 Fälle mit einem Betragswert von 1070 Euro. Das ist für ein so großes Gebiet sehr überschaubar“, stellt Carina Wübbels von der Pressestelle der Sparkasse. „In maximal einem Drittel unserer Geschäftsstellen wurde eine Blüte angenommen“, ordnet das Ingmar Wenzel, Filialdirektor in Ahaus, ein. Die Fallzahl habe etwas zugenommen, der Betrag sei allerdings im Vergleich zum vorigen Halbjahr gleich geblieben.

Die Banken unternehmen einiges, um die Weitergabe von Falschgeld zu verhindern. „Wir sind als Bank zur Anhaltung von falschem oder falsch verdächtigem Geld verpflichtet und arbeiten intensiv an einer Früherkennung, um so den Umlauf von Falschgeld zu verhindern“, erklärt Fabian Terfort. Alles eingehende Bargeld werde maschinell geprüft. Bei Verdachtsfällen werden Polizei und die Falschgeldstelle der Bundesbank eingeschaltet.

Regelmäßige Schulungen

„Wir können marktseitig nicht viel falsch machen, Geldzählgeräte erkennen das automatisch“, so Ingmar Wenzel zu der Überprüfung. „Wir sind nach dem Bundesbankgesetz dazu verpflichtet, mutmaßlich falsches Geld aus dem Verkehr zu ziehen“, erklärt Carina Wübbels die rechtlichen Gegebenheiten. Die Sparkassen-Mitarbeiter würden in regelmäßigen Web-Schulungen intensiv auf die Prüfung von Scheinen und Münzen vorbereitet.

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„Der verdächtige Schein wird gegen das Licht gehalten und auf das Wasserzeichen kontrolliert. Ansonsten werden die Scheine gekippt, betastet und auf Griffigkeit überprüft. Falschgeld ist häufig dünner und weniger reißfest als echtes Bargeld“, erklärt Fabian Terfort die Vorgehensweise und rät Kunden, bei Verdachtsfällen die Polizei einzuschalten.

Während Fabian Terfort berichtet, dass der 50-Euro-Schein am häufigsten gefälscht werde, stellen die Sparkassen-Vertreter die meisten Blüten bei der 20-Euro-Note fest. Für die Zukunft ist Ingmar Wenzel positiv gestimmt: „Es wird für Fälscher mit den neuen Serien, die deutlich mehr Sicherheitsmerkmale enthalten, immer schwieriger.“ Das aktuell vermehrt auftretende „Movie Money“ sei etwa leicht an einem zusätzlichen Aufdruck auf den Scheinen zu erkennen.

„Fühlen - Sehen - Kippen“

„Ob wir mehr Falschgeldfälle haben, können wir statistisch nicht belegen“, erklärt Thorsten Ohm von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Borken. Denn die jährliche Kriminalitätsstatistik ist zu Beginn dieses Jahres umgestellt worden, bis zum vergangenen Jahr gingen nur Fälle ein, bei denen man den Tatverdächtigen auch ermittelt hat. Nun werden auch Fälle erfasst, bei denen das nicht unbedingt erforderlich ist. Aber es werde in jedem Fall wöchentlich im Kreis potenzielles Falschgeld an die Polizei übermittelt. „Das ist die Realität“, macht sich Thorsten Ohm keine Illusionen.

Händlern rät die Polizei, sich ein Gerät zur Kontrolle anzuschaffen. Jeder könne zudem nach dem Prinzip „Fühlen - Sehen - Kippen“ Merkmale wie das Wasserzeichen erkennen. Wenn man sich unsicher ist, rät der Sprecher der Polizei zum Vergleich mit Hilfe eines anderen Scheins oder zur Überprüfung durch Experten bei der Bank.

Geld in Umschlag übergeben

Wenn ein begründeter Verdacht auf Falschgeld vorliegt, sollte man die Polizei informieren. „Das Geld sollte man am besten in einem Umschlag an die Polizei übergeben, damit noch die Möglichkeit besteht, Fingerabdrücke zu sichern“, so Thorsten Ohm. Falschgeld wird nicht ersetzt, sodass der Finder den finanziellen Verlust hat.

Die Geldfälschungen kommen zum Großteil aus Süd- oder Osteuropa, dort agieren international aktive Fälschergruppen. „Wenn Falschgeld erst spät ausfällt, wird es natürlich schwierig, den Täter ausfindig zu machen“, erklärt Thorsten Ohm. Die Blüten werden oft über Mittelsmänner verteilt, die nur einen falschen Schein unter vielen richtigen mit sich führen.

Aber risikoarme Versandwege, zum Beispiel per Post, hätten zugenommen. „Bei konsequenter Anzeigeerstattung ist es einfacher, die Täter ausfindig zu machen“, weiß Thorsten Ohm. Denn die Ermittlungskette fange bei der Entdeckung des Geldes an.

„Jeder, der Falschgeld wissentlich weitergibt, macht sich strafbar“, erläutert der Polizeisprecher. Die Bürger hätten die Pflicht, selbst dafür zu sorgen, dass kein Falschgeld in den Verkehr kommt.

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